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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0082
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Rudolf Arthur Peltzer.

Barockmalers Johann Bilivert,1 dessen Werke noch in Florenz vorhanden sind. Das treffliche Porträt
führt uns einen etwa 3ojährigen Mann mit dunkelbraunen Augen und ebensolchem Haar, hellbraunem,
spärlichem Schnurr- und Knebelbart vor, der eine etwas zerdrückte Halskrause und ein schwarzes
Seidenwams trägt. Der Hintergrund ist graubraun getönt. Auf der Rückseite des rentoilierten Bildes
stand die alte Aufschrift: «Ritratto del Sig. Giaches Bilivert fia[mingo] Padre di Giovanni Bilivert
pittore .... dipinto per mano di Ans Vanach pittor Fiamingo l'anno 158 . ».2

In der Auffassung, der An-
lage und der farbigen Behand-
lung ganz ähnlich ist ein Brust-
bild der kaiserlichen Galerie in
Wien (Sekundärgalerie), das
heute nur ganz allgemein als
«niederländisch» bezeichnet wird
(Fig. 7): Wiederum auf grau-
braunem Hintergrunde der Kopf
eines etwa 3ojährigen Mannes von
gesunder Gesichtsfarbe, der ein
schwarzes Wams und einen hoch-
hinaufreichenden Halskragen mit
nachlässig gefalteter Rüsche trägt.
Das kurze Haar ist schwarz.
Augen, Schnurr- und Knebel-
bart sind braun. Es ist ziemlich
wahrscheinlich, daß dieses Bild
den italianisierten niederländi-
schen Maler Ludwig Toeput
(Pozzoserrato), meist Ludovico
da Treviso genannt, darstellt,
dessen Porträt von Aachens Hand
im Inventar der Sammlung des
Erzherzogs Leopold Wilhelm ge-
nannt wird.3 Die Beschreibung
trifft zu, wie auch die Maße
(57 X 46 cm ohne Rahmen) den
Angaben des Inventars entspre-
chen.4 Toeput war ein Alters-
genosse Aachens, der sich in Tre-
viso ansäßig gemacht hatte. Heute fast vergessen, muß er damals, zumal als Landschafter, eine gewisse
Bedeutung gehabt haben.-5 Aachen dürfte ihn in Venedig gemalt haben.

Diesen Porträten möchte ich ein weiteres vortreffliches Brustbild eines jungen bartlosen
Mannes von italienischem Typus anreihen, das sich in Prag, Aachens späterer Wirkungsstätte, in der

1 Baldinucci, Notizie etc. XIV, p. 34 ff. im Leben des Malers Bilivert, nennt den Vater «provveditore della real galleria».

2 Frimmel, in Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, N. F. XIX (1893), S. 158.

3 Jahrbuch I, 2, Nr. 644: «Ein Contrafait von Ölfarb auf Leinwath des Ludwigs von Teruisz, Mahleren, in einem
schwartzen Klaidt undt dickhen Kragen. In einer vergulden Ramen mit Oxenaugen, 3 Spann 3 Finger hoch undt 2 Spann
7 Finger braidt. Von Hansz von Aachen Original.»

* Mit Rahmen «3 Spann 3 Finger hoch und 2 Spann 7 Finger breit» = 68I/2 cm X 56 cm, den Spann zu o-2o8 m,
den Finger zu o-0208 m gerechnet. Es bleiben also 10—n'/jCm für den Rahmen.

s Vgl. Floerke-van Mander II, 345. Lanzi, Geschichte der Malerei in Italien, deutsche Übersetzung, Leipzig l83o,
Bd. II, S. 270. Eisenmann, Katalog der Kasseler Galerie, 1888, S. 309. Doering, Hainhofers Reisen nach Innsbruck
und Dresden: Quellenschriften zur Kunstgeschichte, Bd. X, S. 91.

Fig. 9.

Hans von Aachen, Porträt des Bildhauers Giovanni da Bologna.
Paris, Louvre.
Verz. I, Nr. 41.
 
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