Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit.
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in Westfalen. Bisher kannte man nur den Stich, welchen Jakob Lutma darnach angefertigt hat. Modern
hat ihn als eine Komposition von Vianens Hand veröffentlicht.1 Das sehr sorgfältig abgefaßte Inventar
des Begründers der Sammlung auf Herdingen, Freiherrn von Wittenhorst, aus dem Jahre 1654 nennt
aber Aachen als Maler.2 Dasselbe Inventar bezeichnet als die dritte zuschauende Person nicht den
Stecher Lutma, sondern de Vries. Gemeint ist zweifelsohne der berühmte Bildhauer Adrian de Vries,
wie ein Vergleich mit dem Porträtstich des Hondius 3 ergibt. De Vries und namentlich Vianen, den
Aachen schon in München kannte, waren Freunde unseres Malers. Jener war 1601, Vianen 1602 zum
Hofkünstler ernannt worden, vermutlich beide nicht ohne Zutun Aachens. Es ist nun interessant zu
beobachten, wie dieses gegenseitige Freundschaftsverhältnis auf die Arbeiten der Genannten einwirkt.
Fig. 47. Hans von Aachen, Allegorische Darstellung aus den Türkenkriegen.
Kodierung von Th. Boissens.
Verz. II, Nr. 77.
Als eines der Hauptwerke des De Vries, der Herkulesbrunnen in Augsburg, eben vollendet war, im
Jahre 1602, fertigte Aachen eine große Zeichnung der ganzen Anlage als Vorlage für den Kupferstecher
1 Modern, Paul von Vianen: Jahrbuch XV, S. 60 ff., dort Abb. im Gegensinn Fig. I.
2 M. J. Friedländer, «Das Inventar der Sammlung Herdingen in Westfalen» in Oud Holland XXIII. — Nach
freundlicher Mitteilung des Herrn Dr. E. Diez in Berlin, dem ich auch die Photographie des Bildes verdanke, lautet der
Passus wörtlich: «N. 125. Een cleyn stuckie scilderey, waer in Hans van Aken kunstig schil[der] van de keyser naer het
leeven afgebeelt heeft eerst syn selven, de Vries naeet hem ende Pouwels von Vianen, in een conterfeytsel seer constig
gedaen, hebbe daer vor betallt ig g. 10 i. iaer 1654.3 — Dem entsprechend lautet die Aufschrift auf einigen der Stiche:
«In hac tabella qui pingitur Joannes ab Aken, qui pingit Paulus Vianensis, uterque arti celeberrimus. Joannes Lutma d'oude
inv. Jacobus Lutma fecit aqua forti et exeudit.»
3 Abb. bei Buchwald, Adrian de Vries, Leipzig 1899.
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in Westfalen. Bisher kannte man nur den Stich, welchen Jakob Lutma darnach angefertigt hat. Modern
hat ihn als eine Komposition von Vianens Hand veröffentlicht.1 Das sehr sorgfältig abgefaßte Inventar
des Begründers der Sammlung auf Herdingen, Freiherrn von Wittenhorst, aus dem Jahre 1654 nennt
aber Aachen als Maler.2 Dasselbe Inventar bezeichnet als die dritte zuschauende Person nicht den
Stecher Lutma, sondern de Vries. Gemeint ist zweifelsohne der berühmte Bildhauer Adrian de Vries,
wie ein Vergleich mit dem Porträtstich des Hondius 3 ergibt. De Vries und namentlich Vianen, den
Aachen schon in München kannte, waren Freunde unseres Malers. Jener war 1601, Vianen 1602 zum
Hofkünstler ernannt worden, vermutlich beide nicht ohne Zutun Aachens. Es ist nun interessant zu
beobachten, wie dieses gegenseitige Freundschaftsverhältnis auf die Arbeiten der Genannten einwirkt.
Fig. 47. Hans von Aachen, Allegorische Darstellung aus den Türkenkriegen.
Kodierung von Th. Boissens.
Verz. II, Nr. 77.
Als eines der Hauptwerke des De Vries, der Herkulesbrunnen in Augsburg, eben vollendet war, im
Jahre 1602, fertigte Aachen eine große Zeichnung der ganzen Anlage als Vorlage für den Kupferstecher
1 Modern, Paul von Vianen: Jahrbuch XV, S. 60 ff., dort Abb. im Gegensinn Fig. I.
2 M. J. Friedländer, «Das Inventar der Sammlung Herdingen in Westfalen» in Oud Holland XXIII. — Nach
freundlicher Mitteilung des Herrn Dr. E. Diez in Berlin, dem ich auch die Photographie des Bildes verdanke, lautet der
Passus wörtlich: «N. 125. Een cleyn stuckie scilderey, waer in Hans van Aken kunstig schil[der] van de keyser naer het
leeven afgebeelt heeft eerst syn selven, de Vries naeet hem ende Pouwels von Vianen, in een conterfeytsel seer constig
gedaen, hebbe daer vor betallt ig g. 10 i. iaer 1654.3 — Dem entsprechend lautet die Aufschrift auf einigen der Stiche:
«In hac tabella qui pingitur Joannes ab Aken, qui pingit Paulus Vianensis, uterque arti celeberrimus. Joannes Lutma d'oude
inv. Jacobus Lutma fecit aqua forti et exeudit.»
3 Abb. bei Buchwald, Adrian de Vries, Leipzig 1899.
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