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Hans Tietze.
Grafen Trautson war am 5. März 1654 errichtet worden und gab diesem zweifellos das Recht, —
wie es in dem entsprechenden Leibgedinge des Stiftes Klosterneuburg mit dem Grafen von Sprinzen-
stein ausdrücklich heißt — «den platz umzugraben, mit lust- und anderen gebäuden zu versehen» etc.1
Das hier gebaute Gartenpalais2 ließ Kaiser Leopold bei der seit den sechziger Jahren vorgenommenen
Arrondierung des neuen Besitzes, wie unsere Inschrift bezeugt, bestehen; die neue Favorita war
also kein völliger Neubau sondern nur ein Umbau,3 an dessen Kosten sich die Kaiserin-Mutter
Eleonora in weitgehendem Maße beteiligte; dies hebt ein Donationsbrief vom 28. Juli 1678 beson-
ders hervor.4 Das Gebäude wurde bei der Türkenbelagerung zerstört und stand als Ruine, bis
1704 oder 1705 an seine Wiederherstellung geschritten wurde;5 als Ruine mit ausgebranntem
Dachstuhl hat es Kleiner in seinen Wiener Ansichten aufgenommen (II, 7 und V, 6). Das Aus-
sehen vor dem Brande sehen wir — außer auf dem Praemerschen Blatte — nur noch auf einem
—
k 4 *V
fc.fcfcri Vi-
Fig. 10. Seitenflügel der Neuen Favorila
(Fol. 191).
überaus seltenen Stich der Hofbibliothek6 (Fig. 9), der die ganze Anlage des Augartens und dabei
auch das Hauptgebäude in ziemlicher Flüchtigkeit zeigt, und — gleichfalls undeutlich — noch auf
der Folpert von Alten-Ahlenschen Aufnahme von Wien von 1680/82.
Fol. 191. «Frontispiciicm gegen mittag in eben vorher gedachten garten.» (Fig. 10.)
1 Leop. Matth. Weschel, Die Leopoldstadt bey Wien, Wien 1824, S. 313.
2 Vielleicht meint Patin diese Anlage, wenn er 1669 sagt, Graf Trautson besitze den schönsten Garten in Österreich.
Siehe J. G. Seidl, Ein Tourist des XVII. Jahrhunderts über Österreich, Austria-Kalender 1848, S. 107.
3 Er muß etwa 1677 stattgefunden haben; in diesem Jahre wird ein Paßbrief für Baumaterialien «wer neuen kaiser-
lichen Favorita» erlassen (k. u. k. Finanzarchiv, Protokoll 1677, 271); die Schlußzahlungen an die Trautsonschen Erben
«für den nach hof verkauften garten» erfolgten erst 1682 (daselbst, Protokoll 1682, 382, 383).
4 Johann Schwarz, Die kaiserl. Sommerresidenz Favorita auf der Wieden in Wien, Wien und Prag 1898, S. 9 f.
5 1704 war die Favorita noch in verfallenem Zustande zu sehen: Relation von dem kaiserlichen Hofe zu Wien.
Cöln 1705, S. 25 f.
6 Katalog der histor. Ausstellung der Stadt Wien 1873, S. 256.
Hans Tietze.
Grafen Trautson war am 5. März 1654 errichtet worden und gab diesem zweifellos das Recht, —
wie es in dem entsprechenden Leibgedinge des Stiftes Klosterneuburg mit dem Grafen von Sprinzen-
stein ausdrücklich heißt — «den platz umzugraben, mit lust- und anderen gebäuden zu versehen» etc.1
Das hier gebaute Gartenpalais2 ließ Kaiser Leopold bei der seit den sechziger Jahren vorgenommenen
Arrondierung des neuen Besitzes, wie unsere Inschrift bezeugt, bestehen; die neue Favorita war
also kein völliger Neubau sondern nur ein Umbau,3 an dessen Kosten sich die Kaiserin-Mutter
Eleonora in weitgehendem Maße beteiligte; dies hebt ein Donationsbrief vom 28. Juli 1678 beson-
ders hervor.4 Das Gebäude wurde bei der Türkenbelagerung zerstört und stand als Ruine, bis
1704 oder 1705 an seine Wiederherstellung geschritten wurde;5 als Ruine mit ausgebranntem
Dachstuhl hat es Kleiner in seinen Wiener Ansichten aufgenommen (II, 7 und V, 6). Das Aus-
sehen vor dem Brande sehen wir — außer auf dem Praemerschen Blatte — nur noch auf einem
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k 4 *V
fc.fcfcri Vi-
Fig. 10. Seitenflügel der Neuen Favorila
(Fol. 191).
überaus seltenen Stich der Hofbibliothek6 (Fig. 9), der die ganze Anlage des Augartens und dabei
auch das Hauptgebäude in ziemlicher Flüchtigkeit zeigt, und — gleichfalls undeutlich — noch auf
der Folpert von Alten-Ahlenschen Aufnahme von Wien von 1680/82.
Fol. 191. «Frontispiciicm gegen mittag in eben vorher gedachten garten.» (Fig. 10.)
1 Leop. Matth. Weschel, Die Leopoldstadt bey Wien, Wien 1824, S. 313.
2 Vielleicht meint Patin diese Anlage, wenn er 1669 sagt, Graf Trautson besitze den schönsten Garten in Österreich.
Siehe J. G. Seidl, Ein Tourist des XVII. Jahrhunderts über Österreich, Austria-Kalender 1848, S. 107.
3 Er muß etwa 1677 stattgefunden haben; in diesem Jahre wird ein Paßbrief für Baumaterialien «wer neuen kaiser-
lichen Favorita» erlassen (k. u. k. Finanzarchiv, Protokoll 1677, 271); die Schlußzahlungen an die Trautsonschen Erben
«für den nach hof verkauften garten» erfolgten erst 1682 (daselbst, Protokoll 1682, 382, 383).
4 Johann Schwarz, Die kaiserl. Sommerresidenz Favorita auf der Wieden in Wien, Wien und Prag 1898, S. 9 f.
5 1704 war die Favorita noch in verfallenem Zustande zu sehen: Relation von dem kaiserlichen Hofe zu Wien.
Cöln 1705, S. 25 f.
6 Katalog der histor. Ausstellung der Stadt Wien 1873, S. 256.