Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.>; Schultz, Alwin [Hrsg.]; Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]; Treitzsaurwein, Marx [Bearb.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien): Der Weisskunig — Wien, 6.1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5732#0030
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XXVIII

Hoffstätter mit grossem Fleisse 1775 zu Wien veröffentlicht. Für diese Ausgabe wurde die verlorene
Tafel: die Krönung des alten Weisskunig, nachgeschnitten. Der Rest dieser Ausgabe wurde von Kurzböck's
Erben an S. Edwards nach London verkauft, wo sie 1779 mit französischem Titel erschien.

Der Weißkunig ist meist nur von den Kunstfreunden geschätzt und beachtet worden. Die Literar-
historiker schlagen seinen schriftstellerischen Werth sehr gering an und haben auch so unrecht nicht, da
die Sprache ziemlich ungelenk und eintönig klingt und die absichtliche Verdunkelung der Thatsachen
kaum geeignet ist, ein Interesse an der Erzählung zu erregen. Die Historiker haben sich noch weniger um
das Werk gekümmert; der einzige, der ein gründliches Studium dem Buche gewidmet hat, ist R. von
Liliencron, der in Raumers historischen Taschenbuch (5. Folge, III, Leipzig 1873) eine Abhandlung über den
Weißkunig veröffentlichte, eine Arbeit, der ich die besten Aufschlüsse verdanke und die ich mit grösstem
Nutzen für meine Ausgabe verwendet habe. Mir blieb nach dieser Studie nur noch übrig, v. Liliencron's
Ansichten etwas weitläufiger auszuführen und vielleicht hie und da in Kleinigkeiten zu berichtigen.

Welches auch immer der Nutzen sein mag, den eine nach des Kaisers Intentionen umgestaltete
Ausgabe des Weisskunigs der Geschichtswissenschaft bringen mag, den Hauptwerth erhält das Buch doch
durch seinen Bilderschmuck. Burgkmair's Arbeiten mögen uns einen Kunstgenuss bereiten, aber alle Bilder,
auch die geringsten, bieten uns mehr wie irgend ein Illustrationswerk der Zeit einen Einblick in das
Leben und Treiben jener interessanten Periode. Wir werden an den Hof geführt und sehen die Schlachten
vor uns, die unser Held geschlagen, wir lernen die Bestürmungen der Städte kennen, sehen den Festen zu,
beobachten den fürstlichen Knaben bei seiner Erziehung, seinen Spielen und werden endlich noch in die
Werkstätten der Künstler und Handwerker eingeführt. Und alle die Bilder sind zuverlässig, vom Kaiser
selbst controlirt. Die Trachten, auf die Maximilian besonders achtete, sind immer von absoluter Treue.
Kurz wir können keinen besseren Führer und Leiter als unsere Bilder uns wählen, wollen wir eine klare
Vorstellung gewinnen der Zeit, wo das Mittelalter abschied und in Deutschland auch das Zeitalter der
Renaissance seinen Einzug hielt, der Zeit, dessen hervorragendster und merkwürdigster Vertreter Kaiser
Maximilian I. ist.
 
Annotationen