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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Tietze, Hans: Programme und Entwürfe zu den großen österreichischen Barockfresken
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0034
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26

Hans Tietze.

hand das pomum oder globus imperialis nemlich der
reichsapfel als ein zeichen der obersten gewalt und
herrschaft in signum supremi imperii orbis Romano-
Germanici, durch welches auf die histori des pabsts
Benedicti VIII. mit kaisern Henrico Sancto, welchen
der pabst aus diser absieht und mit dergleichen aus-
truckung einen solchen reichsapfel bei seinem eintritt
zu Rom verehrt, in die linke hand ein altes staatsruder,
mit schlangen umwunden, wie es auf denen Römischen
münzen und anderstwo vorkommet, gegeben werden,
dadurch die regierung, gewalt und bottmässigkeit anzu-
deuten; damit aber auch das nunmehro zwar zerfallene
dem occidentalischen kaiserthumb ebenermassen zu-
ständige Griechische reich als ein theil der alten Römi-
schen monarchie berührt werde, als können auf beide
Seiten des kaiserlichen throns die alte Griechische in-
signia, als ein diadema oder fascia gemmea perlencranz,
ein Griechische kaiserl. cron, ein Griechischer creuz-
formiger seepter, eine mit einem creuz von perlen ge-
ziehrte kugel, ein Griechisch-kaiserklaid, wie solches
alles in denen alten münzen und bildnussen der kaisern
Michaelis Emanuelis und anderer aus dem Palacologi-
schen und Lascarischen stammen vorkommet, über
einander gemacht worden, auf der andern seithen aber
die völlige kleiderzierd eines Constantinopolitanischen
NB. burgermeister mit seinem seeptro aquilifero oder
adlersscepter, wie solcher gleichfalls auf den alten inn-
schriften vorkommet, auch übereinander ligend ge-
macht werden und kan man ebenfahls ein Griechisches
labrum oder feldzeichen mit dem nahmen Christi, son-
sten monogramate genannt, item ein langes creuz, als
welche beede man in denen Griechischen kaisermünzen
am öftesten antrifft und die kaiser anstatt der seepter
gebraucht haben, denen kaiserlichen insignien bei-
fügen.

Durch den burgermeisterhabit wird das recht über
die Stadt Constantinopl in specie bedeutet, wie dann
auch dises amt die kaiser Selbsten ehedessen begleitet
haben. Und damit es ferners das ansehen gewünne, daß
der gedanken auf gegenwärtig regierende kais. maj. und
samtliche churfürsten und stände des reichs, als unter
welchen dasselbe ausgesonnen worden, abzihle, so kan
man über den thronsessel des kaisers auf eine schöne
arth den zweiköpfigen reichsadler also stellen, daß des-
selben schweif den obristen theil des sessels ausmache,
und auf der brüst in der mitten eine sonn mit vollen
strahlen als ein zeichen der allgemeinen glückseeligkeit
mit einem doppelten, gleich einen cireul geschlossen C
auf dise arth IC, um seiner kais. maj. höchsten nahmen
dazustellen und zu verewigen, vorgebildet werde.
Disem zweiköpfigen adler ist in die rechte klauen ein
1 orber oder siegszeichen, in die linke die alte kaise r-
cron samt dem palmzweig als des gliebten fridens
zeichen, wodurch ihro kais. maj. der Christenheit inn-
und auswendig eben so heldenmüthig vorgestanden als
in dem krieg sigreich gewesen seind, zu geben, welches
zugleich auch das zeichen wäre, daß von demTeutschen
heldenmuth durch den sieg iure victoriae das Römisch
reich seie erworben, durch die kais. maj. mit klugen
fridenssinn die gemeine ruhe seie erhalten worden.

Zur rechten Seiten begleitet den kaiser die tugent
der Beständigkeit mit zerbrochenen saulen auf ihrer
achseln, an der linken Hercules, der Starckmüthig-
keit beispill, mit der löwenhaut über seinem leib, wel-

cher eine hand auf oben bemerktes staatsruder aus-
strecket, mit der andern einen von lorber und palm
gemischten Crantz vorweiset, wodurch zugleich seiner
anheut glorwürdigst regierenden kais. maj. Caroli VI.
sinnbild angezeigt wird.

Andertens zu ehren und bedeutung des hl. Römi-
schen reichs churfürsten, standen und Vasallen und
deren großmüthiger freigebigkeit so stehet vor dem
kaiserlichen thron das alte Teutschland in figur einer
weibspersohn, wie man ein provinz sonsten abmahlet, mit
einem gethurntem köpf und einer rauchen pelzhaut über
den leib, also daß die eine seite der blossen brüst
hervorschaue, hiedurch die alte, harte und nicht zärt-
liche lebensarth und stärke der Teutschen wackerheit
zu bedeuten; über denselben mit einem Römischen
purpurmantel zum zeichen des überkommenen Römi-
schen reichs dargestellet. Hinter dem Teutschland soll
stehen ein bejahrter großbartheter Teutscher mann in
einem panzerhemet mit einem grossen langen und
schmallen schild, auf welchen, massen es sonsten nicht
wohl könte gesehen werden, der einfache schwarze
adler in silbern feld als den Teutschen königreichs altes
wappen gemahlet, mit der linken einen zackichlen spieß,
wie sie vor alters getragen worden, mit der rechten
hand aber den pileum libertatis oder freiheitshuth über
den weiblichen obbeschribenen genium des Teutsch-
lands haltend, übrigens mit einem alten heim auf dem
köpf bedecket, zum zeichen, daß die Teutsche durch
waffen, großmuth und kriegskunst die freiheit ihres
königreichs jederzeit behaubtet und erhalten haben
und von keiner nation jemahlen seind ganz besiget oder
unterworfen worden.

Weilen nun ferners das Römische reich nicht allein
in dem Teutschen reich bestanden sondern demselben
das Römische vor sich Selbsten und das Lombardische
reich, nemlich das regnurn Italiae zugekommen,
welches unter kaiser Carolo Magno wie bekant ge-
schehen, unter dem kaiser Ottone I. aber beide reich
unserm Teutschland auf ewig gleichsam angehenket
und mit demselben, jedoch aber also verknüpfet wor-
den, daß dasselbe seine absonderliche recht und zu
dessen zeichen seinen eigenen erzcanzler erhalten, also
müssen nothwendig dem Teutschland die beide reich,
als das Römische und das regnum Italiae, in obbeschri-
bener weiblicher figur mit gethurnten köpfen wie son-
sten die provinzien auf Römische lange weibliche
kleidungsarth vorgestellet werden, und zwar das Römi-
sche in die mitte, das Teutsche zur rechten und Ita-
lienischen zur linken gesetzet, und einem jeden zu
dessen besserer erkennung ein schild bei den füssen,
oder wie es sich am besten schicket, mit ihren provinz-
zeichen, als Rom mit der wölfin und denen daran säu-
genden beiden brüdern Romulo und Remo, das Italieni-
sche reich mit denen alten insignibus Insubricis, riem-
lichen den fluß Po auf die form eines ligenden Wasser-
manns sambt gekrümten schlangen auf einer seithen
und auf der andern Seiten den ligenden Tyberfluß sambt
deren zu mitten stehenden genio Italiae in einer weib-
lichen figur, wie er auf denen münzen der alten Römi-
schen kaiseren vorkommet, gesetzt werde. Dise drei
provinzien müssen alle stehend vorgebildet werden,
weilen es sich sowohl aus der staatskunst oder politique
nicht bewürken lasset, daß man einen regenten in eine
paralel oder gleichformigkeit mit einer provinz ziehre,
 
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