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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0075
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Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit.

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liehe Mißtrauen des Niederländers gegen den Deutschen, dessen Landsleute, wie er äußerte, alle nicht
malen könnten, durch ein Selbstporträt zu besiegen, das er Rem schenkte. Aus einem Verächter wurde
dieser bald ein Bewunderer Aachens. Er hielt dessen Bildnis zeitlebens in Ehren und soll später sogar
Aachen Gehilfendienste verrichtet
haben, indem er ihm die Leinwand
präparierte. Wir dürfen aus dieser
etwas unklaren Darstellung Man-
ders schließen, daß Aachen zwar
in enger Verbindung mit Rem,
nicht jedoch in einem eigentlichen
Schülerverhältnis gestanden hat.

Auf dem erwähnten Selbst-
porträt, dem ersten Ölgemälde
Aachens, das uns beschrieben wird,
hatte sich dieser nicht etwa in ruhi-
ger gravitätischer Pose dargestellt,
sondern lachend in momentaner
lebhafter Bewegung. Es war eine
physiognomische Studie mit Hilfe
des Spiegels, wie sie unser Maler
später noch mehrfach gemacht hat.
Auch das früheste erhaltene Bild
von Aachens Hand ist ein Selbst-
porträt (Fig. 3), das um diese
Zeit in Venedig entstanden sein
dürfte. Es ist durch eine alte Rück-
aufschrift beglaubigt.1 Mit flotten,
sicheren Pinselstrichen sind die
energischen Züge des blondlocki-
gen, blauäugigen Jünglings mit der
etwas plumpen Nase und dem sinn-
lichen Munde festgehalten. Der
Hintergrund ist braun, das Wams
schwarz, der Gesamteindruck mehr
niederländisch als italienisch. Es
spricht aus dem Bilde jedenfalls
das ernste Streben nach genauer
Wiedergabe der scharf beobachte-
ten Natur, das hier vielleicht noch etwas aufdringlich wirkt, die große Begabung unseres Künstlers für
das Porträt jedoch bereits erkennen läßt.

Von Venedig begab sich Aachen zunächst nach Rom, der Hochburg des manieristischen Stils. Hier
finden wir ihn um das Jahr 1577 im Hause des Malers Antonis Santfort aus Mecheln, der wohl nach
seiner Vorliebe für die grüne Farbe «Antonio verde» genannt wurde.2 Wie in Venedig, schloß sich Aachen
auch in Rom an die Niederländer an. Die beiden Landschaftsmaler Paul und Mathis Brill, Otto

Fig. 3. Hans von Aachen, Selbstporträt.

Wien, bei Hofrat Dr. von Jurie.
Verz. I, Nr. 73.

freund Hainhofer wurde 1611 ein kleines Ecce homo auf Kupfer von Gasparo Rhem zum Kauf angeboten: Doering, Des
Augsburger Patriziers Th. Hainhofer Beziehungen zum Herzog Philipp IL von Pommern-Stettin, in Quellenschriften zur
Kunstgeschichte, N. F. VI, S. 107, Anm. 46.

1 Siehe Verzeichnis I, Nr. yi.

2 Floerke-van Mander II, S. 293.
 
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