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Rudolf Arthur Peltzer.
Vertreter nach dem Tode Vasaris, des eifrigsten Michelangelo-Apostels, der Liebling des Hofes, Bronzino,
gewesen war. Aachen konnte also hier in der einmal eingeschlagenen Richtung nur bestärkt werden.
Eine kleine Heilige Familie,1 die sich in Florenz im Palazzo Pitti erhalten hat, zeigt denn auch das
Bemühen, es den italienischen Manieristen gleichzutun. Links sitzt Maria und umfaßt zärtlich den neben
ihr stehenden Christusknaben; Josef ist im Hintergrunde sichtbar. Leider ist das Bild so schlecht er-
halten, daß über das Kolorit nichts
zu sagen ist.
Die Uffizien besitzen ferner
eine schöne, elegant und fein ausge-
führte, mit der Feder übergangene
Kreidezeichnung einer Lukre-
tia (Fig. 5), die auch in Florenz
entstanden sein dürfte. H. Goltzius,
E. Sadeler und andere haben diese
Zeichnung gestochen, aber durch
den Zusatz von überflüssigem De-
tail, wie es der Stecher liebt, nicht
verschönert. Der nackte Oberkörper,
der Kopf mit dem üblichen sentimen-
talen Augenaufschlag, die Hände,
das alles ist korrekt und doch zart
gezeichnet. In der geschickten Ver-
teilung von Licht und Schatten gibt
sich der malerische Sinn Aachens
zu erkennen.
Seine Haupttätigkeit entwickelte
unser Maler auf dem Gebiet der
Porträtmalerei. Hier war er nicht
von den Manieristen abhängig —
auch Bronzinos glänzende Bildnisse
beeinflußten ihn nicht —, vielmehr
strebte er danach, seine solide nie-
derländische Technik mit der freie-
ren Pinselführung und dem wärme-
ren Kolorit der Venezianer zu ver-
einen. Und gerade auf diesem Gebiet
gelang es ihm, sich in Florenz einen
Namen zu machen. Nicht nur Herren und Damen der Hofgesellschaft ließen sich von ihm malen, son-
dern auch der Großherzog Francesco I. selbst. Unter anderem saß ihm auch eine gefeierte Dichterin,
Donna Laura, die anmutige Gattin des Bildhauers Ammanati, die Torquato Tasso als «die Ehre Ur-
binos» besungen hat. Mehrere dieser in Italien gemalten Porträte, sämtlich Brustbilder von fast gleicher
Größe, die den Dargestellten im Dreiviertelprofil vorführen, sind noch vorhanden und geben einen
wichtigen Maßstab für Aachens Leistungen als Porträtmaler ab. Diese Köpfe dürften wesentlich zu einer
gerechteren Würdigung des Künstlers beitragen.
In der Galerie des Fürsten Corsini in Florenz hat sich das gut beglaubigte Porträt des herzog-
lichen Goldschmiedes und Galerieverwalters Jakob Bilivert erhalten, wenn auch in keinem guten
Zustande (Fig. 6). Dieser Bilivert war ein Niederländer und der Vater des renommierten Florentiner
Fig. 7. Hans von Aachen, Porträt des Malers Ludwig Toeput (?).
Wien, kaiscrl. Gemäldegalerie.
Verz. I, Nr, 61.
Wiederholt gestochen; s. Verz. I, Nr. 17.
Rudolf Arthur Peltzer.
Vertreter nach dem Tode Vasaris, des eifrigsten Michelangelo-Apostels, der Liebling des Hofes, Bronzino,
gewesen war. Aachen konnte also hier in der einmal eingeschlagenen Richtung nur bestärkt werden.
Eine kleine Heilige Familie,1 die sich in Florenz im Palazzo Pitti erhalten hat, zeigt denn auch das
Bemühen, es den italienischen Manieristen gleichzutun. Links sitzt Maria und umfaßt zärtlich den neben
ihr stehenden Christusknaben; Josef ist im Hintergrunde sichtbar. Leider ist das Bild so schlecht er-
halten, daß über das Kolorit nichts
zu sagen ist.
Die Uffizien besitzen ferner
eine schöne, elegant und fein ausge-
führte, mit der Feder übergangene
Kreidezeichnung einer Lukre-
tia (Fig. 5), die auch in Florenz
entstanden sein dürfte. H. Goltzius,
E. Sadeler und andere haben diese
Zeichnung gestochen, aber durch
den Zusatz von überflüssigem De-
tail, wie es der Stecher liebt, nicht
verschönert. Der nackte Oberkörper,
der Kopf mit dem üblichen sentimen-
talen Augenaufschlag, die Hände,
das alles ist korrekt und doch zart
gezeichnet. In der geschickten Ver-
teilung von Licht und Schatten gibt
sich der malerische Sinn Aachens
zu erkennen.
Seine Haupttätigkeit entwickelte
unser Maler auf dem Gebiet der
Porträtmalerei. Hier war er nicht
von den Manieristen abhängig —
auch Bronzinos glänzende Bildnisse
beeinflußten ihn nicht —, vielmehr
strebte er danach, seine solide nie-
derländische Technik mit der freie-
ren Pinselführung und dem wärme-
ren Kolorit der Venezianer zu ver-
einen. Und gerade auf diesem Gebiet
gelang es ihm, sich in Florenz einen
Namen zu machen. Nicht nur Herren und Damen der Hofgesellschaft ließen sich von ihm malen, son-
dern auch der Großherzog Francesco I. selbst. Unter anderem saß ihm auch eine gefeierte Dichterin,
Donna Laura, die anmutige Gattin des Bildhauers Ammanati, die Torquato Tasso als «die Ehre Ur-
binos» besungen hat. Mehrere dieser in Italien gemalten Porträte, sämtlich Brustbilder von fast gleicher
Größe, die den Dargestellten im Dreiviertelprofil vorführen, sind noch vorhanden und geben einen
wichtigen Maßstab für Aachens Leistungen als Porträtmaler ab. Diese Köpfe dürften wesentlich zu einer
gerechteren Würdigung des Künstlers beitragen.
In der Galerie des Fürsten Corsini in Florenz hat sich das gut beglaubigte Porträt des herzog-
lichen Goldschmiedes und Galerieverwalters Jakob Bilivert erhalten, wenn auch in keinem guten
Zustande (Fig. 6). Dieser Bilivert war ein Niederländer und der Vater des renommierten Florentiner
Fig. 7. Hans von Aachen, Porträt des Malers Ludwig Toeput (?).
Wien, kaiscrl. Gemäldegalerie.
Verz. I, Nr, 61.
Wiederholt gestochen; s. Verz. I, Nr. 17.