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Hans Tietze.
bei sich Selbsten, ehe er zum bau schreitet»; abermals betont Praemer, daß er nicht Fachleute
belehren wolle, daß es vielmehr seine Absicht sei, den Kunstliebhabern eine Anregung zu bieten.
*Khunstverständiger baumaister, du darfst dier ganz nit einbilden oder gedenkhen, daß ich mich
unterstehe, daß wasser in daß meer zu tragen, ich alß ein geringer euch vortrefflichen khünstlern
gesäcz vorzuschreiben, sondern mehrers den khunstliebenden zuer satisfaction und mehrer lustgewi-
nung der baukhunst diße meidung beschieltet, alß auch euch gelehrten.-» Bei den nächsten Blättern,
die Fassadendetails, Kamine, auch einen Szenenentwurf in der Art Burnacinis zeigen und für die
Kenntnis der künstlerischen Fähigkeiten und Tendenzen Praemers sehr lehrreich sind, rinnt der
Text immer spärlicher; und er versagt in dem Augenblick völlig, in dem sich der Verfasser , von
seinen trockenen und konventionellen theoretischen Erörterungen dem Teile zuwendet, der uns am
unmittelbarsten interessieren würde, der Besprechung ausgeführter Bauten. Hier fehlt der Text
Fig. 4. Erster Teil des Praemerschen Lustgartens
(Fol. 184).
vollständig und nur die Vorbemerkung auf Fol. 177 deutet an, was Praemer mit dieser Zusammen-
stellung bezweckte:
«Kunstbeliebter leßerl Demselben werden hoffentlich aus vorhergehenden beeden architecturi-
schen teorien satsames genüegen sein geleistet worden, weilen dergleichen docirungen mit so embsigen
fleiß und wahren fundamental noch von keinem seind an tag geben worden, nicht auß Unwissen-
heit der vornehmen maister dißer professionell, sonder wegen ihrer wichtigen geschäften. Daß
Italia der civilischen architectur daß dominium biß anhero fihret, dessen rhum verbleibt. Alß stölle
ich gleichwol dem kunstgeneigten liebhaber etliche nachvolgende lust-, statt- und kirchengebäu, so
der zeit unßere österreichische landen zieret, vor. Daß solche so pombos und verzierten Ornamenten
nit wie die italianischen sein, ist zu wissen, daß es nit auß mangl der gueten maister oder auf-
gewenten ersparungsunkosten unterwegen mueß gelassen werden, sonder weil der rauche nort
solche gar zu geschwind ruinirt und verderben thuet. Sollen aber gleichwol den kunstbeliebten diße
gegenwertige nit mißfallen, sondern bei deine, waß es ist und wo es sich befindet, bewenden lassen.-»
Hans Tietze.
bei sich Selbsten, ehe er zum bau schreitet»; abermals betont Praemer, daß er nicht Fachleute
belehren wolle, daß es vielmehr seine Absicht sei, den Kunstliebhabern eine Anregung zu bieten.
*Khunstverständiger baumaister, du darfst dier ganz nit einbilden oder gedenkhen, daß ich mich
unterstehe, daß wasser in daß meer zu tragen, ich alß ein geringer euch vortrefflichen khünstlern
gesäcz vorzuschreiben, sondern mehrers den khunstliebenden zuer satisfaction und mehrer lustgewi-
nung der baukhunst diße meidung beschieltet, alß auch euch gelehrten.-» Bei den nächsten Blättern,
die Fassadendetails, Kamine, auch einen Szenenentwurf in der Art Burnacinis zeigen und für die
Kenntnis der künstlerischen Fähigkeiten und Tendenzen Praemers sehr lehrreich sind, rinnt der
Text immer spärlicher; und er versagt in dem Augenblick völlig, in dem sich der Verfasser , von
seinen trockenen und konventionellen theoretischen Erörterungen dem Teile zuwendet, der uns am
unmittelbarsten interessieren würde, der Besprechung ausgeführter Bauten. Hier fehlt der Text
Fig. 4. Erster Teil des Praemerschen Lustgartens
(Fol. 184).
vollständig und nur die Vorbemerkung auf Fol. 177 deutet an, was Praemer mit dieser Zusammen-
stellung bezweckte:
«Kunstbeliebter leßerl Demselben werden hoffentlich aus vorhergehenden beeden architecturi-
schen teorien satsames genüegen sein geleistet worden, weilen dergleichen docirungen mit so embsigen
fleiß und wahren fundamental noch von keinem seind an tag geben worden, nicht auß Unwissen-
heit der vornehmen maister dißer professionell, sonder wegen ihrer wichtigen geschäften. Daß
Italia der civilischen architectur daß dominium biß anhero fihret, dessen rhum verbleibt. Alß stölle
ich gleichwol dem kunstgeneigten liebhaber etliche nachvolgende lust-, statt- und kirchengebäu, so
der zeit unßere österreichische landen zieret, vor. Daß solche so pombos und verzierten Ornamenten
nit wie die italianischen sein, ist zu wissen, daß es nit auß mangl der gueten maister oder auf-
gewenten ersparungsunkosten unterwegen mueß gelassen werden, sonder weil der rauche nort
solche gar zu geschwind ruinirt und verderben thuet. Sollen aber gleichwol den kunstbeliebten diße
gegenwertige nit mißfallen, sondern bei deine, waß es ist und wo es sich befindet, bewenden lassen.-»