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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 5.1887

DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Über einige Jagdwaffen und Jagdgeräthe, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5532#0112
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ÜBER EINIGE JAGDWAFFEN UND JAGDGERATHE

Von

Wendelin Boeheim.

(Fortsetzung und Schluss.)

Pürschgewehr mit Pulverflasche des Erzherzogs Leopold V. von Tirol.

er schwere, 81 • i Ctm. lange, achtkantige, gebläute Lauf besitzt bei einem Bohrungs-
diameter von i 5 Mm. acht Rundzüge. Das etwas verzierte Absehen ist von Silber,
ebenso die eingeschobene Mücke. Der Lauf ohne alle Verzierung zeigt Spuren einer
Marke. Das in seiner constructiven Zusammenstellung einfache Radschloss trägt den
Radmechanismus im Innern, das Rad ist verdeckt, ein kleiner, in Eisen geschnittener
Löwe zeigt durch seine Stellung an der Radperipherie an, ob das Rad gespannt ist.
Die Schlossplatte, sowie der flache Raddeckel sind mit Gravüren in Kupferstichmanier
ausgestattet. Auf ersterer ist in miniaturartiger Ausführung mit vielen kleinen Figuren eine Scene dargestellt,
in welcher ein Krieger in antiker Tracht angesichts eines zahlreichen Reiterheeres einen Löwen bekämpft. Im
Hintergrunde erblickt man eine Stadt mit einer Kirche, welche in ihrer Form an die Marienkirche in
München erinnert. Auf dem Raddeckel zeigt sich eine Bärenjagd im Hochgebirge. Der Hahn ist in der Form
eines Delphins in Eisen geschnitten, am Halse ist ein kletternder Bär im Relief ersichtlich. Der deutsche
Schaft aus schwarzgebeiztem Birnholz ist dicht von eingelegten, theils figuralen, theils ornamentalen Decors
in Silber bedeckt. Die einzelnen dargestellten Figuren und Gegenstände sind in ausgeschnittenen Silber-
plättchen dargestellt, welche sodann nach Art eines Kupferstiches gravirt erscheinen, dazwischen zur Aus-
füllung der schwarzen Flächen finden sich conventionell gestaltete Linienornamente aus eingelegtem Silber-
draht. Unter den überaus zahlreichen dargestellten Scenen sind die folgenden hervorzuheben:

Aeussere oder Schlossseite: obere Leiste am Kolben: äsendes Rothwild. Einige zu Pferde und zu
Fuss mit Hunden heranrückende Jäger. Zwei Cavaliere lassen sich von einem Jungen einen Stand hauen.
Am Ladeschuber: Eine Jagd von mit langen Gabeln bewaffneten theils reitenden Jägern auf Strausse. Am
Vorderschafte: Scenen von Jagden auf Wildschweine, Hirschen, Wölfe und Elephanten.

Untere Seite, am Mittelschafte: an ein Feld mit Arabesken, zwischen welchen ein Strauss und der
heilige Geist zu erblicken ist, reiht sich die Darstellung des Propheten Daniel in der Wüste zwischen Löwen.
Dem im Gebete begriffenen Heiligen erscheint aus den Wolken der Erzengel Michael; in der Linken trägt
derselbe eine Lilie, in der Rechten hält er den Propheten Habakuk an den Haupthaaren in der Luft, welch'
Letzterer ein Körbchen mit Speise trägt. Zunächst unter dieser Darstellung am Kolben erblickt man drei
musizirende Jünglinge in reichen spanischen Kleidern. Der eine spielt die Geige, der andere die Flöte, der
dritte die Laute. Zunächst am Abzüge ist das Feld mit stilvoll gezeichneten Arabesken ausgefüllt. Darunter,
den Abschluss des Kolbens bildend, ist abermals eineStraussjagd nach Art der Wilden dargestellt, in welcher
die Jäger ihren Stand auf hohen Steigbäumen eingerichtet haben. Am Böden wird ein Strauss von einem
nackten, mit Bogen bewaffneten Mann verfolgt, während ein anderer sich auf einen der Steigbäume rettet.
Das Backenstück des Kolbens bildet an der Innenseite unterhalb eine breite Leiste, auf welcher eine Scene

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