Neue Beiträge zur Dürer-Forschung.
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Unterkleides die ofterwähnte Strichtechnik erkennen
läßt (Fig. 22).
Damit ist die Aufzählung der erhaltenen vene-
zianischen Zeichnungen und Studien, nach Gruppen
geordnet, zu Ende. Mögen über die eine oder andere
noch Zweifel erhoben werden, ob sie auch wirklich in
Venedig entstanden sei, wie z. B jene der klugen
Jungfrau, die auf Grund einer vorhandenen Kostüm-
studie auch kurz nach der Heimkehr gezeichnet werden
konnte, oder einzelne aus dem Tarrocchi-Zyklus, sicher
bleibt es dennoch, daß sie alle in den Kreis venezia-
nischer Vorbilder und Einflüsse fallen und für Dürer
eine formale und stoffliche Bereicherung bildeten.
Neben diesen deutlich sprechenden Zeugen sei-
nes ersten venezianischen Aufenthaltes steht noch eine
letzte Gruppe von Handzeichnungen, die zwar heute
nicht mehr erhalten sind, die uns aber aus dem Wirken
der darauffolgenden Jahre unverkennbar entgegen- „ , _ , ,
0 00 Fig. 3i. Tod des Pentheus.
treten, umgestaltet und verarbeitet, aber doch noch Freskogemäidc der Casa dei VettU.
die erwachte Vorliebe für das Antikische verratend. Oft
mögen auch nur Erinnerungsbilder mitgewirkt haben, .
eeistice Reflexe, die bei allem Streben, Neues zu
schaffen, doch das längst Geschaute widerstrahlen. - . i ,
Die Fachliteratur hat hier bereits das meiste bloß- .-»JrifcÄ
gelegt, da und dort die italienischen Werte heraus- li apBJ'"BfflFMl'i^
geschält, aber wir sind noch nicht am Ende. Wölff-
lin besonders unterließ es an keiner Stelle, auf das
Ursprüngliche, Vorbildliche hinzuweisen, so daß es
überflüssig wäre, hier die Forschlingsresultate noch-
mals zusammenzustellen.
Aber einiges Unbeachtete möge hinzugefügt wer- -rgS^afti
den, insbesondere in bezug auf die Art und Weise, wie •Sjfisllb^nRw'H+HSGiill-HWMb Tii>
Dürer mit seinen gesammelten Motiven umsprang, wie ijjrvkfl
er, in Nürnberg angekommen, mit noch übertriebener
Begeisterung für das Antikische oft zu viel des Guten (
tat und sie förmlich zu einem Konglomerat von de- \f"
placierten, für ihn aber interessanten Figuren zu-
sammenfügte. Vergebens suchen wir heute Sinn und
Deutung in dem Herkules (B. 7 3), in der Pupilla
Fig. 32. Stich nach dem Skizzenbuch bei Karl of Rosbery.
in Florenz (Br. 962) trägt ein ausschließlich venezianisches Wasserzeichen: eine Säule (Briquet 4412). Die Tarocchi der
früheren Periode, z. B. Prudentia und Merkur, zeigen die Wage im Kreis mit Stern; die der späteren Periode die hohe Krone.
Ohne Wasserzeichen sind:
Die venezianische Dame, Albertina, .... I.inienbreite 40 mm
Venezianerin und Nürnbergerin, Frankfurt . . » 33 »
Die Venezianerin, Basel........ » 35 »
Die Katharina, Cöln......... » 4i>
Das Skizzenblatt, Albertina....... » Sj »
Orpheus, Hamburg ......... » 39 »
Des allgemeinen Brauches halber sind hier die Entfernungen der Hauptlinien angegeben, ohne daß in Wirklichkeit
darauf ein großer Wert zu legen ist. Die Drahtformen, handwerksmäßig erzeugt, weisen in diesem wie auch in jedem
anderen Falle die größte Willkür auf.
3o*
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Unterkleides die ofterwähnte Strichtechnik erkennen
läßt (Fig. 22).
Damit ist die Aufzählung der erhaltenen vene-
zianischen Zeichnungen und Studien, nach Gruppen
geordnet, zu Ende. Mögen über die eine oder andere
noch Zweifel erhoben werden, ob sie auch wirklich in
Venedig entstanden sei, wie z. B jene der klugen
Jungfrau, die auf Grund einer vorhandenen Kostüm-
studie auch kurz nach der Heimkehr gezeichnet werden
konnte, oder einzelne aus dem Tarrocchi-Zyklus, sicher
bleibt es dennoch, daß sie alle in den Kreis venezia-
nischer Vorbilder und Einflüsse fallen und für Dürer
eine formale und stoffliche Bereicherung bildeten.
Neben diesen deutlich sprechenden Zeugen sei-
nes ersten venezianischen Aufenthaltes steht noch eine
letzte Gruppe von Handzeichnungen, die zwar heute
nicht mehr erhalten sind, die uns aber aus dem Wirken
der darauffolgenden Jahre unverkennbar entgegen- „ , _ , ,
0 00 Fig. 3i. Tod des Pentheus.
treten, umgestaltet und verarbeitet, aber doch noch Freskogemäidc der Casa dei VettU.
die erwachte Vorliebe für das Antikische verratend. Oft
mögen auch nur Erinnerungsbilder mitgewirkt haben, .
eeistice Reflexe, die bei allem Streben, Neues zu
schaffen, doch das längst Geschaute widerstrahlen. - . i ,
Die Fachliteratur hat hier bereits das meiste bloß- .-»JrifcÄ
gelegt, da und dort die italienischen Werte heraus- li apBJ'"BfflFMl'i^
geschält, aber wir sind noch nicht am Ende. Wölff-
lin besonders unterließ es an keiner Stelle, auf das
Ursprüngliche, Vorbildliche hinzuweisen, so daß es
überflüssig wäre, hier die Forschlingsresultate noch-
mals zusammenzustellen.
Aber einiges Unbeachtete möge hinzugefügt wer- -rgS^afti
den, insbesondere in bezug auf die Art und Weise, wie •Sjfisllb^nRw'H+HSGiill-HWMb Tii>
Dürer mit seinen gesammelten Motiven umsprang, wie ijjrvkfl
er, in Nürnberg angekommen, mit noch übertriebener
Begeisterung für das Antikische oft zu viel des Guten (
tat und sie förmlich zu einem Konglomerat von de- \f"
placierten, für ihn aber interessanten Figuren zu-
sammenfügte. Vergebens suchen wir heute Sinn und
Deutung in dem Herkules (B. 7 3), in der Pupilla
Fig. 32. Stich nach dem Skizzenbuch bei Karl of Rosbery.
in Florenz (Br. 962) trägt ein ausschließlich venezianisches Wasserzeichen: eine Säule (Briquet 4412). Die Tarocchi der
früheren Periode, z. B. Prudentia und Merkur, zeigen die Wage im Kreis mit Stern; die der späteren Periode die hohe Krone.
Ohne Wasserzeichen sind:
Die venezianische Dame, Albertina, .... I.inienbreite 40 mm
Venezianerin und Nürnbergerin, Frankfurt . . » 33 »
Die Venezianerin, Basel........ » 35 »
Die Katharina, Cöln......... » 4i>
Das Skizzenblatt, Albertina....... » Sj »
Orpheus, Hamburg ......... » 39 »
Des allgemeinen Brauches halber sind hier die Entfernungen der Hauptlinien angegeben, ohne daß in Wirklichkeit
darauf ein großer Wert zu legen ist. Die Drahtformen, handwerksmäßig erzeugt, weisen in diesem wie auch in jedem
anderen Falle die größte Willkür auf.
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