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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

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Ilg, Albert: Die Werke Leone Leoni's in den kaiserlichen Kunstsammlungen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0082
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Die Werke Leone Leoni's in den kaiserlichen Kunstsammlungen. 7 T

in den Garten von Aranjuez, diente dann zur Verschönerung eines Hofes des neuen Palastes von Buen-
Retiro, kam 1810 vor das Kloster der heiligen Anna, schliesslich in das Museum des Prado.

Nach Madrazo1 spricht das citirte Schreiben Gonzaga's noch von einer Anzahl Arbeiten des Künstlers
welche er 1 553 in seinem Mailänder Atelier für den Kaiser vollendet hatte und welche im Madrider Museum
sich erhalten haben. Zunächst bringt er folgende Stelle des Schreibens:

»Die dritte Statue (Gonzaga versteht unter Karl V. und dem Furor zwei Statuen) ist diejenige des
Monsignore Principe, an welche bereits die letzte Hand angelegt ist. Sie hat schöne Gewandung, welche
mit vielem Talent angeordnet ist, und bietet einen aussergewöhnlichen Gesammtanblick. Die Büste stellt
die Serenissima Regina Maria vor; sie ist gemeinschaftlich mit jener des Prinzen von ihr selbst bestellt und
nicht geringer als die Andere.«

Ich verweise bezüglich der Beschreibung der Bronzefigur Philipps auf Madrazo, indem dieses
Werk für uns weniger wichtig ist. Zudem ist (p. 27) wieder ein Facsimile von C. Molony beigegeben,2
leider freilich abermals in derselben geschmacklosen und unklaren Darstellung einer rohen Kohlenzeichnung
wie die Statue Karls V. Die Basis trägt die Inschriften: PHILIPPVS-ANGLLE• REX• CAROLI• V-F. und:
LEO. P. POMP. F. ARET. F. 1564. Hieraus ergibt sich, dass die erste Inschrift nach 1553 und vor dem Januar
1 556 angebracht wurde, als Philipp sich in Italien aufhielt, während jene des Meisters und seines Sohnes
erst bei der Abgabe nach Spanien dazukam; dass die Statue jemals ein Schloss der Königin von Ungarn
geschmückt hätte, wie Vasari sagt, ist nicht richtig.

Die etwas überlebensgrosse Bronzefigur dieser Schwester des Kaisers bringt der Artikel in einer
hübschen Zinkographie nach Zeichnung von Lalauze, p.29.3 Wir kommen auf das Costümliche und andere
Charakteristica noch zurück und begnügen uns hinzuzufügen, dass nach Madrazo die schwarze Marmor-
plinthe bezeichnet ist: MARIA • AVSTRIA • REGINA • LVDOVICI • VNGARLE • REGIS. Der Verfasser bemerkt
ferner, darin stimmten der Brief Gonzaga's und Vasari überein, dass Maria diese beiden Figuren bei Leoni
bestellt habe. Aber Vasari drückt sich keineswegs dergestalt aus. Er spricht gar nicht von lebensgrossen
Bronzefiguren Philipps und seiner Tante, sondern blos von einer Statue des erstem und von einem Kopf
der zweiten in Bronze, und von diesen sagt er dann, dass sie nebst anderen die Königin besass, che le fe
fare. Das Schreiben Gonzaga's aber genügt wohl für die Annahme, wonach die Bestellung gewiss zur Zeit
der grossen Tour Philipps durch Italien, Deutschland und die Niederlande, also 1 548— 1 55 1, stattgefunden
haben muss. Das Schloss »Brindisi« bei Vasari ist selbstverständlich Binche, welches Maria mit allen
Reizen der Kunst geziert hatte. Auch im Uebrigen steckt der Bericht des Italieners hier voller Fehler.
Erstens besass die Königin niemals jene Schöpfungen Leoni's, mag sie auch die Veranlasserin einiger der-
selben gewesen sein, weil sie alle erst 1564, also nach ihrem Tode erst, Mailand verliessen, um nach Spa-
nien transportirt zu werden. Ferner ist das: Vela fole Maria! welches Vasari König Heinrich II. von Frank-
reich bei der Zerstörung jenes Schlosses der Königin zuschreibt, offenbar eine Verstümmelung für: Voilä,
folle Marie! und — fügen wir hinzu — gewiss auch nicht: Voilä Folembrai! zu lesen, welches Schloss
die Königin angriff, worauf ihr Henri im folgenden Jahre mit dem Brande von Binche antwortete.* Die

Sigmunds Registratur. De Annis 1418—1423, G., Fol. VIII, v.), und 1429 heisst es (König Sigismunds Registratur. De Annis
1428—1433, Fol. 77r.): Arma IohannLeonis. Item data suntArma Iohanni leonis decretorum doctori die XXVI. mensis decembris
datum in posonio. Leider ist der Notiz die Beschreibung des Wappens nicht beigegeben. Demnach wäre unseres Meisters
Erhebung zum goldenen Ritter schon eine zweite Auszeichnung der Familie.

Und vielleicht haben wir auch von einem spätem Familiengliede, vielleicht einem sehr nahen Verwandten Pompeo
Leonis, Kunde durch ein weiteres Actenstück desselben Archives (Rudolphi Secundi Privilegia De Annis Dni 1585 —1591,
Fol. 478 r.), wo sich eine Familiaritas pro Emanuele Fernandes de Lione findet. Es wird von ihm gesagt: et nostra causa
longinquas suscipere profectiones minime detrectasti. Dat. Pragae die nona mensis Martii Anno Dni 1591. Der lange Aufenthalt
Leonis und seines Sohnes Pompeo in Spanien kommt bei dem spanischen Klange jenes Namens ins Gedächtniss, ebenso wie
es hinsichtlich jenes Dr. Johannes auffällt, dass auch Leonis Vater Giovanni hiess, u. s. w. Das ältere Wappen des Geschlechtes,
das silberne Rad, erwähnt das Diplom Karls V. von 1549.

1 L'Art, 1878, tomel. p. 25 ff.

2 photogr. du Musee du Prado, 981; fälschlich dem Pompeo zugeschrieben.

3 Photogr. du Musee du Prado, 983, mit falscher Autorangabe des Sohnes allein.

4 So lautet die Erklärung in der Florentiner Vasari-Ausgabe 1772, VII. p. 85, n. 1.
 
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