Die Deutung eines Bildnisses von Brosamer in der kais. Gemäldegalerie in Wien.
Wappenbuch, betitelt: «Wappenbuch der alten adelichen Geschlecht zu Nüremberg, auch deren Schult-
heißen und vom Adel, so alda gewohnt, sampt anderer furnemen Burger, Inwohner und Handelsleut,
auf das gewissest von den Farben und Eigenschaft mit Fleiß zusammengetragen und hierein gemalet.»
Das prächtige, mit noch zwei anderen zwar gedruckten, aber gleichfalls handkolorierten Wappenbüchern
in einen reich mit Gold gezierten Einband zusammengebundene Buch wurde laut der Vorrede von einem
«Burger und Inwohner dieser Stadt Nurmberg», Peter Kiener (oder Künner, wie er in der Uberschrift
zu seinem beigegebenen Porträt heißt), im Jahre 1590 zusammengestellt. In diesem Wappenbuch nun
fand sich unter dem Namen «Pirckel» ein Wappen, das bei näherem Zusehen in Form und Farben ganz
genau mit dem Wappen des Siegelringes auf unseren beiden Ölbildern übereinstimmte, also auch den
Baum nicht entwurzelt, sondern auf einem Dreiberg und als Wappenfarben nicht Rot sondern Schwarz
und Gold zeigte.
Es galt nun, nach Trägern des Namens «Pirckel» in Nürnberg Umschau zu halten. In Betracht
kamen zunächst die im Nürnberger städtischen Archiv verwahrten Gerichtsbücher der Reichsstadt Nürn-
berg, die sogenannten «libri literarum», zu denen für die Wende des Mittelalters zur neueren Zeit ein sehr
brauchbares Register angelegt ist, das heute noch fortgesetzt wird. Auch die Bürger- und Meisterbücher
der alten Reichsstadt — jetzt im kgl. Kreisarchiv in Nürnberg — gewährten einige Ausbeute. Anderes
urkundliches Material ließ sich nicht nachweisen; auch fehlten in Kupfer gestochene Porträte, wie sie
die Stadtbibliothek sonst von so vielen Nürnbergischen Familien, zum Teil in reichster Fülle, besitzt.
Dagegen lieferte die gedruckte Literatur noch einige sehr willkommene Hinweise.
Daraus ergab sich nun folgendes: Träger des Namens Pirkel, Pürkel oder Purkel, bezw. Birkel usw.
— gerade die Schreibung dieses Namens wechselt sehr stark — gab es um 1520 wenigstens drei, ihrem
Stande nach ehrsame und in ihrer Sphäre angesehene Nürnberger Bürger. Dies geht daraus hervor, daß
sie alle drei «Genannte des größeren Rats» — heute etwa mit Gemeindebevollmächtigte wiederzugeben
— w aren.1 Heinrich Pirkel wurde 1516 Genannter und starb oder kam sonstwie als solcher ab 1531.
Er war wahrscheinlich derselbe, der 1491 Meister des Schneiderhandwerks wurde2 und im Jahre 1502
mit seiner Frau ein Haus in der Brüch bei St. Lorenz (der heutigen Johannisgasse), dann 1506 ein
zweites in der Schustergasse kaufte. Von 1518 bis 1530 war Heinz Pirkel sogar Ratsherr, d. h. Mitglied
des kleineren, des regierenden Rates. In diesem saßen jeweils die Vertreter von acht fest bestimmten
Handwerken, zu denen auch das der Schneider gehörte. Weiter gab es einen Hans Pirkel, der von 1526
bis 1541, und einen Nikolaus Pirkel, der von 1528 bis 1540 Genannter war. Jener wird in Genannten-
verzeichnissen als Hans Pirkel der Jüngere bezeichnet, zum Unterschied von einem älteren Hans Pirkel,
der von 1490 bis 1514 die gleiche Stellung innehatte. Dieser ist wohl identisch mit dem 1487 ins Bür-
gerrecht aufgenommenen und in demselben Jahre als Meister zugelassenen «Hans Pirckel snevder» oder
«Hanns Birckl».3 Im Jahre 1514 scheint er gestorben zu sein; wenigstens kommt 1515 seine Witwe
Apollonia urkundlich vor. Unter ihren sechs Kindern wird aber kein Hans genannt. Unser Hans Pirkel
junior stand also, wenn überhaupt, so jedenfalls in einem anderen Verwandtschaftsverhältnis zu dem
älteren Hans Pirkel, der, nach den Hausverkäufen seiner Witwe zu schließen, zuletzt ein ganz wohl-
habender Mann gewesen sein muß.
Der jüngere Hans Pirkel oder Purkel war ein Gewandschneider, d. h. ein Tuch- oder Schnitt-
warenhändler — nach dieser Tätigkeit war ehemals ein ehrbares, gerichtsfähiges Geschlecht in Nürnberg
benannt. Im Jahre 1518 erscheint er als Eigenherr in der Engelhardsgasse; aber bereits 1507 kauft er
mit seiner Ehefrau Kunigunde ein Haus hinter dem Rathaus, im Jahre 1513 ein anderes in derselben
Lage — am späteren Fünferplatz — um 600 und 1521 wieder ebendaselbst ein Haus um g3o Gulden.
Von ganz besonderem Interesse für uns ist nun der Umstand, daß wir von des Gewandschneiders Ehe-
1 Roth, Verzeichnis aller Genannten usw., Nürnberg 1802.
2 Meister- und Bürgerbuch des Nürnberger Kreisarchivs, Mscr. 235, Bl. 34b. Er heißt hier Haintz Purckl. Als neuer
Bürger kommt er 1491 nicht vor.
3 A. a. O., Bl. 34b und 196b. Als Bürgeraufnahmegebühr zahlte er 2 Gulden, was darauf deutet, daß er nicht mehr
als 100 Gulden Vermögen hatte.
Wappenbuch, betitelt: «Wappenbuch der alten adelichen Geschlecht zu Nüremberg, auch deren Schult-
heißen und vom Adel, so alda gewohnt, sampt anderer furnemen Burger, Inwohner und Handelsleut,
auf das gewissest von den Farben und Eigenschaft mit Fleiß zusammengetragen und hierein gemalet.»
Das prächtige, mit noch zwei anderen zwar gedruckten, aber gleichfalls handkolorierten Wappenbüchern
in einen reich mit Gold gezierten Einband zusammengebundene Buch wurde laut der Vorrede von einem
«Burger und Inwohner dieser Stadt Nurmberg», Peter Kiener (oder Künner, wie er in der Uberschrift
zu seinem beigegebenen Porträt heißt), im Jahre 1590 zusammengestellt. In diesem Wappenbuch nun
fand sich unter dem Namen «Pirckel» ein Wappen, das bei näherem Zusehen in Form und Farben ganz
genau mit dem Wappen des Siegelringes auf unseren beiden Ölbildern übereinstimmte, also auch den
Baum nicht entwurzelt, sondern auf einem Dreiberg und als Wappenfarben nicht Rot sondern Schwarz
und Gold zeigte.
Es galt nun, nach Trägern des Namens «Pirckel» in Nürnberg Umschau zu halten. In Betracht
kamen zunächst die im Nürnberger städtischen Archiv verwahrten Gerichtsbücher der Reichsstadt Nürn-
berg, die sogenannten «libri literarum», zu denen für die Wende des Mittelalters zur neueren Zeit ein sehr
brauchbares Register angelegt ist, das heute noch fortgesetzt wird. Auch die Bürger- und Meisterbücher
der alten Reichsstadt — jetzt im kgl. Kreisarchiv in Nürnberg — gewährten einige Ausbeute. Anderes
urkundliches Material ließ sich nicht nachweisen; auch fehlten in Kupfer gestochene Porträte, wie sie
die Stadtbibliothek sonst von so vielen Nürnbergischen Familien, zum Teil in reichster Fülle, besitzt.
Dagegen lieferte die gedruckte Literatur noch einige sehr willkommene Hinweise.
Daraus ergab sich nun folgendes: Träger des Namens Pirkel, Pürkel oder Purkel, bezw. Birkel usw.
— gerade die Schreibung dieses Namens wechselt sehr stark — gab es um 1520 wenigstens drei, ihrem
Stande nach ehrsame und in ihrer Sphäre angesehene Nürnberger Bürger. Dies geht daraus hervor, daß
sie alle drei «Genannte des größeren Rats» — heute etwa mit Gemeindebevollmächtigte wiederzugeben
— w aren.1 Heinrich Pirkel wurde 1516 Genannter und starb oder kam sonstwie als solcher ab 1531.
Er war wahrscheinlich derselbe, der 1491 Meister des Schneiderhandwerks wurde2 und im Jahre 1502
mit seiner Frau ein Haus in der Brüch bei St. Lorenz (der heutigen Johannisgasse), dann 1506 ein
zweites in der Schustergasse kaufte. Von 1518 bis 1530 war Heinz Pirkel sogar Ratsherr, d. h. Mitglied
des kleineren, des regierenden Rates. In diesem saßen jeweils die Vertreter von acht fest bestimmten
Handwerken, zu denen auch das der Schneider gehörte. Weiter gab es einen Hans Pirkel, der von 1526
bis 1541, und einen Nikolaus Pirkel, der von 1528 bis 1540 Genannter war. Jener wird in Genannten-
verzeichnissen als Hans Pirkel der Jüngere bezeichnet, zum Unterschied von einem älteren Hans Pirkel,
der von 1490 bis 1514 die gleiche Stellung innehatte. Dieser ist wohl identisch mit dem 1487 ins Bür-
gerrecht aufgenommenen und in demselben Jahre als Meister zugelassenen «Hans Pirckel snevder» oder
«Hanns Birckl».3 Im Jahre 1514 scheint er gestorben zu sein; wenigstens kommt 1515 seine Witwe
Apollonia urkundlich vor. Unter ihren sechs Kindern wird aber kein Hans genannt. Unser Hans Pirkel
junior stand also, wenn überhaupt, so jedenfalls in einem anderen Verwandtschaftsverhältnis zu dem
älteren Hans Pirkel, der, nach den Hausverkäufen seiner Witwe zu schließen, zuletzt ein ganz wohl-
habender Mann gewesen sein muß.
Der jüngere Hans Pirkel oder Purkel war ein Gewandschneider, d. h. ein Tuch- oder Schnitt-
warenhändler — nach dieser Tätigkeit war ehemals ein ehrbares, gerichtsfähiges Geschlecht in Nürnberg
benannt. Im Jahre 1518 erscheint er als Eigenherr in der Engelhardsgasse; aber bereits 1507 kauft er
mit seiner Ehefrau Kunigunde ein Haus hinter dem Rathaus, im Jahre 1513 ein anderes in derselben
Lage — am späteren Fünferplatz — um 600 und 1521 wieder ebendaselbst ein Haus um g3o Gulden.
Von ganz besonderem Interesse für uns ist nun der Umstand, daß wir von des Gewandschneiders Ehe-
1 Roth, Verzeichnis aller Genannten usw., Nürnberg 1802.
2 Meister- und Bürgerbuch des Nürnberger Kreisarchivs, Mscr. 235, Bl. 34b. Er heißt hier Haintz Purckl. Als neuer
Bürger kommt er 1491 nicht vor.
3 A. a. O., Bl. 34b und 196b. Als Bürgeraufnahmegebühr zahlte er 2 Gulden, was darauf deutet, daß er nicht mehr
als 100 Gulden Vermögen hatte.