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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Loehr, August: Karl Domanig
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0443
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Karl Domanig.

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rung, daß er seine Arbeiten in größerem Umfange wieder aufnehmen konnte. Seine Gesund-
heit aber blieb erschüttert. Häufig traten Rückschläge ein und zwangen ihn zu Ruhepausen und
zur Einschränkung seiner Arbeit. In musterhafter Pflichttreue wußte er aber trotz allem jeder An-
forderung seines Berufes zu genügen. Am 14. April 1913 betrat er das letztemal das Amt, am
9. Dezember desselben Jahres endete sein reiches Leben nach langem schweren Leiden, das der
tiefgläubige Katholik mit wunderbarer Geduld ertragen hatte.

Und was an Gütern hinterläßt Du? sag!

«Nur ein Stück Feld,

Das vordem brach gelegen,

Ich hab's bestellt,

Mit Nutz- und Zierholz wohl besetzt,
Wissen und Können darangesetzt
Und Mühen allerwegen
In Sommerszeiten wie manchen Tag,

Die Enkel, mein' ich, loben den Ertrag.» (Domanig, Wanderbüchlein.)

Als Domanig die Verwaltung der modernen Münzensammlung übernahm, war sie ein mißkanntes,
nach veralteten Grundsätzen behandeltes Anhängsel der Antikensammlung. Er hinterließ ein an-
gesehenes, selbständiges Institut, dessen Verwaltung ausschließlich durch Beamte, die sich ihrem
Bildungsgange nach speziell dazu eignen, und nach angemessenen Grundsätzen ein anerkanntes
Prinzip ist. Die Benützbarkeit der Sammlung war durch eifrige Ordnungsarbeiten gewaltig geför-
dert. Die Bestände waren durch glückliche, wohlausgewählte Erwerbungen ansehnlich vermehrt,
eine lehrreiche Schausammlung neu geschaffen, die Bedeutung der Gepräge für die Kulturgeschichte
erkannt, die Pflicht der Förderung der zeitgenössischen heimischen Medaille erfüllt, die wesent-
lichen Richtlinien für die Führung gefunden.

Domanig hatte eine 3ojährige Arbeitsleistung aufgewendet, unverrückbar die Pflicht vor Augen,
als Museumsbeamter seine ganze Kraft und alle Tätigkeit zur Pflege und Förderung des ihm an-
vertrauten Teiles der kaiserlichen Sammlung zu verwenden; und dieses Pflichtbewußtsein ließ ihn
so manche Schwierigkeit und Mißhelligkeit überwinden.

Die saubere, kräftige Schrift der Sammlungsbehelfe wird noch Generationen von Beamten
und wissenschaftlichen Benützern der Sammlung das Bild des offenen, geraden Tirolers vor dem
geistigen Auge erstehen lassen; ich aber gedenke in wehmütiger Freude und dankerfüllter Liebe
und Verehrung der vorbildlichen Pflichttreue und der ernsten Arbeit meines gütigen Chefs und
väterlichen Freundes Dr. Karl Domanig.

August Octav von Loehr.
 
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