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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0154
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Rudolf Arthur Peltzer.

Brustbildern war der Kaiser in ungarischem Kostüm wiedergegeben, auf einem anderen, das samt dem
seiner Gemahlin dem Oberstkämmerer in Wien abgeliefert wurde, in deutschem. Zwei Brustbilder des
Kaisers und der Kaiserin wanderten nach Spanien. Die vier «großen stuck» mit dem Kaiser in ungari-
schem Kleide und seiner Gemahlin wurden zu verschiedenen Weihnachtsfesten nach Wien gesandt.
Die zwei Porträte der Kaiserin in ganzer Figur waren als Geschenk für die Herzogin von Braunschweig
und für den «herrn Khinsky» 1 bestimmt. Fünf Brustbilder des Kaisers wurden nach Regensburg an den

Herrn von Lamberg geschickt,
wohl zur Verteilung an die auf dem
Reichstag des Jahres 1613 dort
anwesenden Fürstlichkeiten. Die
Rechnung betrug einschließlich
der schon erwähnten mit 50 Talern
angesetzten «Bathseba» 1350 Ta-
ler. Der Preis für ein ganzfiguri-
ges Bild oder ein «großes stuck»
war auf 100 Taler bestimmt, nur
einmal beträgt er 150 Taler; bei
den Brustbildern schwankt er zwi-
schen 24 und 3o Talern.

Einige dieser Konterfette sind
noch vorhanden. So ein vorzüg-
liches lebensgroßes Bildnis des
Kaisers Matthias auf dem
Hradschin, das früher in Wien
war (Tafel XX). Es dürfte ver-
mutlich identisch sein mit dem in
der Rechnung beschriebenen «Con-
terfect in böhmischen kgl. habit
mit der konigl. cron, die ganze
leng», das zu 150 Talern, dem
höchsten Preise in der ganzen
Rechnung, angesetzt ist. Der Kai-
ser steht neben einem Tisch, auf
dem die böhmische Krone liegt.

Fig. 62. Hans von Aachen, Ein scherzendes Paar. Die linke Hand runt darauf und

Wien, kaiserliche Galerie. hält gleichzeitig das Szepter fest.

Verz. 1, Nr. ig. Den rechten Arm stützt er in die

Hüfte. Von links kommt eine große

Dogge heran. Der Hintergrund (rote Draperien und Architekturteile) ist dunkel gehalten. Ein brauner
Gesamtton, zu dem die bunten Farben des prächtigen Kostüms fein abgestimmt sind, durchzieht
das ganze Bild. Der Kaiser trägt einen silberfarbigen, bis unter die Knie reichenden weiten Rock, dessen
reiche Stickerei in Orange und Grün ein Muster von Pfauenfedern und Ranken zeigt, darunter rote
Beinkleider und gelbe Schuhe. Ein pelzgefütterter, mit Goldtressen verschnürter und goldgestickter
grüner Mantel fällt über die Schultern herab. Auf dem Kopfe hat er ein schwarzes, niedriges Barett.
Das vielfache Detail (Krone, Szepter, Schwertgriff, Orden vom Goldenen Vlies, Hutagraffe, Stickerei usw.)
ist sorgfältig ausgeführt. Die bestgemalte Partie des Bildes dürfte jedoch der Kopf sein, dessen Ausdruck
ernst und würdevoll ist. Mit der frischen Gesichtsfarbe kontrastiert seltsam die graue Farbe des Haares

1 Wohl Wenzel Kinsky, einer der Führer der böhmischen Partei.
 
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