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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Reicke, Emil: Die Deutung eines Bildnisses von Brosamer in der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien: nebst Beiträgen zur Dürer- und Pirckheimer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0247
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Die Deutung eines Bildnisses von Brosamer in der kais. Gemäldegalerie in Wien.

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das angebliche Pirckheimerbildnis zur Restaurierung gegeben worden. Durch die bei diesem Anlasse
vorgenommene Reinigung kamen nun über dem Kopfe dieses Bildnisses deutlich die Jahreszahl 1514
und darüber das allbekannte Monogramm Albrecht Dürers, das in ein größeres gotisches A einge-
geschlossene D, zum Vorschein. Was bedeutete dies nun? War das Bild ein echter Dürer? Herr Bär war
geneigt, es anzunehmen. Der Vorstand der Stadtbibliothek aber, Herr Archivrat Dr. Mummenhoff, zog

Fig. 3. Angebliches Bildnis des Hans Imhoff (f 1522).
Stich des XVII. Jahrhunderts.

den als hervorragender Kenner auch der alten Malerei geltenden, vor kurzem verstorbenen Professor
der Nürnberger Kunstschule Friedrich Wanderer zu Rate und dieser erklärte eine Urheberschaft Dürers
für ausgeschlossen. Ich selbst erinnerte mich dabei an das Urteil des jetzigen Direktors des bayrischen
Nationalmuseums, Herrn Dr. Stegmann, das dieser einmal — ehe noch das Monogramm entdeckt war —
gelegentlich eines Besuches der Stadtbibliothek abgegeben hatte. Er hielt das Bild im ersten Augenblick,
da er es sah, für einen Dürer, kam aber nach genauerer Betrachtung zu dem bestimmten Urteile, daß hier
keine Schöpfung des Meisters vorliege.

Wenn man es nun aber auch zweifellos mit einer Fälschung des Namenszuges zu tun hatte, so war
das Bild doch sicher alt und es schien nicht ganz ausgeschlossen, es als eine Kopie nach einem verloren

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