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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Kurth, Betty: Mittelhochdeutsche Dichtungen auf Wirkteppichen des XV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0247
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238

lokalisiert.1 Schließlich hat Eugen Gla-
ser,2 dem es gelang, eine zweite Hand-
schrift, die ein Bruchstück der Dichtung
enthält, in der Hofbibliothek zu Karls-
ruhe aufzufinden, nicht allein die beiden
Handschriften auf Grund eingehender
linguistischer und literarhistorischer Un-
tersuchungen für elsäßisches Sprach-
gebiet in Ansprueh genommen, sondern
er weist auch für die Dichtung selbst die
Entstehung im Elsaß mit gewichtigen
Argumenten nach. Diese geht ihrerseits
auf ein älteres französisches Gedicht
«L'escoufle» zurück, das ins XIII. Jahr-
hundert gesetzt wird.3 Glaser nimmt für
beide Dichtungen eine gemeinsame
Quelle an.

Betty Kurth.

Mittelhochdeutsche Dichtungen auf Wirkteppichen des XV. Jahrhunderts.

1 Friedrich Vogt, Geschichte der mittel-
hochdeutschen Literatur, Straßburg 1902, S. 292,

2 Eugen Glaser, Über das mhd. Gedicht:
Der Busant. Dissertation. Göttingen 1904.

3 Histoire litttiraire de la France, Tome
XXII (Paris 1852), p. 807. — Reinhold Köhler,
Das altdeutsche Gedicht «Der Busant» und das
altfranzösische «L'escoufle»: Germania. Viertel-
jahrschrift für deutsche Altertumskunde, Bd. XVII
(1872), S. 62.

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g. 2. Teppich mit Darstellungen aus der Geschichte -u °nigin von Frankreich und dem ungetreuen Marschalk

Nürnberg, Cje

Der Inhalt des Gedichtes «Der
Busant» ist kurz folgender:

Der Sohn des Königs von Eng-
land wird in Begleitung eines Kaplans
auf die hohe Schule nach Paris geschickt.
Dort lernt er bei Hofe die schöne Königs-
tochter kennen, die wider ihren Willen
dem reichen König von Marokko verlobt
ist. Zwischen den beiden Königskindern
entspinnt sich eine heimliche Liebe und
sie geloben, einander für ewig anzu-
gehören. Der Prinz verspricht, in seine
Heimat zu reisen, in einem Jahre am
Tage ihrer Hochzeit zurückzukehren
und sie heimlich zu entführen. Nach
England heimgekehrt, wo er von seinen
Eltern freudig empfangen wird, verschafft
er sich durch seine drei Vögte drei
schnelle Rosse und eine prächtige Geige.
Und als das Jahr zur Neige geht, läßt er
seinen Knecht mit den drei Rossen vor
das Tor reiten und macht sich, als Geiger
verkleidet, mit ihm auf den Weg nach
Frankreich. Dort wird er vom König
aufgefordert, bei der Hochzeit seiner
Tochter zu spielen. Er lehnt ab mit
dem Bemerken, daß er eine weiße Taube

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Fig. 3.

Miniatur zur Geschichte der Königin von Frankreich.
Wien, k. k. Hof bibliothek, Cod. 2675*.

Fig. 4. Miniatur zur Geschichte der Königin von Frankreich.
Wien, k. k. Hof bibliothek, Cod. 2675*.
 
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