Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit.
Vries wieder. Es liegt also hier der Fall vor, daß der berühmte Bildhauer sich Aachenscher Kompositionen
bedient hat, was nicht ausschließt, daß in anderen Fällen, wie Diez annimmt, auch Spranger Entwürfe
für ihn geliefert hat.
Von den Allegorien allgemeinen Inhalts, wie sie Aachen oft gemalt hat,1 sind nur zwei erhalten,
beide hinsichtlich Komposition und Farbengebung bemerkenswerte Arbeiten. Das signierte und 1598
datierte Ölgemälde in Schleißheim «der Sieg der Wahrheit unter dem Schutze der Gerechtig-
keit» (Fig. 51), das auch von L. Kilian und G. A. Wolfgang gestochen ist, weicht zunächst in der An-
Fig. 50. Hans von Aachen, Allegorische Darstellung aus den Türkenkriegen: Die Niederwerfung
des Aufruhrs in Ungarn.
Ölskizze. Wien, kaiserliche Galerie (Depot).
Verz. I, Nr. 66.
Ordnung von der herkömmlichen Pyramidenform ab. Die gut erfundene Gruppe baut sich nach rechts
diagonal auf. Die Gestalt der Gerechtigkeit in ihrem rosafarbenen Gewände klingt an venezianische
Vorbilder an. Dagegen ist das vom Rücken gesehene junge Weib mit den übereinandergeschlagenen
Beinen, die Wahrheit, in seinen graziösen Konturen, dem blassen Inkarnat ein echt Aachenscher Akt.
In dem aus dem Bilde rückwärts herausfallenden Manne, der Personifikation des Betruges, will Aachen
in virtuosenhafter Weise zeigen, wie weit er die Verkürzung beherrscht. Eine malerische Ruinenland-
schaft schließt die Komposition nach links ab. Das Kolorit zeichnet sich durch die Zartheit der Töne
und die weichen Ubergänge aus; die Schatten sind durchsichtig angelegt.
1 Vgl. Verzeichnis 11, Nr. 74 (Vanitas), 84 (Prudentia), 99 und 114 (Der Friede).
Vries wieder. Es liegt also hier der Fall vor, daß der berühmte Bildhauer sich Aachenscher Kompositionen
bedient hat, was nicht ausschließt, daß in anderen Fällen, wie Diez annimmt, auch Spranger Entwürfe
für ihn geliefert hat.
Von den Allegorien allgemeinen Inhalts, wie sie Aachen oft gemalt hat,1 sind nur zwei erhalten,
beide hinsichtlich Komposition und Farbengebung bemerkenswerte Arbeiten. Das signierte und 1598
datierte Ölgemälde in Schleißheim «der Sieg der Wahrheit unter dem Schutze der Gerechtig-
keit» (Fig. 51), das auch von L. Kilian und G. A. Wolfgang gestochen ist, weicht zunächst in der An-
Fig. 50. Hans von Aachen, Allegorische Darstellung aus den Türkenkriegen: Die Niederwerfung
des Aufruhrs in Ungarn.
Ölskizze. Wien, kaiserliche Galerie (Depot).
Verz. I, Nr. 66.
Ordnung von der herkömmlichen Pyramidenform ab. Die gut erfundene Gruppe baut sich nach rechts
diagonal auf. Die Gestalt der Gerechtigkeit in ihrem rosafarbenen Gewände klingt an venezianische
Vorbilder an. Dagegen ist das vom Rücken gesehene junge Weib mit den übereinandergeschlagenen
Beinen, die Wahrheit, in seinen graziösen Konturen, dem blassen Inkarnat ein echt Aachenscher Akt.
In dem aus dem Bilde rückwärts herausfallenden Manne, der Personifikation des Betruges, will Aachen
in virtuosenhafter Weise zeigen, wie weit er die Verkürzung beherrscht. Eine malerische Ruinenland-
schaft schließt die Komposition nach links ab. Das Kolorit zeichnet sich durch die Zartheit der Töne
und die weichen Ubergänge aus; die Schatten sind durchsichtig angelegt.
1 Vgl. Verzeichnis 11, Nr. 74 (Vanitas), 84 (Prudentia), 99 und 114 (Der Friede).