Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Beer, Rudolf: Die Galeere des Don Juan de Austria bei Lepanto: Nach einer zeitgenössischen Beschreibung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0016
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dr. Rudolf Beer.

werden sowie einige Lorbeerzweige auf Flügeln, um damit die Raschheit im Gewinnen des Sieges zu
veranschaulichen.

Bericht. Die vierte und letzte Statue sei eine Figur, welche Ulysses darstellt, ausgesetzt dem
Gesänge der Sirenen und sich die Ohren mit den Händen zuhaltend, mit einem Spruche, der besagen
soll: »Ne dulcia laedant,« um anzudeuten, dass ein tüchtiger Capitän den Schmeichlern, welche durch
die Sirenen dargestellt werden, die mit ihren Lügen und Heucheleien die Fürsten vergiften und ihnen
das gesunde Verständniss entziehen, kein Gehör schenken darf.

Bemerkung. Das Alles ist gegen die Fabel, wie sie von Homer erzählt wird, aber ganz der Ver-
nunft entsprechend; denn im XII. Buche der Odyssee wird berichtet, dass Ulysses, als er vor den
Felsen der Sirenen vorbeizog, die Ohren seiner Gefährten mit Wachs verschloss, sich selbst aber an
den Mastbaum der Galeere bei freiem Gehör anbinden liess, die Musik der Sirenen mit so grossem Ver-
langen, sich losbinden zu lassen, hörte, dass er seinen Gefährten sagte, sie mögen ihn befreien, auf
dass er hingehen könne, wo jene waren. Die Gefährten aber beeilten sich zu rudern und entgingen
dieser Gefahr.

Da sich aber die Vernunft des klugen Menschen dahin äussert, dass er seine Sinne dahin lenkt,
um Dinge zu vermeiden, die ihm mit ihrer Wollust schädlich sein könnten, so ist es gut, wenn man die
Ohren geschlossen hält: »Ne dulcia laedant«. Doch könnten noch besser einige Sinnsprüche gegeben
werden, wie z. B. Persius sagt: »Stat contra ratio«. Die Vernunft widersteht gegen die Begierlichkeit
und so wird mit Rücksicht auf Don Juan auf jene so lobenswerthe Eigenschaft eines Feldherrn hinge-
wiesen, seine Begierden zu bezähmen, wie man von Scipio in Spanien und Alexander in Persien erzählt.

Bericht. Zur linken Seite soll die erste Figur, vom Brückenkopfe beginnend, eine bewaffnete
Pallas sein mit dem Sinnspruche: »Nec sine me quisquam«, um anzudeuten, dass ein tüchtiger Capitän
die Waffen mit jener Weisheit und Vorsicht führen soll, welche durch Pallas vorgestellt werden und
ohne welche ein guter Erfolg nicht möglich wäre.

Bemerkung. Besser wäre es, wenn Pallas das ausspräche, was Venus ihrem Sohne Aeneas sagte,
als sie in jener Nacht des trojanischen Brandes ihm versprach, ihn aller Orten zu begleiten: »Nusquam
abero«, die Sicherheit andeutend, welche in der Vorsicht liegt, welche von Weitem aus wahrnimmt,
was zu thun ist, und immer zur Seite steht.

Bericht. Das nächste darauffolgende Gemälde sei die Zeit in der Weise und mit dem Ab-
zeichen, welche man ihr beigibt, auf ihrem von Hirschen gezogenen Wagen, auf welchen sie die Ge-
legenheit führt, wie man sie sonst malt; endlich ein Jüngling, als Capitän gekleidet, der mit einer
Hand die Uhr der Zeit hält und mit der anderen die Stirnhaare der Gelegenheit mit dem Spruch:
»Dum instat«. Doch könnte man, wenn es so besser scheinen sollte, den Spruch weglassen. Die Be-
deutung wäre, dass die Zeit die Gelegenheiten mit sich bringe und dass ein guter Capitän nicht diese
noch jene versäumen soll. Der Fries dieses Gemäldes soll aus Himmelszeichen, aus Uhren und Instru-
menten bestehen, welche die Zeit messen. Die zweite Figur soll Herkules sein, welcher die Welt-
sphäre aufrecht hält, mit dem Spruche: »Haud succumbet«, um anzudeuten, dass Se. Excellenz dem
Amte, welches er besitzt, vollkommen gewachsen sein werde. Wenn jedoch diese Historie zu anmassend
erschiene, könnte man an Stelle derselben Alexander darstellen, mit geöffneter rechter Hand, um die
Freigebigkeit der Fürsten anzudeuten, welche von so hoher Bedeutung ist, und eine Aufschrift: »Fe-
liciter omnia«. Auch könnte er die linke Hand auf dem Halse eines Löwen haben, welcher das Symbol
des Anstrebens grosser Dinge ist.

Bemerkung. Es scheint mir, dass das, was Herkules betrifft, keine Anmassung ist, weil ja alle
figürlichen Darstellungen, die bisher vorgebracht sind und die als Vorbild dessen dienen, was der Herr
Don Juan zu thun hat, nicht sagen, dass Se. Excellenz das Gleiche bereits vollbracht hat sondern dass
jene Figur nur hergestellt werde, um ihn zu dem zu verpflichten, was er zu vollbringen habe. — Wir
verstehen ganz gut, dass die Welt, die sich über Herkules befindet, die Aufgabe bedeutet, welche Sr.
Excellenz gestellt wird; und speciell mit Rücksicht auf Se. Majestät, welcher der Atlas dieser Säule ist,
wäre folgender Spruch passend: »Nec me labor iste gravabit«, Worte des Aeneas bei der Flucht aus dem
 
Annotationen