Joseph Meder.
Bellini finden, und der wiederholt besprochene Türkenkopf der Apokalypse (B. 61).1 — Eine weitere
Zeichnung in Berlin (L. 12: Fig. 21), die bisher zeitlos herumirrte, aber sich leicht an den ersten vene-
zianischen Aufenthalt anschließen lälJt, bildet ge-
wissermaßen ein drittes Blatt der Skizzenblätterserie.
Leider hat sich nur eine Hälfte davon erhalten und diese
ist verschnitten. Auch hier wieder ein Notieren von
allerlei Studienmaterial. Links ein nackter männ-
licher Körper mit hintereinandergestellten Beinen,
einer echt venezianischen Pose, die bei Carpaccio,
Jacopo da Barbari u. a. sich häufig finden läßt und
welche Dürer in dem Holzschnitte mit Johannes d. T.
und Hieronymus (B. 112) verwendete. Oben in der
Mitte die Umrisse eines Heiligen mit einem großen
Buch, der an einen Hieronymus gemahnt. Unten eine
Draperiestudie mit der wirren kurzen Kreuzlage wie
in dem Kölnerblatte, rechts ein Dachs, der erst 1510
in dem zweiten Blatte der kleinen Holzschnittpassion
(B. 17) seine Anwendung gefunden hat.2 Daß das Blatt in die Venediger Zeit fällt, beweist außerdem
noch die Rückseite mit zwei fremdartigen Architekturen, wahrscheinlich Kopien, von denen die untere
einen venezianischen Kamin, die obere eine phantastische Fassade mit Galerien und Loggien zeigt.
Schließlich besitzen wir von Dürer noch eine Anzahl von Federzeichnungen, 17 an der Zahl, teils
in London, teils in Paris, die nach der bekannten venezianischen Kupferstichfolge der Tarocchi kopiert
wurden und die Lippmann in die Zeit nach den Lehr-
und Wanderjahren verlegte. Ich halte es mit Pear-
tree für wahrscheinlicher, daß diese Zeichnungen einer
früheren und einer späteren Periode angehören.
Die früheren Blätter mit dem Wasserzeichen der
Wage im Kreis und mit den noch wirren Kreuzlagen
gehören wohl noch nach Venedig.3 Ein charakteri-
stisches Beispiel bietet die Figur der Prudentia ^Dürer-
Society IX, Taf. IX), die besonders in der Partie des
Fig. 29. Krieger von Delos.
Athen, Nationalmuseum.
1 Nach Seidlitz (Repertorium für Kunstwissenschaft VI, 199)
wäre der Bambino wieder nach Credi (aber ohne Angabe des
Bildes), der Ritter nach einem unbekannten Meister (vgl. Wick-
hoff in den Mitteilungen des Instituts für österreichische Ge-
schichtsforschung 1880) gezeichnet und der nackte Mann mit
dem Schild eine freie Nachahmung des nackten Jünglings aus
dem Stiche: Bacchanal mit der Kufe (B. 19). Vielleicht lag für
diesen Jüngling doch noch ein genaueres Vorbild vor. Dieser
Figur begegnen wir in jener Zeit noch öfter, so in dem Holz-
schnitte des Jakob von Straßburg (Meisterholzschnitte, Taf. 38—
Chr.). jgj. am sch)usse des XV. Jahrhunderts in Venedig tätig war
und wahrscheinlich gleichfalls nach Mantegnas Handzeichnungen
arbeitete; die Figur des Merkur zeigt dieselbe Haltung der Arme
und Beine. Als Urbild dieser Holzschnittvorlage wird ein antiker Hippolvtos-Sarkophag (Pisaner oder Capuaner Exemplar)
angenommen (Abb. Lasinio, Taf. LXX1II, und Gerhard, Antike Bildwerke XXVI).
2 Nicht ein Igel, wie Lippmann angibt.
J Die für die Zeichnungen der ersten venezianischen Reise in Betracht kommenden Wasserzeichen geben infolge ihres
geringen Vorkommens leider wenig Aufschluß. Auf der Hinreise verwendet Dürer noch das von Nürnberg mitgenommene
Papier mit der flachen Krone und dem unten verkehrt angehängten A, darüber zwei Querstriche (Hausm. 28), so für die zwei
Ansichten des Schloßhofes, für die Trienter Ansichten und in Venedig noch für das halbe Skizzenblatt in Berlin. Wir finden
diese Wasserzeichen noch 1498 mit dem gewappneten Reiter (Albertina) belegt. — Im Bacchanale (L. 454) und im Tritonen-
kampf findet sich die kleine Wage im Kreis und links davon die Gegenmarke A. Linienbreite c. 37 mm. — Das Skizzenblatt
Fig. 3o. Vom Altar von Pergamon (180
Berlin, kgl. Museen.
Bellini finden, und der wiederholt besprochene Türkenkopf der Apokalypse (B. 61).1 — Eine weitere
Zeichnung in Berlin (L. 12: Fig. 21), die bisher zeitlos herumirrte, aber sich leicht an den ersten vene-
zianischen Aufenthalt anschließen lälJt, bildet ge-
wissermaßen ein drittes Blatt der Skizzenblätterserie.
Leider hat sich nur eine Hälfte davon erhalten und diese
ist verschnitten. Auch hier wieder ein Notieren von
allerlei Studienmaterial. Links ein nackter männ-
licher Körper mit hintereinandergestellten Beinen,
einer echt venezianischen Pose, die bei Carpaccio,
Jacopo da Barbari u. a. sich häufig finden läßt und
welche Dürer in dem Holzschnitte mit Johannes d. T.
und Hieronymus (B. 112) verwendete. Oben in der
Mitte die Umrisse eines Heiligen mit einem großen
Buch, der an einen Hieronymus gemahnt. Unten eine
Draperiestudie mit der wirren kurzen Kreuzlage wie
in dem Kölnerblatte, rechts ein Dachs, der erst 1510
in dem zweiten Blatte der kleinen Holzschnittpassion
(B. 17) seine Anwendung gefunden hat.2 Daß das Blatt in die Venediger Zeit fällt, beweist außerdem
noch die Rückseite mit zwei fremdartigen Architekturen, wahrscheinlich Kopien, von denen die untere
einen venezianischen Kamin, die obere eine phantastische Fassade mit Galerien und Loggien zeigt.
Schließlich besitzen wir von Dürer noch eine Anzahl von Federzeichnungen, 17 an der Zahl, teils
in London, teils in Paris, die nach der bekannten venezianischen Kupferstichfolge der Tarocchi kopiert
wurden und die Lippmann in die Zeit nach den Lehr-
und Wanderjahren verlegte. Ich halte es mit Pear-
tree für wahrscheinlicher, daß diese Zeichnungen einer
früheren und einer späteren Periode angehören.
Die früheren Blätter mit dem Wasserzeichen der
Wage im Kreis und mit den noch wirren Kreuzlagen
gehören wohl noch nach Venedig.3 Ein charakteri-
stisches Beispiel bietet die Figur der Prudentia ^Dürer-
Society IX, Taf. IX), die besonders in der Partie des
Fig. 29. Krieger von Delos.
Athen, Nationalmuseum.
1 Nach Seidlitz (Repertorium für Kunstwissenschaft VI, 199)
wäre der Bambino wieder nach Credi (aber ohne Angabe des
Bildes), der Ritter nach einem unbekannten Meister (vgl. Wick-
hoff in den Mitteilungen des Instituts für österreichische Ge-
schichtsforschung 1880) gezeichnet und der nackte Mann mit
dem Schild eine freie Nachahmung des nackten Jünglings aus
dem Stiche: Bacchanal mit der Kufe (B. 19). Vielleicht lag für
diesen Jüngling doch noch ein genaueres Vorbild vor. Dieser
Figur begegnen wir in jener Zeit noch öfter, so in dem Holz-
schnitte des Jakob von Straßburg (Meisterholzschnitte, Taf. 38—
Chr.). jgj. am sch)usse des XV. Jahrhunderts in Venedig tätig war
und wahrscheinlich gleichfalls nach Mantegnas Handzeichnungen
arbeitete; die Figur des Merkur zeigt dieselbe Haltung der Arme
und Beine. Als Urbild dieser Holzschnittvorlage wird ein antiker Hippolvtos-Sarkophag (Pisaner oder Capuaner Exemplar)
angenommen (Abb. Lasinio, Taf. LXX1II, und Gerhard, Antike Bildwerke XXVI).
2 Nicht ein Igel, wie Lippmann angibt.
J Die für die Zeichnungen der ersten venezianischen Reise in Betracht kommenden Wasserzeichen geben infolge ihres
geringen Vorkommens leider wenig Aufschluß. Auf der Hinreise verwendet Dürer noch das von Nürnberg mitgenommene
Papier mit der flachen Krone und dem unten verkehrt angehängten A, darüber zwei Querstriche (Hausm. 28), so für die zwei
Ansichten des Schloßhofes, für die Trienter Ansichten und in Venedig noch für das halbe Skizzenblatt in Berlin. Wir finden
diese Wasserzeichen noch 1498 mit dem gewappneten Reiter (Albertina) belegt. — Im Bacchanale (L. 454) und im Tritonen-
kampf findet sich die kleine Wage im Kreis und links davon die Gegenmarke A. Linienbreite c. 37 mm. — Das Skizzenblatt
Fig. 3o. Vom Altar von Pergamon (180
Berlin, kgl. Museen.