Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit.
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mit ihrer Schwester und erprobt die Schärfe eines Pfeiles. Die Köpfe dieser beiden Frauen heben sich
vom dunkelblauen Himmel ab, der eine großzügige Landschaft überwölbt. Die breite, sichere Pinsel-
führung, die braune Untermalung, die grünlich-grauen Schatten in dem blassen Inkarnat des Knaben,
die gute Lichtführung, alle diese Eigenschaften lassen die Zuweisung an Aachen, die zuerst Frimmel,
gestützt auf die alten Inventare, vorgenommen hat, als durchaus berechtigt erscheinen.1 Eine Wieder-
holung hängt in Pommersfelden.
Das große monogrammierte Bild der Wiener Galerie: Bacchus, Ceres und Amor (Tafel XIV)
kann wegen der unnatürlichen, affektierten Bewegungsmotive und wegen seiner kalten Färbung wenig
Fig. 65. Hans von Aachen, Triumph des Amor und Bacchus.
Ölgemälde auf Alabaster. Schloß Ambras, Tirol.
Verz. I, Nr. 4.
befriedigen. Die Wirkung des von rechts einfallenden Lichtes ist gut beobachtet. Mit besonderer Liebe
ist alles Gegenständliche, z. B. der Korb mit Obst und Früchten oder das Glas, ausgeführt. Geschlossener
in der Komposition und wärmer im Ton ist das in gleichen Dimensionen gehaltene Bathsebabild
(Tafel XV), das eine Arbeit der letzten Lebensjahre sein dürfte.2 Auch hier gibt Aachen wie auf der
Schleißheimer Allegorie und dem Wiener Cercsbilde den hübschen Akt sitzend, fast vom Rücken ge-
sehen. Das linke Bein ist über den rechten Oberschenkel gelegt, eine Haltung, die hier durch den dar-
gestellten Vorgang motiviert ist und die in den sanften Fluß der Umrißlinien des zarten Körpers Leben
bringt. Die Gestalt steht hell von rechts beleuchtet auf dem dunklen Hintergrunde. Kaum erkennt man
1 Verzeichnis I, Nr. 72.
1 Vielleicht identisch mit der laut Rechnung (Beil. V, Nr. 44) für Kaiser Matthias gemalten Bathseba.
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mit ihrer Schwester und erprobt die Schärfe eines Pfeiles. Die Köpfe dieser beiden Frauen heben sich
vom dunkelblauen Himmel ab, der eine großzügige Landschaft überwölbt. Die breite, sichere Pinsel-
führung, die braune Untermalung, die grünlich-grauen Schatten in dem blassen Inkarnat des Knaben,
die gute Lichtführung, alle diese Eigenschaften lassen die Zuweisung an Aachen, die zuerst Frimmel,
gestützt auf die alten Inventare, vorgenommen hat, als durchaus berechtigt erscheinen.1 Eine Wieder-
holung hängt in Pommersfelden.
Das große monogrammierte Bild der Wiener Galerie: Bacchus, Ceres und Amor (Tafel XIV)
kann wegen der unnatürlichen, affektierten Bewegungsmotive und wegen seiner kalten Färbung wenig
Fig. 65. Hans von Aachen, Triumph des Amor und Bacchus.
Ölgemälde auf Alabaster. Schloß Ambras, Tirol.
Verz. I, Nr. 4.
befriedigen. Die Wirkung des von rechts einfallenden Lichtes ist gut beobachtet. Mit besonderer Liebe
ist alles Gegenständliche, z. B. der Korb mit Obst und Früchten oder das Glas, ausgeführt. Geschlossener
in der Komposition und wärmer im Ton ist das in gleichen Dimensionen gehaltene Bathsebabild
(Tafel XV), das eine Arbeit der letzten Lebensjahre sein dürfte.2 Auch hier gibt Aachen wie auf der
Schleißheimer Allegorie und dem Wiener Cercsbilde den hübschen Akt sitzend, fast vom Rücken ge-
sehen. Das linke Bein ist über den rechten Oberschenkel gelegt, eine Haltung, die hier durch den dar-
gestellten Vorgang motiviert ist und die in den sanften Fluß der Umrißlinien des zarten Körpers Leben
bringt. Die Gestalt steht hell von rechts beleuchtet auf dem dunklen Hintergrunde. Kaum erkennt man
1 Verzeichnis I, Nr. 72.
1 Vielleicht identisch mit der laut Rechnung (Beil. V, Nr. 44) für Kaiser Matthias gemalten Bathseba.