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Winkler, Friedrich: Studien zur Geschichte der niederländischen Miniaturmalerei des XV. und XVI. Jahrhunderts
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0334
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Friedrich Winkler.
befindliches Livre d'heures (ms. Ottob. lat. 2919), das ich nur aus einer Abbildung bei Beissel1
kannte. Nahezu gleichzeitig wies es Durrieu2 seinem «Meister mit den silbernen Himmeln» zu,
dem Meister, dem er auch den Decamerone des Arsenals zuweist. In der Universitätsbibliothek in
Bologna findet sich noch ein ganz gleiches Gebetbuch, «son frere jumeau», vom selben Meister.3
Ich zähle auf, was ich noch von dem Meister kenne: Ein Roman von Lusignan oder von
Parthenay, verfaßt von Cou(l)drette in der Nationalbibliothek in Paris (ms. fr. 12575)* ist ihm zu-
Fig. 38. Paris, Bibliotheque de l'Arsenal, Cod. 5070, Fol. 116.
zuschreiben. Die bei Couderc gegebene Abbildung genügt, um unseren Meister wieder zu erkennen.
Sogar die erläuternden Inschriften auf den Architekturen der Miniatur finden sich genau so wie auf
dem Bilde der Justitia in Brüssel. Einige Bilder von fol. 42' ab (z. B. fol. 53, 58) verraten eine
schwächere Hand (Fig. 40).
Nicht wenig war ich erstaunt, in dem berühmten Missale des Kardinals Hurtado de Mendoza
in der Biblioteca Colombina in Sevilla Werke unseres Meisters anzutreffen.5 Wie gewöhnlich ent-
1 Vatikanische Miniaturen, Freiburg 180J, Taf. XXVIII.
2 Bulletin de la Societe francaise de reproductions de manuscrits a peinture I (1911), p. 101.
3 Die in der Handschrift in Rom hinzugefügten Künstlernamen, auf die Beissel (a. a. O.) noch eingeht, verdienen in
ihrem novellistischen Aufputz keine Berücksichtigung.
* Couderc, Album de Portraits, Taf. LI. Das Original wurde von Couldrette auf Bitten des Guillaume Larcheveque,
Herrn von Parthenay, gefertigt, wurde aber dessen Sohne, Jean de Parthenay (f 1427), gewidmet, da der Vater 1401 vor Voll-
endung des Romans starb. Bald nach 1401 ist jedenfalls das Original entstanden; die Pariser Abschrift ist nach Couderc
sehr nahe dem Datum entstanden, wo das Werk verfaßt wurde.
5 Ebenda findet sich ein zweites Missale des Kardinals Gonzales Mendoza, das französische Miniaturen vom Ende des
XV. Jahrhunderts enthält.
Friedrich Winkler.
befindliches Livre d'heures (ms. Ottob. lat. 2919), das ich nur aus einer Abbildung bei Beissel1
kannte. Nahezu gleichzeitig wies es Durrieu2 seinem «Meister mit den silbernen Himmeln» zu,
dem Meister, dem er auch den Decamerone des Arsenals zuweist. In der Universitätsbibliothek in
Bologna findet sich noch ein ganz gleiches Gebetbuch, «son frere jumeau», vom selben Meister.3
Ich zähle auf, was ich noch von dem Meister kenne: Ein Roman von Lusignan oder von
Parthenay, verfaßt von Cou(l)drette in der Nationalbibliothek in Paris (ms. fr. 12575)* ist ihm zu-
Fig. 38. Paris, Bibliotheque de l'Arsenal, Cod. 5070, Fol. 116.
zuschreiben. Die bei Couderc gegebene Abbildung genügt, um unseren Meister wieder zu erkennen.
Sogar die erläuternden Inschriften auf den Architekturen der Miniatur finden sich genau so wie auf
dem Bilde der Justitia in Brüssel. Einige Bilder von fol. 42' ab (z. B. fol. 53, 58) verraten eine
schwächere Hand (Fig. 40).
Nicht wenig war ich erstaunt, in dem berühmten Missale des Kardinals Hurtado de Mendoza
in der Biblioteca Colombina in Sevilla Werke unseres Meisters anzutreffen.5 Wie gewöhnlich ent-
1 Vatikanische Miniaturen, Freiburg 180J, Taf. XXVIII.
2 Bulletin de la Societe francaise de reproductions de manuscrits a peinture I (1911), p. 101.
3 Die in der Handschrift in Rom hinzugefügten Künstlernamen, auf die Beissel (a. a. O.) noch eingeht, verdienen in
ihrem novellistischen Aufputz keine Berücksichtigung.
* Couderc, Album de Portraits, Taf. LI. Das Original wurde von Couldrette auf Bitten des Guillaume Larcheveque,
Herrn von Parthenay, gefertigt, wurde aber dessen Sohne, Jean de Parthenay (f 1427), gewidmet, da der Vater 1401 vor Voll-
endung des Romans starb. Bald nach 1401 ist jedenfalls das Original entstanden; die Pariser Abschrift ist nach Couderc
sehr nahe dem Datum entstanden, wo das Werk verfaßt wurde.
5 Ebenda findet sich ein zweites Missale des Kardinals Gonzales Mendoza, das französische Miniaturen vom Ende des
XV. Jahrhunderts enthält.