Neue Beiträge zur Dürer-Forschung.
197
war von rotem Tuch; Steigbügel und Sporen waren von Gold.1 Vor ihm kamen 6 Pferde mit Knappen darauf,
drei davon waren ganz geschirrt, eines hatte den Brustharnisch ganz von schwarzem Sammet und mit goldenen
Glocken, — ein wunderbarer Anblick! Neben sich hatte der König zwei vornehme Herren, die ebenfalls ganz
gewappnet waren, aber nicht so prunkvoll. Vor demselben ritten die venezianischen Gesandten und vorausgegangen
waren viele Wagen und vielleicht 600 Mann zu Pferd oder mehr, die mit denen zu Fuß an die tausend betragen
mochten. Dazwischen befanden sich Armbrustschützen und Leute mit Lanzen auf der Schulter und alle giengen
in größter Ordnung. Hinter dem König kamen viele andere, seine Kanzler und Edelleute. Hinter diesen alle
vom Gefolge der Gesandten, außerdem viele Bewaffnete mit Lanzen und Armbrust, die in bewundernswerter
Ordnung einherschritten, so daß keiner je über den anderen hinausgieng, sondern sie immer gleichmäßig in Reih'
Fig. 10. Ansicht von Innsbruck im Jahre 1577.
Florenz, Palazzo vecchio.
und Ordnung blieben. Es waren ihrer etwa 600. In dieser Weise in Ordnung zog Se Majestät der König und die
anderen alle hinaus aus Straßburg mit 14 Trompeten, Pauken und Trommeln, die fortwährend erschallten. Bis
etwa eine Meile außerhalb der Stadt giengen die (venezianischen) Gesandten mit; hier wollte der König durch-
aus nicht dulden, daß sie noch weiterzögen. Darauf stiegen dieselben vom Pferd, reichten ihm die Hand und
wurden freundlich von Sr Majestät verabschiedet. Der König aber setzte seinen Weg (nach Frankfurt) fort, die
Gesandten kehrten in ihr Quartier zurück.»
II. Zur ersten Reise nach Venedig (1494—1495).
Es ist nicht allzu lange her, daß die heute feststehende Tatsache, Dürer sei 1494 und 1495 zum
ersten Male in Italien gewesen, als schwankende Hypothese neben ihren Vertretern ebensoviele Gegner
fand und daß der literarische Streit darüber lange scheinbar erfolglos hin und her wogte. Das Resultat
dieses Kampfes war. wie so häufig bei strittigen Erörterungen, daß ein großer Teil des darauf bezüglichen
Materials aufgebracht und je nach dem Standpunkte pro und contra verwendet wurde, schließlich aber
zur unbezweifelten Wahrheit führte.2
1 Boeheim verweist hier auf die beiden Gemälde des Wiener Hofmuseums Nr. 349 und 350; auf Leber, Wiens
kaiserliches Zeughaus, Bd. II; Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen, Bd. VII (Urkunden-Reg. Nr. 4582), wo auch eine Hand-
zeichnung des gleichen Gegenstandes aus der gräflich Thunschen Fideikommißbibliothek (Tetschen, Böhmen) zu finden ist.
vgl. Zeitschr. für Kulturgeschichte, 4. Folge (1895), S. 269, Anm. 34.
2 Den ersten entscheidenden Schritt tat Fr. Wickhon0 1880 (Mitteilungen des Institutes für österr. Geschichtsforschung
I, 4i3 ff.). Ihm folgte G. v. Terey mit seinem wichtigen Aufsatze: Albrecht Dürers venezianischer Aufenthalt 1494—1495,
Straßburg 1892.
197
war von rotem Tuch; Steigbügel und Sporen waren von Gold.1 Vor ihm kamen 6 Pferde mit Knappen darauf,
drei davon waren ganz geschirrt, eines hatte den Brustharnisch ganz von schwarzem Sammet und mit goldenen
Glocken, — ein wunderbarer Anblick! Neben sich hatte der König zwei vornehme Herren, die ebenfalls ganz
gewappnet waren, aber nicht so prunkvoll. Vor demselben ritten die venezianischen Gesandten und vorausgegangen
waren viele Wagen und vielleicht 600 Mann zu Pferd oder mehr, die mit denen zu Fuß an die tausend betragen
mochten. Dazwischen befanden sich Armbrustschützen und Leute mit Lanzen auf der Schulter und alle giengen
in größter Ordnung. Hinter dem König kamen viele andere, seine Kanzler und Edelleute. Hinter diesen alle
vom Gefolge der Gesandten, außerdem viele Bewaffnete mit Lanzen und Armbrust, die in bewundernswerter
Ordnung einherschritten, so daß keiner je über den anderen hinausgieng, sondern sie immer gleichmäßig in Reih'
Fig. 10. Ansicht von Innsbruck im Jahre 1577.
Florenz, Palazzo vecchio.
und Ordnung blieben. Es waren ihrer etwa 600. In dieser Weise in Ordnung zog Se Majestät der König und die
anderen alle hinaus aus Straßburg mit 14 Trompeten, Pauken und Trommeln, die fortwährend erschallten. Bis
etwa eine Meile außerhalb der Stadt giengen die (venezianischen) Gesandten mit; hier wollte der König durch-
aus nicht dulden, daß sie noch weiterzögen. Darauf stiegen dieselben vom Pferd, reichten ihm die Hand und
wurden freundlich von Sr Majestät verabschiedet. Der König aber setzte seinen Weg (nach Frankfurt) fort, die
Gesandten kehrten in ihr Quartier zurück.»
II. Zur ersten Reise nach Venedig (1494—1495).
Es ist nicht allzu lange her, daß die heute feststehende Tatsache, Dürer sei 1494 und 1495 zum
ersten Male in Italien gewesen, als schwankende Hypothese neben ihren Vertretern ebensoviele Gegner
fand und daß der literarische Streit darüber lange scheinbar erfolglos hin und her wogte. Das Resultat
dieses Kampfes war. wie so häufig bei strittigen Erörterungen, daß ein großer Teil des darauf bezüglichen
Materials aufgebracht und je nach dem Standpunkte pro und contra verwendet wurde, schließlich aber
zur unbezweifelten Wahrheit führte.2
1 Boeheim verweist hier auf die beiden Gemälde des Wiener Hofmuseums Nr. 349 und 350; auf Leber, Wiens
kaiserliches Zeughaus, Bd. II; Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen, Bd. VII (Urkunden-Reg. Nr. 4582), wo auch eine Hand-
zeichnung des gleichen Gegenstandes aus der gräflich Thunschen Fideikommißbibliothek (Tetschen, Böhmen) zu finden ist.
vgl. Zeitschr. für Kulturgeschichte, 4. Folge (1895), S. 269, Anm. 34.
2 Den ersten entscheidenden Schritt tat Fr. Wickhon0 1880 (Mitteilungen des Institutes für österr. Geschichtsforschung
I, 4i3 ff.). Ihm folgte G. v. Terey mit seinem wichtigen Aufsatze: Albrecht Dürers venezianischer Aufenthalt 1494—1495,
Straßburg 1892.