Wolfgang Wilhelm Praemers Architekturwerk und der Wiener Palastbau des XVII. Jahrhunderts.
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von unregelmäßigen Gebäuden eingefaßt ist, daß sich an das Hauptgebäude beiderseits noch niedrige
Nebenbauten anschließen und daß das Hauptportal durchaus von der Praemerschen Zeichnung ab-
weicht, die den vorderen Hof von drei einheitlichen Fassaden bilden läßt und auch sonst eine auf-
fallende Regelmäßigkeit zeigt. Das Schloß wurde i683 von den Türken zerstört und seine jetzige
größere Regelmäßigkeit gegenüber der Vischerschen Ansicht ist wohl aus den durch L. Burnacini
1687 — 168g durchgeführten Neubau zu erklären.1 Sollte das Praemersche Blatt erst nach i683
entstanden und, da es von den Burnacinischen Details abweicht, ein Projekt für den Umbau sein?
Noch wahrscheinlicher ist, daß es mit der Zerstörung von i683 gar nicht in Zusammenhang
Fig. 15. Unbekanntes Palais (Trautson?)
(Fol. 196).
gebracht zu werden braucht, sondern ein selbständiges Projekt zu einer Modernisierung der unregel-
mäßigen Schloßanlage ist; bei der Aufnahme der Burg werden wir eine Bestätigung für diese Ver-
mutung finden.
Fol. 2o3. Das Neugebäude (Fig. 22).
Auch diese Aufnahme ist wiederum genauer als die entsprechende Radierung Vischers und
bietet eine wichtige Ergänzung zu den Abbildungen in dem Werke «Hortorum Viridariorumque
noviter in Eurapa praecipue adornatorum elegantes et multiplices formae ad vivum delineatae et
aeri incisae 1655» und auf dem Delsenbachschen Stich in den Fischer von Erlachschen Prospekten.2
Dargestellt ist nur der durch einen schmalen Vorhof vom eigentlichen Schloß abgetrennte Lust-
garten, der in Vogelschau, ziemlich schematisch, aber sehr übersichtlich gezeigt wird.
Fol. 204. Das Neugebäude (Fig. 23).
1 Die Ansicht bei S. Kleiner (II, 6; Abb. in Österreichische Kunsttopographie XIV, Fig. 135) läßt sich zur Kontrolle
nicht heranziehen, da sie ganz ungetreu sein dürfte; jedenfalls lassen sich manche Details — z. B. die Treppenanlage vor
dem Hauptgebäude — mit dem jetzigen Befund nicht recht in Einklang bringen.
2 Vgl. Alb. Hg, Das Neugebäude bei Wien: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des ah. Kaiserhauses XVI,
Fig. 7 und 8, und Österreichische Kunsttopographic II, Fig. 15 und 19.
XXXII. 48
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von unregelmäßigen Gebäuden eingefaßt ist, daß sich an das Hauptgebäude beiderseits noch niedrige
Nebenbauten anschließen und daß das Hauptportal durchaus von der Praemerschen Zeichnung ab-
weicht, die den vorderen Hof von drei einheitlichen Fassaden bilden läßt und auch sonst eine auf-
fallende Regelmäßigkeit zeigt. Das Schloß wurde i683 von den Türken zerstört und seine jetzige
größere Regelmäßigkeit gegenüber der Vischerschen Ansicht ist wohl aus den durch L. Burnacini
1687 — 168g durchgeführten Neubau zu erklären.1 Sollte das Praemersche Blatt erst nach i683
entstanden und, da es von den Burnacinischen Details abweicht, ein Projekt für den Umbau sein?
Noch wahrscheinlicher ist, daß es mit der Zerstörung von i683 gar nicht in Zusammenhang
Fig. 15. Unbekanntes Palais (Trautson?)
(Fol. 196).
gebracht zu werden braucht, sondern ein selbständiges Projekt zu einer Modernisierung der unregel-
mäßigen Schloßanlage ist; bei der Aufnahme der Burg werden wir eine Bestätigung für diese Ver-
mutung finden.
Fol. 2o3. Das Neugebäude (Fig. 22).
Auch diese Aufnahme ist wiederum genauer als die entsprechende Radierung Vischers und
bietet eine wichtige Ergänzung zu den Abbildungen in dem Werke «Hortorum Viridariorumque
noviter in Eurapa praecipue adornatorum elegantes et multiplices formae ad vivum delineatae et
aeri incisae 1655» und auf dem Delsenbachschen Stich in den Fischer von Erlachschen Prospekten.2
Dargestellt ist nur der durch einen schmalen Vorhof vom eigentlichen Schloß abgetrennte Lust-
garten, der in Vogelschau, ziemlich schematisch, aber sehr übersichtlich gezeigt wird.
Fol. 204. Das Neugebäude (Fig. 23).
1 Die Ansicht bei S. Kleiner (II, 6; Abb. in Österreichische Kunsttopographie XIV, Fig. 135) läßt sich zur Kontrolle
nicht heranziehen, da sie ganz ungetreu sein dürfte; jedenfalls lassen sich manche Details — z. B. die Treppenanlage vor
dem Hauptgebäude — mit dem jetzigen Befund nicht recht in Einklang bringen.
2 Vgl. Alb. Hg, Das Neugebäude bei Wien: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des ah. Kaiserhauses XVI,
Fig. 7 und 8, und Österreichische Kunsttopographic II, Fig. 15 und 19.
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