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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

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Frimmel, Theodor v.: Bronzen in der II. Gruppe der Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0246
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Theodor Krimmel. Bronzen in der II. Gruppe der Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses.

Der Schweif biegt sich fast im Halbkreisbogen bis in die Nähe des Nackens. An der concaven Seite
löst sich ein Büschel schmaler Federn los, die in krummer Linie bis zum Rücken reichen, wo sie auf-
liegen. An der convexen Seite lösen sich zweimal schmale Federbüschel von der Hauptmasse, um eine
blattartige Endigung mit eingerollten Mittelrippen zu bilden.

Nahe dem oberen Schweifende ist die Oetfnung zum Eingiessen des Wassers angebracht und mit
einem Deckel versehen, der sich in einer Charniere bewegt. Gebildet wird der Deckel von einer kräftig
geformten Palmette und zwei aufsteigenden dicken Ranken. Am Ursprung der Palmette gewahrt man
über der Charniere einen quer verlaufenden Wulst. Das dicke Plättchen, auf dem die Palmette aufliegt,
biegt sich zunächst als dicke Ranke steil auf, rollt sich dann nach unten ein und theilt sich am Ende in
zwei kleinere dicke Ranken, die ihrerseits wieder nach oben eingerollt sind.

Das Ausgiessen der Flüssigkeit geschah durch den Schnabel.

Das beschriebene Geräth ist in allen seinen Theilen überaus sorgfältig ausgeführt, von glatter Ober-
fläche und zeigt reichlich erhaltene Vergoldung an fast allen Stellen, die vor Abnützung mehr geschützt
waren. Am Bauche gewahrt man eine alte Restauration, die aus einem eingeflickten oblongen Messing-
stück besteht.

Vom Niello ist jederseits am Oberschnabel eine Partie herausgebrochen.

Was die Zeit der Entstehung anbelangt, so lässt sich das 11. bis 12. Jahrhundert mit grosser Wahr-
scheinlichkeit annehmen, denn die streng stilisirten Formen, bei auffallender Sauberkeit der Mache,
schliessen eine Entstehung im späten Mittelalter unbedingt aus.

An eine noch frühere Entstehung aber, etwa eine in karolingischer Zeit zu denken, dazu liegt kein
Anhaltspunkt vor. Die oben beschriebenen Formen der Palmette und des kolbenförmigen Blattes weisen
meines Wissens auf die von mir angegebene Zeit.
 
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