DIE HIEROGLYPHEN KUNDE DES HUMANISMUS IN DER ALLEGORIE
DER RENAISSANCE.
BESONDERS DER EHRENPFORTE KAISERS MAXIMILIAN I.
Ein Versuch
von
Karl Giehlow.
Anlass und Ziel.
> Häufig wollte man auch Der Fund einer
Copie der von
Dürer
illustrirtcn
Horapollon-
übersetzung
Pirckhcimers.
dem Auge darstellen, was ihm
nicht darzustellen war, sinn-
reiche Gedanken und Gleich-
nisse, selbst Phrasen und For-
meln der Rede, Sprichwörter,
politische Maximen, und wenn
diese durch sich selbst nicht
verständlich waren, ward der
Bilderwitz durch Sprach witz er-
läutert« — so schildert Herder
den Inhalt der »symbolisch-
emblematischen« Werke, wie sie
um die Wende des XVI. und
XVII. Jahrhunderts massenhaft
erschienen. Er forscht nach dem
Grunde dieser seltsamen literari-
schen Erscheinung; doch keine
seiner Erklärungen befriedigte
ihn. Wohl begreiflich! Denn,
wenn nach einem seiner Deut-
versuche eine Zeit der Reaction
auf die kurz vorhergegangene
Periode der grossen Dichter er-
folgen musste und anstatt der
Kunst, Gedanken im Grossen
auszubilden, nun eine Lieb-
haberei für gekünstelte Einzel-
heiten in besonderem Maasse
sich geltend machte, so hatte
er wohl bemerkt, dass eine emblematisch geartete Poesie viel früher schon zu blühen begonnen hatte.
Schienen ihm ferner damals die politischen Zustände eine grosse, offene Dichtung zu unterbinden und
eine Verhüllung der Gedanken nothwendig zu machen, so war ihm nicht entgangen, dass derartige
XXII. I
Fig. i. Das »misterium der alten Egyptischen Buchstaben«
Holzschnitt aus der Ehrenpforte in Originalgrösse.
DER RENAISSANCE.
BESONDERS DER EHRENPFORTE KAISERS MAXIMILIAN I.
Ein Versuch
von
Karl Giehlow.
Anlass und Ziel.
> Häufig wollte man auch Der Fund einer
Copie der von
Dürer
illustrirtcn
Horapollon-
übersetzung
Pirckhcimers.
dem Auge darstellen, was ihm
nicht darzustellen war, sinn-
reiche Gedanken und Gleich-
nisse, selbst Phrasen und For-
meln der Rede, Sprichwörter,
politische Maximen, und wenn
diese durch sich selbst nicht
verständlich waren, ward der
Bilderwitz durch Sprach witz er-
läutert« — so schildert Herder
den Inhalt der »symbolisch-
emblematischen« Werke, wie sie
um die Wende des XVI. und
XVII. Jahrhunderts massenhaft
erschienen. Er forscht nach dem
Grunde dieser seltsamen literari-
schen Erscheinung; doch keine
seiner Erklärungen befriedigte
ihn. Wohl begreiflich! Denn,
wenn nach einem seiner Deut-
versuche eine Zeit der Reaction
auf die kurz vorhergegangene
Periode der grossen Dichter er-
folgen musste und anstatt der
Kunst, Gedanken im Grossen
auszubilden, nun eine Lieb-
haberei für gekünstelte Einzel-
heiten in besonderem Maasse
sich geltend machte, so hatte
er wohl bemerkt, dass eine emblematisch geartete Poesie viel früher schon zu blühen begonnen hatte.
Schienen ihm ferner damals die politischen Zustände eine grosse, offene Dichtung zu unterbinden und
eine Verhüllung der Gedanken nothwendig zu machen, so war ihm nicht entgangen, dass derartige
XXII. I
Fig. i. Das »misterium der alten Egyptischen Buchstaben«
Holzschnitt aus der Ehrenpforte in Originalgrösse.