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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Tietze, Hans: Wolfgang Wilhelm Praemers Architekturwerk und der Wiener Palastbau des XVII.Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0387
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Wolfgang Wilhelm Praemers Architekturwerk und der Wiener Palastbau des XVII. Jahrhunderts.

37I

Stock nieder; der Wiederaufbau begann sofort, scheint sich aber über das gewöhnlich als End-
termin angenommene Datum 1670 noch einige Zeit hingezogen zu haben.1 Unsere Zeichnung,
deren Entstehungszeit in den Anfang der siebziger Jahre fallen mag, könnte sich auf den Umbau
beziehen oder aber Praemer könnte, ganz unabhängig von den Arbeiten an der Burg, einen Ideal-
entwurf für eine Modernisierung der beiden Trakte verfertigt haben, deren Kahlheit und Unregel-
mäßigkeit für seine künstlerischen Überzeugungen arg verletzend gewesen sein muß. Tatsächlich
sollte um diese Zeit ja auch im Außenbau eine Übereinstimmung der alten und der neuen Burg-
trakte hergestellt werden.2 Die Analogie des Falles mit Kaiser-Ebersdorf (s. o.) ist auffallend; und
daß es sich hier wie dort um einen kaiserlichen Bau handelt, scheint eine solche Deutung noch
wahrscheinlicher zu machen. Denn das ganze umständliche Werk Praemers hatte ja den Zweck,

Fig. 3o. Palais des Grafen Ferdinand Maximilian von und zu Sprinzenstein

(Fol. 210).

den Kaiser zu überzeugen, daß sein Autor, der große Theoretiker, auch in den Fragen der Praxis
seinen Mann stelle und bei den aktuellen Aufgaben mit Nutzen herangezogen werden könne.

Fol. 215. tFrontispicium der kaiserlichen Burg, wie sie außerhalb der statt gesehen wirdt.» (Fig. 35.)

Auch diese Außenansicht der Burg bereitet einige Schwierigkeiten. Von den zeitlich mut-
maßlich am nächsten stehenden Aufnahmen ist sie verschieden; die Vischersche Radierung von
1672,3 die Daniel Suttingersche Ansicht von i6834 und auch die Folpert von Alten-Ahlensche
Vedute von 1680—16825 zeigen diese Außenansicht alle als ziemlich kahle Front mit einheitlich
durchgehender Gliederung, an die sich die ungegliederte Fassade der alten Burg anschließt;
eine Trennung des Attikageschosses von den Hauptstockwerken ist nicht bemerkbar, die auf der
Praemerschen Ansicht dadurch erfolgt, daß über den Deckplatten der Pilasterriesenordnung kleine, nach
abwärts verjüngte geschuppte Pilaster aufstehen. Diese Details lassen sich nicht mit den Abweichun-

1 Österreichische Kunsttopographie XIV, S. 180.

- S. die folgende Ansicht auf Fol. 215.

3 Abb. in Österreichische Kunstopographie XIV, Fig. 119.

4 Daselbst, Fig. 125.

5 Gedruckt 1686; Abb. a. a. O., Fig. 129.
 
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