Die Hieroglyphenkunde des Humanismus in der Allegorie der Renaissance.
61
sä
classischen Architekten hinweist, während die Hieroglyphen am Basament des Elephanten diesen
Wahlspruch im christlichen Sinne weiter ausführen.
Sie setzen sich derart zusammen: »primo uno capitale osso cornato di bove cum dui instrumenti
agricultorii alle corne, una ara fundata sopra dui pedi hircini cum una ardente fiammula, nelle facia
della quäle era uno ochio et uno vulture, deposcia uno malluvio et uno vaso gutturino, uno glomo di
filo infixo in uno pyrono et uno antiquario vaso cum loriricio obturato, una solea cum uno ochio cum
due fronde intransversate, l'una di oliva et l'altra di palma politamente lorate, una ancora et uno
ansere, una antiquaria lucerna cum una mano tenente, uno temone antico cum uno ramo di fructigera
olea circumfasciato, poscia dui harpaguli, uno delphino et ultimo una arca reclusa« (vgl. Fig. 18).
Diese in bester Sculptur gehaltenen »graphiamenti«, in denen Poliphilo »vetustissime et sacre scrip-
tum« erblickt, werden von ihm derart gelesen: >Ex labore deo naturae sacrifica liberaliter,
Paulatim reduces animum deo subjectum, firmam custodiam vitae tuae misericorditer
gubernando tenebit incolumemque servabit«. Charakteristisch genug für den Frater Fran-
cisco ist so das alte Wort: »Bete
und arbeite« in hieroglyphischer |^HHHH|Hsr-~77r:.;;... . ■ r-, ■. . ~
. ..
künstler als Lcbensregel ge- [.. ^—~—■" r-^'. jf^\^
geben.
In der Art, wie Colonna 1
diese Hieroglyphenreihe formt
und zusammenstellt, zeigt sich ™
wieder die bisher beobachtete ™ , , „ . „. • „ H.,
Fig. 19. Theil eines antiken Tempelfrieses, Nr. 100 der Nuova descnzione del
Methode, in erster Linie die Museo Capitolino (Roma 1888).
Schriftzeichen aus ägyptischen Originalhahero-Sgi», Länge rum.
oder irrthümlich dafür gehal-
tenen Monumenten zu entlehnen. Das Bild der Gans kommt häufig auf Obelisken vor; dass es freilich
den Buchstaben s oder das Determinativ für Sohn bedeutet, davon weiss Colonna natürlich nichts
sondern deutet es offenbar im Hinblick auf die einstige Rettung des Capitols als »custodia«.1 Dagegen
trifft er auf Grund der Nachricht des Ammianus bei dem Geier die altägyptische Vorstellung des Sinn-
bildes der Natur, wie auch das Auge die Hieroglyphe des Gottes Osiris nach Macrobius mitbildet.
Vielleicht ist bei den harpaguli ebenfalls eine Wiedergabe ähnlicher auf Obelisken zu beobachtenden
Zeichen beabsichtigt.
Ganz besonders macht sich aber in dieser Hieroglyphenreihe der Einfluss jenes mehrfach schon
angedeuteten antiken Frieses bemerkbar, der ursprünglich einen
Neptuntempel auf dem Campo Verano
schmückte, aber seit Constantin dazu diente, die Ambonen der damals erbauten Kirche S. Lorenzo fuori
le mura zu verzieren, bis er Ende des XVI. Jahrhunderts in das capitolinische Museum Überführt wurde.
Vergleicht man ausser den vorerwähnten Fragmenten (Fig. 14 und 17) ein anderes, das hier oben (Fig. 19)
abgebildete Bruchstück dieser Sculptur mit dem Holzschnitt der Hypnerotomachie (Fig. 18), so Über-
rascht die beiden Darstellungen gemeinsame Zusammenstellung von thierfüssigen Kästen, Schüsseln,
Kannen und Rinderschädeln. Wie diese Sculpturen von Mantegna und später von Heemskerk abge-
zeichnet wurden, so möchte man sofort vermuthen, dass schon Colonna diesen Fries, der noch jetzt
in sechs Platten die ansehnliche Länge von mehr als i3 Metern aufweist, während seines Aufenthaltes
in Rom aufgesucht, gezeichnet und gedeutet hat, um daraus seine Hieroglyphen zu bilden.
Allein es ist eine Nachricht überliefert, wonach Malereien in einem Hause nächst dem Palast der
Orsini auf dem Monte Giordano Colonna zu Gesicht gekommen sein könnten, die möglicherweise noch
1 Vgl. Hierio Yaleriano, Hieroglyphica, p. i/4T darüber folgendermassen: »sunt qui per anserem pictum custodiam
interpretantur, idque ex Romana potius historia desumptum quam ab Aegyptiis traditum . . . »Dann über den Poliphilo:« illud
vero juniorum commentum est, per anserem alligatum ad anchoram firmam custodiam intelligere.«
61
sä
classischen Architekten hinweist, während die Hieroglyphen am Basament des Elephanten diesen
Wahlspruch im christlichen Sinne weiter ausführen.
Sie setzen sich derart zusammen: »primo uno capitale osso cornato di bove cum dui instrumenti
agricultorii alle corne, una ara fundata sopra dui pedi hircini cum una ardente fiammula, nelle facia
della quäle era uno ochio et uno vulture, deposcia uno malluvio et uno vaso gutturino, uno glomo di
filo infixo in uno pyrono et uno antiquario vaso cum loriricio obturato, una solea cum uno ochio cum
due fronde intransversate, l'una di oliva et l'altra di palma politamente lorate, una ancora et uno
ansere, una antiquaria lucerna cum una mano tenente, uno temone antico cum uno ramo di fructigera
olea circumfasciato, poscia dui harpaguli, uno delphino et ultimo una arca reclusa« (vgl. Fig. 18).
Diese in bester Sculptur gehaltenen »graphiamenti«, in denen Poliphilo »vetustissime et sacre scrip-
tum« erblickt, werden von ihm derart gelesen: >Ex labore deo naturae sacrifica liberaliter,
Paulatim reduces animum deo subjectum, firmam custodiam vitae tuae misericorditer
gubernando tenebit incolumemque servabit«. Charakteristisch genug für den Frater Fran-
cisco ist so das alte Wort: »Bete
und arbeite« in hieroglyphischer |^HHHH|Hsr-~77r:.;;... . ■ r-, ■. . ~
. ..
künstler als Lcbensregel ge- [.. ^—~—■" r-^'. jf^\^
geben.
In der Art, wie Colonna 1
diese Hieroglyphenreihe formt
und zusammenstellt, zeigt sich ™
wieder die bisher beobachtete ™ , , „ . „. • „ H.,
Fig. 19. Theil eines antiken Tempelfrieses, Nr. 100 der Nuova descnzione del
Methode, in erster Linie die Museo Capitolino (Roma 1888).
Schriftzeichen aus ägyptischen Originalhahero-Sgi», Länge rum.
oder irrthümlich dafür gehal-
tenen Monumenten zu entlehnen. Das Bild der Gans kommt häufig auf Obelisken vor; dass es freilich
den Buchstaben s oder das Determinativ für Sohn bedeutet, davon weiss Colonna natürlich nichts
sondern deutet es offenbar im Hinblick auf die einstige Rettung des Capitols als »custodia«.1 Dagegen
trifft er auf Grund der Nachricht des Ammianus bei dem Geier die altägyptische Vorstellung des Sinn-
bildes der Natur, wie auch das Auge die Hieroglyphe des Gottes Osiris nach Macrobius mitbildet.
Vielleicht ist bei den harpaguli ebenfalls eine Wiedergabe ähnlicher auf Obelisken zu beobachtenden
Zeichen beabsichtigt.
Ganz besonders macht sich aber in dieser Hieroglyphenreihe der Einfluss jenes mehrfach schon
angedeuteten antiken Frieses bemerkbar, der ursprünglich einen
Neptuntempel auf dem Campo Verano
schmückte, aber seit Constantin dazu diente, die Ambonen der damals erbauten Kirche S. Lorenzo fuori
le mura zu verzieren, bis er Ende des XVI. Jahrhunderts in das capitolinische Museum Überführt wurde.
Vergleicht man ausser den vorerwähnten Fragmenten (Fig. 14 und 17) ein anderes, das hier oben (Fig. 19)
abgebildete Bruchstück dieser Sculptur mit dem Holzschnitt der Hypnerotomachie (Fig. 18), so Über-
rascht die beiden Darstellungen gemeinsame Zusammenstellung von thierfüssigen Kästen, Schüsseln,
Kannen und Rinderschädeln. Wie diese Sculpturen von Mantegna und später von Heemskerk abge-
zeichnet wurden, so möchte man sofort vermuthen, dass schon Colonna diesen Fries, der noch jetzt
in sechs Platten die ansehnliche Länge von mehr als i3 Metern aufweist, während seines Aufenthaltes
in Rom aufgesucht, gezeichnet und gedeutet hat, um daraus seine Hieroglyphen zu bilden.
Allein es ist eine Nachricht überliefert, wonach Malereien in einem Hause nächst dem Palast der
Orsini auf dem Monte Giordano Colonna zu Gesicht gekommen sein könnten, die möglicherweise noch
1 Vgl. Hierio Yaleriano, Hieroglyphica, p. i/4T darüber folgendermassen: »sunt qui per anserem pictum custodiam
interpretantur, idque ex Romana potius historia desumptum quam ab Aegyptiis traditum . . . »Dann über den Poliphilo:« illud
vero juniorum commentum est, per anserem alligatum ad anchoram firmam custodiam intelligere.«