Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit.
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der Schärpe und des schwarzen Seidenwamses möglichst augenfällig wiederzugehen. So wirkt das
Ganze überladen und unruhig.
«So gut wie ein Schüler von Hans von Aachen» ist nach van Mander 1 auch der seit 1591 gleich-
falls am Prager Hofe wirkende Josef Heintz. Ausgehend von dem mit Holbeinschen Traditionen
durchsetzten Manierismus des Hans
Bock in Basel, hat Heintz in Rom
bei Aachen die Technik des Ma-
lens beherrschen gelernt und sich
namentlich in seinen mythologi-
schen, gleichfalls von Correggio
inspirierten Bildern, immer mehr
Aachen angepaßt, so daß beider
Arbeiten oft schwer zu unterschei-
den sind. Im Akt entwickelt auch
er eine sichere Eleganz und Gra-
zie, im allgemeinen aber ist sein
Manierismus weniger maßvoll als
der Aachens. In den großen, fast
nur aus Stichen bekannten reli-
giösen Kompositionen herrscht eine
wilde Unruhe, die in eigentümli-
chem Rhythmus das ganze Bild
durchflutet. Als Proben dieser Rich-
tung seiner Kunst mögen zwei
kleine Aquarelle des Ferdinan-
deums in Innsbruck (dort ohne Be-
zeichnung) dienen, eine Anbetung
der Hirten und eine Beschneidung,
die schon bei einer Vergleichung
mit den gestochenen Kompositio-
nen des Heintz, z. B. mit der 1600
von L. Kilian wiedergegebenen An-
betung, als Arbeiten des Schwei-
zers bestimmt werden müssen
(Fig. 72 und 73). An malerischer Be-
gabung steht Heintz Aachen nach.
Die Schule der Aachen und
Heintz setzte sich in den Werken
des jüngeren Josef Heintz fort.
Beider Arbeiten werden daher oft
miteinander verwechselt. Auch der Sohn war, wie aus einer Stelle in Hainhofers Briefen2 hervor-
geht, nach dem Tode seines Vaters um 1611 am Kaiserhofe. Er ließ sich später in Venedig nieder, wo
er als Cavaliere Gioseffo Enzo unter den damaligen nicht gerade hervorragenden venezianischen
Malern eine bedeutende Stellung einnahm. Bilder von ihm aus den Jahren 1655 bis 1670 befanden
sich in zahlreichen dortigen Kirchen. Was heute noch vorhanden ist,3 läßt den Einfluß seiner Prager
Fia
Matthäus Gondolach, Allegorie auf den Segen des Bergbaues.
Wien, Sammlung Matswanski.
1 Floerke«van Mander II, S. 293.
1 Quellenschriften zur Kunstgeschichte VI, S. 94.
3 In S.Antonio, S. Fantino, S.Giovanni e Paolo und S. Carmini; vgl. Frimmel, Geschichte der Wiener Gemälde-
sammlungen, S. 608 ff., und aus der venezianischen Lokalliteratur namentlich Boschini, Minere della pittura, 1664.
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der Schärpe und des schwarzen Seidenwamses möglichst augenfällig wiederzugehen. So wirkt das
Ganze überladen und unruhig.
«So gut wie ein Schüler von Hans von Aachen» ist nach van Mander 1 auch der seit 1591 gleich-
falls am Prager Hofe wirkende Josef Heintz. Ausgehend von dem mit Holbeinschen Traditionen
durchsetzten Manierismus des Hans
Bock in Basel, hat Heintz in Rom
bei Aachen die Technik des Ma-
lens beherrschen gelernt und sich
namentlich in seinen mythologi-
schen, gleichfalls von Correggio
inspirierten Bildern, immer mehr
Aachen angepaßt, so daß beider
Arbeiten oft schwer zu unterschei-
den sind. Im Akt entwickelt auch
er eine sichere Eleganz und Gra-
zie, im allgemeinen aber ist sein
Manierismus weniger maßvoll als
der Aachens. In den großen, fast
nur aus Stichen bekannten reli-
giösen Kompositionen herrscht eine
wilde Unruhe, die in eigentümli-
chem Rhythmus das ganze Bild
durchflutet. Als Proben dieser Rich-
tung seiner Kunst mögen zwei
kleine Aquarelle des Ferdinan-
deums in Innsbruck (dort ohne Be-
zeichnung) dienen, eine Anbetung
der Hirten und eine Beschneidung,
die schon bei einer Vergleichung
mit den gestochenen Kompositio-
nen des Heintz, z. B. mit der 1600
von L. Kilian wiedergegebenen An-
betung, als Arbeiten des Schwei-
zers bestimmt werden müssen
(Fig. 72 und 73). An malerischer Be-
gabung steht Heintz Aachen nach.
Die Schule der Aachen und
Heintz setzte sich in den Werken
des jüngeren Josef Heintz fort.
Beider Arbeiten werden daher oft
miteinander verwechselt. Auch der Sohn war, wie aus einer Stelle in Hainhofers Briefen2 hervor-
geht, nach dem Tode seines Vaters um 1611 am Kaiserhofe. Er ließ sich später in Venedig nieder, wo
er als Cavaliere Gioseffo Enzo unter den damaligen nicht gerade hervorragenden venezianischen
Malern eine bedeutende Stellung einnahm. Bilder von ihm aus den Jahren 1655 bis 1670 befanden
sich in zahlreichen dortigen Kirchen. Was heute noch vorhanden ist,3 läßt den Einfluß seiner Prager
Fia
Matthäus Gondolach, Allegorie auf den Segen des Bergbaues.
Wien, Sammlung Matswanski.
1 Floerke«van Mander II, S. 293.
1 Quellenschriften zur Kunstgeschichte VI, S. 94.
3 In S.Antonio, S. Fantino, S.Giovanni e Paolo und S. Carmini; vgl. Frimmel, Geschichte der Wiener Gemälde-
sammlungen, S. 608 ff., und aus der venezianischen Lokalliteratur namentlich Boschini, Minere della pittura, 1664.
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