Hans Tietze.
Fol. 186. «Tritter theil.»
Fol. 187. Zwei Ehrenpyramiden mit der ßeischrift: «Diße zwo piramiten befinden sich neben noch •
rillen andern kostbahren stathuen in dißen garten und seint ihr maj. und dem löblichen
hauß von Osterdell zu ehren aufgerichtet.*
Mit dem ersten Objekt, das Praemer abbildet, will er sich als praktischen Architekten ein-
führen; wie weit immer er die Baukunst sonst tatsächlich ausgeübt haben mag, jedenfalls hat er
dieses Gartengebäude selbst entworfen, das eine Art Sehenswürdigkeit Wiens gebildet zu haben
scheint. Denn in einem Brief an den Fürsten Karl Eusebius Liechtenstein schreibt Praemer:
«... bitte also, ihr fürstlich gnaden wollen mich Himer noch ferner in dero hohen gnad
lassen recomentirt sein, mein garten, welcher von allen vornehmen frembten fürsten und von car-
Fig. 6. Gartengebäude
(Fol. 188).
dinal landgraff ist besucht und estimirt ist worden auch von ihr maj. mit nechsten solle besuchet
werden, verhoff noch auch einmal die gnad zu haben, ihr fürstlich gnaden gegenwart zu genießen, in
welchen sich an malierei bis in zehentausent gülden befindet und der gestalt gezirt, daß ihr fürst-
lich gnaden, als der es extraordinari wohl verstehet, ein contento haben solte. Und so ihr fürstlich
gnaden die einkehrung in der Stadt nit beliebt, also incognito in meinen schlechten garten die ein-
kehrung nehmen wollten, ist solcher zu dero fürstlich gnaden dienst, wie ich den neben allen den
meinen nechst göttlicher empfellung in dero hohe gnad empfelle euer fürstlich gnaden dienst-
gehorsamsten Wolff Wilhelm Prämer.
Dat. Wienn den g. augusti i6j6.» 1
Dieser Garten, auf den Praemer so stolz war und zu dessen Besichtigung er den berühmten
Kunstkenner so dringend einlud, befand sich im Untern Werd, an der Stelle der späteren Donau-
straße; Praemer und seine Gattin Anna Magdalena, geborene Langin, hatten am 28. Juli 1669 von
dem kaiserlichen Leibmedikus Johann Konrad Wechtler einen Grund gekauft, «worauf berait ein
1 Fürstl. Liechtensteinsch.es Hausarchiv.
Fol. 186. «Tritter theil.»
Fol. 187. Zwei Ehrenpyramiden mit der ßeischrift: «Diße zwo piramiten befinden sich neben noch •
rillen andern kostbahren stathuen in dißen garten und seint ihr maj. und dem löblichen
hauß von Osterdell zu ehren aufgerichtet.*
Mit dem ersten Objekt, das Praemer abbildet, will er sich als praktischen Architekten ein-
führen; wie weit immer er die Baukunst sonst tatsächlich ausgeübt haben mag, jedenfalls hat er
dieses Gartengebäude selbst entworfen, das eine Art Sehenswürdigkeit Wiens gebildet zu haben
scheint. Denn in einem Brief an den Fürsten Karl Eusebius Liechtenstein schreibt Praemer:
«... bitte also, ihr fürstlich gnaden wollen mich Himer noch ferner in dero hohen gnad
lassen recomentirt sein, mein garten, welcher von allen vornehmen frembten fürsten und von car-
Fig. 6. Gartengebäude
(Fol. 188).
dinal landgraff ist besucht und estimirt ist worden auch von ihr maj. mit nechsten solle besuchet
werden, verhoff noch auch einmal die gnad zu haben, ihr fürstlich gnaden gegenwart zu genießen, in
welchen sich an malierei bis in zehentausent gülden befindet und der gestalt gezirt, daß ihr fürst-
lich gnaden, als der es extraordinari wohl verstehet, ein contento haben solte. Und so ihr fürstlich
gnaden die einkehrung in der Stadt nit beliebt, also incognito in meinen schlechten garten die ein-
kehrung nehmen wollten, ist solcher zu dero fürstlich gnaden dienst, wie ich den neben allen den
meinen nechst göttlicher empfellung in dero hohe gnad empfelle euer fürstlich gnaden dienst-
gehorsamsten Wolff Wilhelm Prämer.
Dat. Wienn den g. augusti i6j6.» 1
Dieser Garten, auf den Praemer so stolz war und zu dessen Besichtigung er den berühmten
Kunstkenner so dringend einlud, befand sich im Untern Werd, an der Stelle der späteren Donau-
straße; Praemer und seine Gattin Anna Magdalena, geborene Langin, hatten am 28. Juli 1669 von
dem kaiserlichen Leibmedikus Johann Konrad Wechtler einen Grund gekauft, «worauf berait ein
1 Fürstl. Liechtensteinsch.es Hausarchiv.