Studien über Rubens.
bilde unabhängige freie Erfindung des Rubens zu denken. Durchmustern wir die Tier- und Jagddar-
stellungen des Künstlers (das ausgeführte Gemälde der «Löwenjagd» in der Münchner Pinakothek inbe-
griffen), so finden wir kein gleichartiges Motiv, das mit nur annähernd so genialer Prägnanz erfaßt
wäre. Besonders wichtig und interessant erscheint uns, wie Rubens den dramatischen Gehalt der
antiken Vorlage zu steigern weiß. Denn es ist nicht einfach nur eine motivische Variante,, wenn der an-
springende Löwe auf dem Gemälde nicht das Pferd angreift, sondern sich in den Leib des vom Pferde
sinkenden Reiters verbeißt. Der wehrlose Mensch ist an die Stelle eines hilflosen Tieres gesetzt. Das
grausige Schauspiel erhebt sich zu tragischer Größe.
Die Skizzierung von Rubens' Verhältnis zur Antike nach einigen wesentlichen Richtlinien ist ein
programmatischer Versuch. Im Oeuvre des Künstlers sind diese Linien, die wir entwicklungsgeschicht-
lich trennen und studieren, oft konzentrisch vereint, zeitlich fast unterschiedslos nebeneinander gerückt.
Das gibt der Kunst des Meisters in ihrem Verhältnis zur Antike jenen eigentümlichen Charakter, da
renaissancemäßiges Wollen und barockes Fühlen einander gleichartig durchdringen. Eine analytische
Untersuchung will und kann nur die wesentlichen Fakten einzeln und besonders hervorheben.
Fig. 40. Antike Tiergruppe.
Rom, Konservatorenpalast.
XXX
-II
bilde unabhängige freie Erfindung des Rubens zu denken. Durchmustern wir die Tier- und Jagddar-
stellungen des Künstlers (das ausgeführte Gemälde der «Löwenjagd» in der Münchner Pinakothek inbe-
griffen), so finden wir kein gleichartiges Motiv, das mit nur annähernd so genialer Prägnanz erfaßt
wäre. Besonders wichtig und interessant erscheint uns, wie Rubens den dramatischen Gehalt der
antiken Vorlage zu steigern weiß. Denn es ist nicht einfach nur eine motivische Variante,, wenn der an-
springende Löwe auf dem Gemälde nicht das Pferd angreift, sondern sich in den Leib des vom Pferde
sinkenden Reiters verbeißt. Der wehrlose Mensch ist an die Stelle eines hilflosen Tieres gesetzt. Das
grausige Schauspiel erhebt sich zu tragischer Größe.
Die Skizzierung von Rubens' Verhältnis zur Antike nach einigen wesentlichen Richtlinien ist ein
programmatischer Versuch. Im Oeuvre des Künstlers sind diese Linien, die wir entwicklungsgeschicht-
lich trennen und studieren, oft konzentrisch vereint, zeitlich fast unterschiedslos nebeneinander gerückt.
Das gibt der Kunst des Meisters in ihrem Verhältnis zur Antike jenen eigentümlichen Charakter, da
renaissancemäßiges Wollen und barockes Fühlen einander gleichartig durchdringen. Eine analytische
Untersuchung will und kann nur die wesentlichen Fakten einzeln und besonders hervorheben.
Fig. 40. Antike Tiergruppe.
Rom, Konservatorenpalast.
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