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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0150
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i38

Rudolf Arthur Peltzer.

wesentlichen eine Wiederholung des Bildes in der Michaelskirche in München, nur ist die Gestalt der
den Kreuzesstamm umklammernden Magdalena hinzugefügt. Der obere Aufsatz des prächtigen, im
Renaissancestil, ähnlich dem Münchener erbauten Altars trägt ein Bild mit den Halbfiguren des Petrus

und Laurentius.

Das gut erhaltene dreiteilige
Altargemälde in der Allerheiligen-
kirche auf der Prager Burg, das
die Uberlieferung mit Recht auf
Aachen zurückführt,1 stellt die
drei Erzengel dar: in der Mitte
Michael, der den geflügelten Lu-
zifer mit seiner Lanze bezwungen
hat, links Gabriel mit der Lilie,
rechts Raphael. Das Kolorit ist hell
gehalten, mit leicht changierenden
Tönen. Die Anklänge an italie-
nische Vorbilder, die gemessene
Zeichnung, die helle Farbengebung
weisen das Werk in die erste
Zeit von Aachens Aufenthalt in
Prag.

Einen andern Altar, der sich
in der Schloßkapelle des Hrad-
schins befand, beschreibt van
Mander2 folgendermaßen: «In der
Kirche dort befindet sich auch eine
Altartafel, deren Mittelbild eine Auf-
erstehung von Hans von Aachens
Hand, deren einer Flügel die drei
Marien von Spranger und deren
anderer die Jünger auf dem Wege
nach Emmaus von Josef dem
Schweizer [Josef Heintz] zeigt.
Außen auf diese geschlossenen Flü-
gel hat de Vries, nachdem sie erst
glatt und eben gemacht worden
waren, eine Perspektive gemalt,
und zwar so, daß neben die Schließ-
spalte ein viereckiger Pfeiler kam,
so daß man die Vereinigungsstelle der Flügel nicht sehen konnte. Dies gefiel dem Kaiser außer-
ordentlich.» Die beiden Flügel dieses Altars fand ich in Laxenburg (Franzensburg, in der Burg-
vogtei; Tafel XVIII und XIX). Der Gegenstand stimmt mit van Manders Beschreibung genau überein.
Alle drei Maler haben außerdem ihr Werk signiert, de Vries und Heintz auch die Jahreszahl 1598 hin-

Fig. 58. Hans von Aachen, Die drei Grazien.
Braunschweig, herzogliches Museum (Depot).
Verz. L Nr. 12.

1 Der gut unterrichtete Mikovec: tschechische Zeitschrift «Lumir» I (1851), nennt außer den drei Erzengeln eine
hl. Monika in der jetzt im Umbau befindlichen St. Georgikirche, eine besonders gerühmte Verkündigung mit lebensgroßen
Figuren aus der St. Salvatorkirche, die später zu den Jesuiten gekommen sein soll, sowie mehrere Bilder im Depositorium
der Bildergalerie der Freunde vaterländischer Geschichte (Rudolfinum), u. zw. einen Christus, das Kreuz tragend, eine
hl. Katharina, eine hl. Barbara und ein Parisurteil auf Kupfer.

- Im Leben des Malers Hans Vredeman de Vries: Floerke-van Mander II, S. 115.
 
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