Die Deutung eines Bildnisses von Brosamer in der kais. Gemäldegalerie in Wien.
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nen Historiographien zu Nürnberg, abzuführen, damit dieser sie für seine dem Kaiser zu leistende Arbeit
- gemeint sind die Ehrenpforte und der Triumphwagen — verwende. Allein es wurde mir nicht schwer,
an der Hand dreier im Pirckheimernachlasse enthaltener noch ungedruckter Schreiben nachzuweisen,
daß der Name Sebald für Willibald nur durch ein Versehen der kaiserlichen Kanzlei in das Schreiben
hineingekommen sein könne. Wir besitzen nämlich ein eigenhändiges Konzept Pirckheimers zu einem
an den Kaiser gerichteten Briefe,1 worin er sich entschuldigt, daß er «schwacheit halb-., seines «leibs
aus zuschickung des almechtigen
und zufallender krankheit» nicht
neben Friedrich Schenck von Lim-
burg und Sixt Ölhafen auf tnächst-
kunftigen» St. Blasiustag (3. Fe-
bruar 1517) nach Leipzig kommen
könne, um daselbst laut der In-
struktion des Kaisers zu handeln.
Der kaiserliche Kammermeister
Balthasar Wolf von Wolfsthal
schreibt ihm darauf am 7. Februar
1517 aus Antwerpen,2 daß der
Kaiser mit seiner Entschuldigung
zufrieden sei, nicht aber mit der
der anderen, namentlich nicht mit
der des Schenck. Worin der kai-
serliche Auftrag bestanden, darü-
ber geben leider die Akten des
Wiener k. u. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchivs keine Auskunft.3 Es
scheint aber eine Sache von für
Pirckheimer nicht ganz geringer
Tragweite gewesen zu sein, wenn
anders ein Passus in einem frühe-
ren Schreiben Wolfsthals an Pirck-
heimer vom 5. Dezember 15164
damit zusammenhängt, worin jener
dem Humanisten mitteilt, der Kai-
ser werde ihn wohl an seinen Hof
fordern. Wenn er dem Begehren des Kaisers stattgebe, iso werdt ir~>, heißt es, «nit vil wesens zu Nürn-
berg mit wonung halten werden», d. h. Pirckheimer werde dann nicht viel rahig zu Hause sitzen können.
Wir haben es also auch in dieser Korrespondenz mit Willibald Pirckheimer zu tun, dem einzigen Ange-
hörigen dieser Familie, den es im Jahre 1520 in Nürnberg gab. Als er 1530 starb, hinterließ er einen
«ledigen», d. h. unehelichen Sohn, namens Sebastian, der bei der Teilung seiner Habe mit 140 Gulden
abgefunden wurde. Dieser führte aber natürlich weder den Namen des Vaters, noch dürfte er seinen
Siegelring getragen haben. Für unser Bild kommt er schon deshalb nicht in Betracht, weil er beim Tode
des Vaters erst sieben Jahre alt war und wir keinen Grund haben, die Jahreszahl 1520 des Brosamer-
bildes als falsch anzunehmen.
Fig. 10. Wappen des nürnbergischen Patriziergeschlechtes der Pirckheimer.
Nach einer kolorierten Handzeichnung, ehemals in der Sammlung des Kupfer-
stechers Petersen, jetzt in der Kupferstichsammlung der Stadt Nürnberg
(Nr. 9639) im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
1 Pirckheimcr-Papiere der Nürnberger Stadtbibliothek, Nr. 188.
2 Ebenda, Nr. 464, I.
3 Herr Dr. Karl Hönel hatte die große Liebenswürdigkeit, die Akten der einschlägigen Zeit durchzusehen, hat aber
leider nichts gefunden, was sich auf die Leipziger Mission Pirckheimers beziehen ließe.
4 A. a. O., Nr. 383, 1.
33*
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nen Historiographien zu Nürnberg, abzuführen, damit dieser sie für seine dem Kaiser zu leistende Arbeit
- gemeint sind die Ehrenpforte und der Triumphwagen — verwende. Allein es wurde mir nicht schwer,
an der Hand dreier im Pirckheimernachlasse enthaltener noch ungedruckter Schreiben nachzuweisen,
daß der Name Sebald für Willibald nur durch ein Versehen der kaiserlichen Kanzlei in das Schreiben
hineingekommen sein könne. Wir besitzen nämlich ein eigenhändiges Konzept Pirckheimers zu einem
an den Kaiser gerichteten Briefe,1 worin er sich entschuldigt, daß er «schwacheit halb-., seines «leibs
aus zuschickung des almechtigen
und zufallender krankheit» nicht
neben Friedrich Schenck von Lim-
burg und Sixt Ölhafen auf tnächst-
kunftigen» St. Blasiustag (3. Fe-
bruar 1517) nach Leipzig kommen
könne, um daselbst laut der In-
struktion des Kaisers zu handeln.
Der kaiserliche Kammermeister
Balthasar Wolf von Wolfsthal
schreibt ihm darauf am 7. Februar
1517 aus Antwerpen,2 daß der
Kaiser mit seiner Entschuldigung
zufrieden sei, nicht aber mit der
der anderen, namentlich nicht mit
der des Schenck. Worin der kai-
serliche Auftrag bestanden, darü-
ber geben leider die Akten des
Wiener k. u. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchivs keine Auskunft.3 Es
scheint aber eine Sache von für
Pirckheimer nicht ganz geringer
Tragweite gewesen zu sein, wenn
anders ein Passus in einem frühe-
ren Schreiben Wolfsthals an Pirck-
heimer vom 5. Dezember 15164
damit zusammenhängt, worin jener
dem Humanisten mitteilt, der Kai-
ser werde ihn wohl an seinen Hof
fordern. Wenn er dem Begehren des Kaisers stattgebe, iso werdt ir~>, heißt es, «nit vil wesens zu Nürn-
berg mit wonung halten werden», d. h. Pirckheimer werde dann nicht viel rahig zu Hause sitzen können.
Wir haben es also auch in dieser Korrespondenz mit Willibald Pirckheimer zu tun, dem einzigen Ange-
hörigen dieser Familie, den es im Jahre 1520 in Nürnberg gab. Als er 1530 starb, hinterließ er einen
«ledigen», d. h. unehelichen Sohn, namens Sebastian, der bei der Teilung seiner Habe mit 140 Gulden
abgefunden wurde. Dieser führte aber natürlich weder den Namen des Vaters, noch dürfte er seinen
Siegelring getragen haben. Für unser Bild kommt er schon deshalb nicht in Betracht, weil er beim Tode
des Vaters erst sieben Jahre alt war und wir keinen Grund haben, die Jahreszahl 1520 des Brosamer-
bildes als falsch anzunehmen.
Fig. 10. Wappen des nürnbergischen Patriziergeschlechtes der Pirckheimer.
Nach einer kolorierten Handzeichnung, ehemals in der Sammlung des Kupfer-
stechers Petersen, jetzt in der Kupferstichsammlung der Stadt Nürnberg
(Nr. 9639) im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
1 Pirckheimcr-Papiere der Nürnberger Stadtbibliothek, Nr. 188.
2 Ebenda, Nr. 464, I.
3 Herr Dr. Karl Hönel hatte die große Liebenswürdigkeit, die Akten der einschlägigen Zeit durchzusehen, hat aber
leider nichts gefunden, was sich auf die Leipziger Mission Pirckheimers beziehen ließe.
4 A. a. O., Nr. 383, 1.
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