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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Meder, Joseph: Neue Beiträge zur Dürer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0226
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I 2IO

Joseph Meder.

Es liegt im Interesse jedes,
zumal eines jungen Künstlers, neue
Wege zu gehen, nicht aber dieselbe
Straße auf der Hin- und Rückreise
abzulaufen.

Neben diesen Kostümstudien,
die sich später teilweise in Stichen
und Holzschnitten ablagerten, tritt
eine zweite Gruppe von Hand-
zeichnungen auf, Kopien nach
Handzeichnungen und Sti-
chen italienischer Renais-
sancemeister. Florentiner und
Oberitaliener sind dem heftigen
Verlangen des jungen Nordländers
gleich genehm; er sammelt ein,
was ihm unter die Hände kommt,
um es nach Hause zu tragen. Wie
kam er aber zu Florentiner Zeich-
nungen und wer konnte ihm über-
haupt derartige Vorlagen vermit-
teln? Künstlerische Beziehungen
zwischen Florenz und Venedig be-
standen ohne Unterbrechung seit
Gentile da Fabriano. Der alte Ja-
copo Bellini weilte wahrscheinlich
schon um 1423 als Gehilfe in Flo-
renz, ebenso um 1466 sein Schwie-
gersohn Andrea Mantegna, aus
dessen Werken wir erkennen, daß
er ein fleißiger Sammler von Anti-
ken gewesen sein muß, die für ihn
unaufhörlich Gegenstand des Stu-
diums waren. Gentile Bellini besaß
gleichfalls viele Zeichnungen mit
römischen Ansichten, die er unter
seine Schüler Ventura und Giro-
lamo da Santa Croce verteilte.1
Verrocchio arbeitete, wenn auch
mit Unterbrechungen, von 1481 bis zu seinem Tode 1488 in der Lagunenstadt an seinem Colleoni,
Lorenzo di Credi war wiederholt in Venedig, und zwar, wie uns Vasari2 erzählt, um seinen Meister

Fii

;. 22. rrudentia.
Paris, Louvre.

Berge gegen Bruneck zu, vorne die höher gelegene Straße und unten die Rienz. Dürers Bezeichnung: Wehlschperg ent-
spricht heute noch der ortsüblichen Aussprache (freundliche Mitteilung des Herrn Dr. A. Reichel). — Sidney Golvin (Oxford-
Drawings, vol. III, 5) folgte gleichfalls der Pacher-Hypothese Haendckes und setzt die Zeichnung in die ersten Wanderjahre.

1 Gronau, Gentile Bellini, S. 51. Er besaß auch den Torso einer Venus und eine Platobüste. Den ersteren glaube ich
in einer alten Nachzeichnung des Louvre wieder zu erkennen, die S. Reinach in der Gazette des beaux ans 1896, II,
p. 326, publiziert hat. Berenson hat hier auf eine venezianische Hand hingewiesen, und zwar auf Jacopo da Barbari.

2 Vasari Milanesi IV, 565: «ando anco piü d' una volta a Vinezia a vederlo e rendergli conto della sua buona
amministra^ione*.
 
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