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Joseph Meder.
Stellung nahm und von hier aus wegen der kurzen Entfernung eine Studienreise dahin unternahm, das
läßt sich aus Scheurls Bericht nicht bestimmt herauslesen: «Tandem peragrata Germania cum anno nona-
gesimo secundo Colmariam venisset, a Caspare et Paulo aurifabris et Ludovico pictore, item etiam Ba-
sileae a Georgio, Martini fr atribus, susceptus sit benigne atque humane tractatus ...» Scheurl dachte bei
diesen Worten in erster Linie an Schongauer und läßt durchblicken, daß Dürer den Tod dieses Meisters
erst in Colmar erfahren habe; darum führt er diesen Ort zuerst an.
Auch die Antwort auf die Frage, wie lange Dürer in Basel verblieben sei und dort gearbeitet habe,
müssen wir heute noch schuldig bleiben. So lange die bereits nach allen Seiten hin angestellten, aber
leider noch immer nicht endgültig abgeschlossenen Untersuchungen über die Zuteilung der Baseler
Holzschnitte an Dürer und den Meister der Bergmannschen Offizin kein befriedigendes Ergebnis ge-
zeitigt haben, so lange wird sich auch die Dauer seines Aufenthaltes sowie der Zeitpunkt seiner Abreise
Fig. 2. Landschaft aus einem Blatte der Apokalypse, B. 63 (Abschnitt).
nach Straßburg nicht bestimmt feststellen lassen.1 Da er nach Pfingsten 1494 bereits wieder in Nürn-
berg ist, im gleichen Jahre 1494 aber noch zwei Porträte, und zwar nach Imhofs Bemerkung seinen
eigenen Meister in Straßburg malt, so darf man wohl annehmen, daß er schon 1493 dort geweilt habe.
Mit Rücksicht auf die drängenden Verhältnisse dürfte er 1494 von Straßburg aus kaum noch
weiter rheinabwärts nach Speier, Heidelberg, Mainz oder gar gegen die Niederlande zu gewandert sein.2
« Und bliebe vier jähr aussen, bis daß mich mein vater wieder fodert. » Die von dem alten Dürer ge-
plante Verheiratung war in Sicht und sie tritt auch sofort an ihn heran, als er anheims kommen was.
Die nun über Aufforderung des Vaters beschleunigte Heimreise von Straßburg aus konnte sich nur
auf der Pariserstraße vollziehen, die auch schon damals durch Straßburg ging. Die alte Karte nennt ab
Straßburg: pfortzhem (Pforzheim1, constat (Cannstadt), schorntorf, gmund, nörling, guntznhausen, swa-
bach, Nürnberg. Wäre er aber allenfallls noch bis Speier gelangt, wo die zweite westliche Hauptstraße
einmündet, so hätte er über Wimpfen — rotenbürg zurückreisen müssen.
Diese, wenn auch nur hypothetisch ausgesprochene Zusammenstellung seiner ersten Wanderschaft
würde nicht nur den damaligen Reiseverhältnissen sondern auch den wenigen uns bekannten Daten und
Tatsachen entsprechen. Beliebige Wege dürfte Dürer nicht eingeschlagen haben. Sc wie noch im
1 Obersichtliche Darstellung der Gesamtliteratur über diese Frage bei Wölfflin, Die Kunst A. Dürers, 2. Aufl., Anhang, S. 356.
2 Wie es uns Sandrart in der Teutschen Akademie, Tom. II, S. 222, berichtet.
Joseph Meder.
Stellung nahm und von hier aus wegen der kurzen Entfernung eine Studienreise dahin unternahm, das
läßt sich aus Scheurls Bericht nicht bestimmt herauslesen: «Tandem peragrata Germania cum anno nona-
gesimo secundo Colmariam venisset, a Caspare et Paulo aurifabris et Ludovico pictore, item etiam Ba-
sileae a Georgio, Martini fr atribus, susceptus sit benigne atque humane tractatus ...» Scheurl dachte bei
diesen Worten in erster Linie an Schongauer und läßt durchblicken, daß Dürer den Tod dieses Meisters
erst in Colmar erfahren habe; darum führt er diesen Ort zuerst an.
Auch die Antwort auf die Frage, wie lange Dürer in Basel verblieben sei und dort gearbeitet habe,
müssen wir heute noch schuldig bleiben. So lange die bereits nach allen Seiten hin angestellten, aber
leider noch immer nicht endgültig abgeschlossenen Untersuchungen über die Zuteilung der Baseler
Holzschnitte an Dürer und den Meister der Bergmannschen Offizin kein befriedigendes Ergebnis ge-
zeitigt haben, so lange wird sich auch die Dauer seines Aufenthaltes sowie der Zeitpunkt seiner Abreise
Fig. 2. Landschaft aus einem Blatte der Apokalypse, B. 63 (Abschnitt).
nach Straßburg nicht bestimmt feststellen lassen.1 Da er nach Pfingsten 1494 bereits wieder in Nürn-
berg ist, im gleichen Jahre 1494 aber noch zwei Porträte, und zwar nach Imhofs Bemerkung seinen
eigenen Meister in Straßburg malt, so darf man wohl annehmen, daß er schon 1493 dort geweilt habe.
Mit Rücksicht auf die drängenden Verhältnisse dürfte er 1494 von Straßburg aus kaum noch
weiter rheinabwärts nach Speier, Heidelberg, Mainz oder gar gegen die Niederlande zu gewandert sein.2
« Und bliebe vier jähr aussen, bis daß mich mein vater wieder fodert. » Die von dem alten Dürer ge-
plante Verheiratung war in Sicht und sie tritt auch sofort an ihn heran, als er anheims kommen was.
Die nun über Aufforderung des Vaters beschleunigte Heimreise von Straßburg aus konnte sich nur
auf der Pariserstraße vollziehen, die auch schon damals durch Straßburg ging. Die alte Karte nennt ab
Straßburg: pfortzhem (Pforzheim1, constat (Cannstadt), schorntorf, gmund, nörling, guntznhausen, swa-
bach, Nürnberg. Wäre er aber allenfallls noch bis Speier gelangt, wo die zweite westliche Hauptstraße
einmündet, so hätte er über Wimpfen — rotenbürg zurückreisen müssen.
Diese, wenn auch nur hypothetisch ausgesprochene Zusammenstellung seiner ersten Wanderschaft
würde nicht nur den damaligen Reiseverhältnissen sondern auch den wenigen uns bekannten Daten und
Tatsachen entsprechen. Beliebige Wege dürfte Dürer nicht eingeschlagen haben. Sc wie noch im
1 Obersichtliche Darstellung der Gesamtliteratur über diese Frage bei Wölfflin, Die Kunst A. Dürers, 2. Aufl., Anhang, S. 356.
2 Wie es uns Sandrart in der Teutschen Akademie, Tom. II, S. 222, berichtet.