Wolfgang Wilhelm Praemers Architekturwerk und der Wiener Palastbau des XVII. Jahrhunderts. 36g
es mit Ausnahme des stark vereinfachten Tores nahezu unverändert, auf einer kurz vor der Demo-
lierung gemachten photographischen Aufnahme (Stauda 421) ist die ganze reiche Verzierung zwi-
schen den Fenstern nicht mehr zu sehen.1
Fol. 213. «Pallaz in Wien deß durchleichtig hochgebohrnen fürsten und herrn herrn Ferdinandt
deß heil. Römischen reichs fürsten von Diettrichstain zu Nicolspurg» etc. (Fig. 33).
Dieses Palais befand sich Herrengasse Nr. 7 und wurde kurz nach 1810 in die gegenwärtige
Gestalt umgebaut.2
Fol. 214. «Frontispicium der kaiserlichen Burg alliier zu Wienn.» (Fig. 34.)
Fig. 27. Ministerium für Kultus und Unterricht.
Diese Zeichnung unterscheidet sich prinzipiell von den zuletzt gesehenen. Nur die «Amalien-
burg» ist eine getreue Vedute, wie die Vergleichung mit dem bekannten Gemälde des Samuel von
Hoogstraeten von 1652 im Wiener Hofmuseum erweist;3 die übrigen Trakte weichen von den ent-
sprechenden zeitgenössischen Ansichten (z. B. Vischers Radierung von 1672, a. a. O., Fig. 120) in
einer Weise ab, daß nicht von einem Mehr oder Minder der Treue in der Wiedergabe, sondern
von einer geflissentlichen Veränderung zu sprechen ist. Der Leopoldinische Trakt und der im
rechten Winkel an ihn stoßende Flügel der alten Burg zeigen eine zweigeschossige Pilastergliede-
rung, eine reiche Rahmung der Fenster mit alternierenden Giebeln und ein klassizierendes Tri-
glypbengebälk, Dinge, die es niemals an dieser Stelle gab und die wir auch mit keinem projek-
tierten Umbau der Burg in unmittelbaren Zusammenhang zu bringen vermögen. Um die Ent-
stehungszeit des Praemerschen Architekturwerkes wurde an diesen Teilen der Burg vielfach gebaut.
1666 wurde der sogenannte Leopoldinische Trakt vollendet, 1668 brannte er bis auf den ersten
1 Schimmer, S. 25, Nr. 51 ; Altertumsverein, a. a. O., S. LXIV.
2 Schimmer, S. 17 f., Nr. 27; Altertumsverein, a. a. O., S. LXIII.
3 Abb. in Österreichische Kunsttopographie XIV, Fig. 78.
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es mit Ausnahme des stark vereinfachten Tores nahezu unverändert, auf einer kurz vor der Demo-
lierung gemachten photographischen Aufnahme (Stauda 421) ist die ganze reiche Verzierung zwi-
schen den Fenstern nicht mehr zu sehen.1
Fol. 213. «Pallaz in Wien deß durchleichtig hochgebohrnen fürsten und herrn herrn Ferdinandt
deß heil. Römischen reichs fürsten von Diettrichstain zu Nicolspurg» etc. (Fig. 33).
Dieses Palais befand sich Herrengasse Nr. 7 und wurde kurz nach 1810 in die gegenwärtige
Gestalt umgebaut.2
Fol. 214. «Frontispicium der kaiserlichen Burg alliier zu Wienn.» (Fig. 34.)
Fig. 27. Ministerium für Kultus und Unterricht.
Diese Zeichnung unterscheidet sich prinzipiell von den zuletzt gesehenen. Nur die «Amalien-
burg» ist eine getreue Vedute, wie die Vergleichung mit dem bekannten Gemälde des Samuel von
Hoogstraeten von 1652 im Wiener Hofmuseum erweist;3 die übrigen Trakte weichen von den ent-
sprechenden zeitgenössischen Ansichten (z. B. Vischers Radierung von 1672, a. a. O., Fig. 120) in
einer Weise ab, daß nicht von einem Mehr oder Minder der Treue in der Wiedergabe, sondern
von einer geflissentlichen Veränderung zu sprechen ist. Der Leopoldinische Trakt und der im
rechten Winkel an ihn stoßende Flügel der alten Burg zeigen eine zweigeschossige Pilastergliede-
rung, eine reiche Rahmung der Fenster mit alternierenden Giebeln und ein klassizierendes Tri-
glypbengebälk, Dinge, die es niemals an dieser Stelle gab und die wir auch mit keinem projek-
tierten Umbau der Burg in unmittelbaren Zusammenhang zu bringen vermögen. Um die Ent-
stehungszeit des Praemerschen Architekturwerkes wurde an diesen Teilen der Burg vielfach gebaut.
1666 wurde der sogenannte Leopoldinische Trakt vollendet, 1668 brannte er bis auf den ersten
1 Schimmer, S. 25, Nr. 51 ; Altertumsverein, a. a. O., S. LXIV.
2 Schimmer, S. 17 f., Nr. 27; Altertumsverein, a. a. O., S. LXIII.
3 Abb. in Österreichische Kunsttopographie XIV, Fig. 78.
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