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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0153
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Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit.

I4I

selben Jahre 1612 wurde unser Künstler zusammen mit dem andern Kammermaler des Kaisers, Jere-
mias Günther, auf kurze Zeit nach Wien berufen.1 Vermutlich hat er dort die Studien zu den
Porträten des Kaisers und der Kaiserin gemacht, die er dann bei der Anfertigung zahlreicher Kaiser-
bildnisse in den nächsten drei Jahren verwertete. Denn Aachen war zweifelsohne bis zu seinem Tode
der offizielle Port rät ist des Kais er paare s. Die neben ihm im Hofdienst angestellten Maler Günther,
Erasmus von der Port (de Pere) und Johann Hensailler (Henseüler, Henstiler) waren untergeordnete

Fig. 61. Hans von Aachen, Lachende Bauern.
Schloß Raudnitz in Böhmen, Gemäldesammlung des Fürsten Lobkowicz.
Verz. I, Nr. 48.

Kräfte. Arbeiten von ihrer Hand sind nicht bekannt. Günther wurde nach Ausweis der Rechnungen
und Inventare hauptsächlich mit Kopieren beschäftigt. Porträte des Kaisers scheint er erst nach Aachens
Tod gemacht zu haben. 2 Eine interessante Rechnungsaufstellung aus dem Jahre 1617 ist uns er-
halten,3 laut welcher Aachen zehn Bildnisse des Kaisers und elf der Kaiserin Anna auf Be-
stellung angefertigt hat, darunter fünf in ganzer Figur, «vier große stuck» und ein Miniaturporträt «in
ein güldenes büchlein». Der Kaiser war in ganzer Figur einmal im böhmischen Krönungsornat mit der
Krone dargestellt, ein andermal in ungarischer Kleidung. Das letzte Bild war ein Geschenk für die Her-
zogin von Braunschweig. Das dritte ganzfigurige Bild erhielt die Kurfürstin von Sachsen. Auf zwei

1 An Zehrungskosten verlangte er laut Bericht der Hofkammer vom 27. Februar 1615: 87 fl. 37 kr. S. Beil. V, Nr. 43.

2 Über Günther s. Frimmel, Kleine Galeriestudien, N. F.III, S. 58 (f., und Jahrbuch XV, Reg. 11792. — Über de
Pere: Schlager, Materialien zur österreichischen Kunstgeschichte: Archiv für österreichische Geschichte V, S. 667 ff. und 726.
Vgl. auch Wurzbach, Niederländisches Künstlerlexikon, und Oud Holland XXIII, S. 4. — Das Kniestück in der Waffen-
sammlung des Hofmuseums, das Matthias im kaiserlichen Krönungsornat und mit dem Lorbeerkranz auf dem Haupt zeigt,
eine sehr schwache Arbeit, dürfte das in Günthers Rechnung aufgeführte <iir maj. contrafet in kaisers habit, so in der regie-
rung rathstueben kommen», sein (vor 6. April 1616: Jahrbuch XV, Reg. 11790).

3 Eingereicht von der Witwe von Ach, Beil. B zu dem Gesuch von 1617. S. Beil. V, Nr. 44.
 
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