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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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I. Teil: Abhandlungen
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Haberditzl, Franz Martin: Studien über Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0302
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F. M. Haberditzl.

Erinnerung aufgetaucht sein mag. Wenn es auch mangels archäologisch-literarischer Belege nicht deutlich
gemacht werden kann, welche antike Vorlage Rubens benützte, möchte ich auf die allernächste Verwandt-
schaft des dargestellten Motivs mit der Cybelestatue in den Collezioni Vescovali in Rom (vgl. Umriß-
reproduktion nach Clarac, Fig. 22) nachdrücklich hinweisen. Die Hauptfigur des Bildes, die sitzende
Königin, wie Großmann hervorhebt, «mit der charakteristischen, ruhevollen, lässigen Körperhaltung der

Fig. 26. Rubens, Die Regierung der Königin (Ausschnitt).
"Paris, Louvre.

Genesenden» kann man, obwohl das dargestellte Motiv wie ad hoc erfunden zu sein scheint, wohl
nicht als durchaus originale Phantasieschöpfung des Künstlers bezeichnen; die seitliche Wendung des
Kopfes, die lässig vorgestreckte rechte Hand, den aufgestützten linken Arm finden wir analog bei den
sitzenden Frauenstatuen der römischen Antike. Daß Rubens diese Darstellungen kannte, braucht nicht
besonders betont zu werden; ein Vergleichsbeispiel findet sich, um nur eines aus der großen Zahl zu
nennen, bereits bei Cavalleriis auf Tafel 53 reproduziert (Fig. 23). Selbstverständlich hat der Künstler
eine derartige Vorlage stark modifiziert, die wesentlichen Motive aber sind übernommen. Auch manche
Details weisen auf den angedeuteten Zusammenhang hin, wie z. B. die ganz ähnliche Wiedergabe des
Thronfußes als Löwenfuß (vgl. Cavalleriis). — Links von der Königin steht im Profil, mit überkreuzten
Beinen, die Fecunditas. Die Analogien in Stellung und Haltung dieser Figur mit einer zu Beginn des
 
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