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Rudolf Arthur l'eltzer.
Fig. 69. Werkstatt des Hans von Aachen, Kaiser Matthias
als König von Böhmen.
Wien, kaiserl. Gemäldegalerie.
Verz. I, Nr. 62.
getobt war, begegnet uns in den
Akten ein Jobann von Aach,1 wohl
jener gleichnamige nachgeborene
Sohn, dessen Pate Tilly war. Aber
diesmal steht ihm kein glänzen-
der Name zur Seite. Als Bettler
wendet er sich mit ergreifenden
Klagen über sein und seiner Fa-
milie Elend an den Kurfürsten und
empfängt Almosen. So endet die
Nachkommenschaft des gefeierten
kaiserlichen Kammermalers, von
dem einst Sandrart schrieb: «Es
scheinet, es haben die neidischen
Parcae ihm den Lebens-Faden
darum nicht länger gesponnen,
damit er nicht alle andere Künst-
lere, so jemals gelebet, überstei-
gen und der glückseligste gene-
net werden möchte.»
B. Künstlerischer
Charakter.
Aachens Werk ist voll von
Widersprüchen. Krasser Realis-
mus wechselt ab mit dem Kultus
der schönen Form, Lüsternheit mit
inbrünstiger Ekstase, wilde Be-
wegung mit gemessener Ruhe, far-
bige Helligkeit mit tenebrosem
Kolorismus. Das Gebiet seines
Schaffens umfaßt die verschieden-
artigsten Gegenstände. Er malt
den Bauer und den Kaiser, ple-
bejische Sitten und höfische Ele-
ganz, fromme Heilige und die
Nuditäten des Olymps, die erha-
bensten Momente der Leidensge-
schichte Christi und galante Sze-
nen aus dem Reiche der Venus,
ausgeklügelte Allegorien und ein-
fache Genrebilder, Tierstücke und
Landschaften. Alles das läuft ne-
beneinander her. Eine Entwick-
lungslinie ist kaum zu zeichnen.
1 München, Reichsarchiv, Adels-
selekte.
Rudolf Arthur l'eltzer.
Fig. 69. Werkstatt des Hans von Aachen, Kaiser Matthias
als König von Böhmen.
Wien, kaiserl. Gemäldegalerie.
Verz. I, Nr. 62.
getobt war, begegnet uns in den
Akten ein Jobann von Aach,1 wohl
jener gleichnamige nachgeborene
Sohn, dessen Pate Tilly war. Aber
diesmal steht ihm kein glänzen-
der Name zur Seite. Als Bettler
wendet er sich mit ergreifenden
Klagen über sein und seiner Fa-
milie Elend an den Kurfürsten und
empfängt Almosen. So endet die
Nachkommenschaft des gefeierten
kaiserlichen Kammermalers, von
dem einst Sandrart schrieb: «Es
scheinet, es haben die neidischen
Parcae ihm den Lebens-Faden
darum nicht länger gesponnen,
damit er nicht alle andere Künst-
lere, so jemals gelebet, überstei-
gen und der glückseligste gene-
net werden möchte.»
B. Künstlerischer
Charakter.
Aachens Werk ist voll von
Widersprüchen. Krasser Realis-
mus wechselt ab mit dem Kultus
der schönen Form, Lüsternheit mit
inbrünstiger Ekstase, wilde Be-
wegung mit gemessener Ruhe, far-
bige Helligkeit mit tenebrosem
Kolorismus. Das Gebiet seines
Schaffens umfaßt die verschieden-
artigsten Gegenstände. Er malt
den Bauer und den Kaiser, ple-
bejische Sitten und höfische Ele-
ganz, fromme Heilige und die
Nuditäten des Olymps, die erha-
bensten Momente der Leidensge-
schichte Christi und galante Sze-
nen aus dem Reiche der Venus,
ausgeklügelte Allegorien und ein-
fache Genrebilder, Tierstücke und
Landschaften. Alles das läuft ne-
beneinander her. Eine Entwick-
lungslinie ist kaum zu zeichnen.
1 München, Reichsarchiv, Adels-
selekte.