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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Reicke, Emil: Die Deutung eines Bildnisses von Brosamer in der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien: nebst Beiträgen zur Dürer- und Pirckheimer-Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0249
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Die Deutung eines Bildnisses von Brosamer in der kais. Gemäldegalerie in Wien.

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gesessenen Familien auf der Stadtbibliothek verwahrt werden, fand sich in dem Faszikel Imhoff ein
augenscheinlieh aus dem XVII. Jahrhundert stammender Stich mit einem unserem Ölbild auf den ersten
Blick völlig entsprechenden Bildnis (Fig. 3). Erst bei näherem Zusehen stellten sich einige kleine Ab-
weichungen heraus, und zwar nicht nur solche in den Zügen und im Ausdruck des Gesichts, wie sie sich
hinreichend durch die Verschie-
denheit des Künstlers erklären,
sondern offenbar mit Absicht vor-
genommene Veränderungen. Der
Siegelring zeigt nicht den weißen
Baum sondern den Imhoffschen
Seelöwen und in der Hand hält
die dargestellte Person nichteinen
Rosenkranz sondern ein Blätt-
chen mit der Figur des Gekreuzig-
ten. Oben in der rechten Ecke
befindet sich eine Tafel mit dem
Allianzwappen der Imhoff und
Muffel. Der Stich kommt sicher
in zwei Ausführungen vor, die
allerdings nur durch die Schrift
verschieden sind, — eine dritte
von G.W. Panzer in seinem «Ver-
zeichnis von Nürnbergischen Por-
träten aus allen Ständen», S. 118,
angeführte, wonach der Porträ-
tierte ein leeres Blatt in den
Händen hält, habe ich nicht zu
Gesicht bekommen. Von den bei-
den Unterschriften lautet die kür-
zere: «Herr Hanns Im Hoff, Ge-
bühren 1461. Im Rath 1513. Ge-
storben 1522. Ein Vatter, Anherr
vnd Vhr Anherr der Dreyen Her-
ren Endres Im Hoff, deß Raths
vnd Losungere zu Nürnberg»,
die andere etwas längere: «Herr
Hanns Im Hoff, der Sechste
Stammvatter von Anno i3oo. Ist
gebohren 14.61. In Rath 1513. Gestorben 1522. Von welchem das gantze Geschlecht deren Im Hoff in
Nürnberg ins gesambt ihre ordentliche verwandschafft in Dreyen Linien haben.» Wir haben es also
offenbar mit einer für die Geschichte des Imhoffschen Geschlechtes sehr belangreichen Persönlichkeit
zu tun. Die Unterschriften stimmen auch mit den Tatsachen überein, soweit wir diese mit Hilfe der
uns bekannten genealogischen Nachrichten, insbesondere von Biedermanns «Geschlechtsregister des
Hochadelichen Patriciats in Nürnberg» kontrollieren können.1

F'S- 5- Willibald Pirckheimer nach einer undatierten Silberstiftzeichnung Dürers,
früher in der Sammlung Hausmann in Braunschweig (Lippmann Nr. 142).

1 Um Mißverständnissen vorzubeugen, hebe ich hervor, daß der Kupferstich ganz richtig besagt, daß von diesem
Hans Imhoff nur die zur Zeit des Stechers in Nürnberg blühenden drei Linien der Familie Imhoff abstammen. Neben dem
nürnbergischen (fränkischen) gab es nämlich damals noch zwei andere Stämme, einen schwäbischen und einen italienischen.
Der gemeinsame Stammvater aller dieser drei Stämme ist zwar auch ein Hans Imhoff, aber ein älterer, nämlich der 1499

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