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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Garber, Josef: Das Haller Heiltumbuch mit den Unika-Holzschnitten Hans Burgkmairs des Älteren
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0517
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Das Malier Heiltumbuch mit den Unika-Holzschnitten Hans Burgkmairs des Älteren.

XXXIX

Eine Beschreibung der einzelnen kleinen Holzschnitte würde eine langweilige Wiederholung
immer wiederkehrender Typen bedeuten; zudem bieten diese Holzschnitte inhaltlich wenig Neues.
Sie sind außer der Nummer ohne weitere Vermerke schön geordnet eingeklebt. Die Numerierung
ist im Manuskripte neu mit i beginnend in arabischen Zahlzeichen angegeben, welchen Modus wir
beibehalten. Wir führen die 124 Holzschnitte nach Typen geordnet an, um dann einige Bemer-
kungen über sie anzuschließen.

35 Büsten weiblicher Heiligen (Nr. 1 —14, 16, 19—32, 34—3g). Die Reliquien sind
hinter der Öffnung vorne an den Büsten eingeschlossen. Die Büsten stehen durchaus auf Posta-
menten, die zweimal (Nr. 22 und 28) zu einem eigenen Reliquienbehälter ausgebaut, sonst ein-
facher Form mit gotischem Stilcharakter sind. Vier Posta-
mente haben noch Greifenklauen untergesetzt (Nr. 9, 25, 26,
28). Die Büste Nr. 35 wird von kleinen Figürchen getragen.
Sehr mannigfaltig wechselt bei den 35 Büsten Haltung
und Ausdruck des Gesichtes, Bekleidung, Haartracht und
Kopfschmuck. Der Zeichner der Holzschnitte hat darin sicher
eine getreue Wiedergabe der Originale angestrebt.

14 Büsten männlicher Heiligen (Nr. 63, 65, 67,
68> 7°, 73, 75, 77, 79, 81, 83, 85, 87, 88). Sie sind in
der Form und reichen Abwechslung den weiblichen Büsten
ähnlich. Zwei auf Kugelfüßen stehende Büsten tragen Wap-
penschmuck (Nr. 68 und 88). Das eine Wappen (Nr. 68)
zeigt den einköpfigen Adler, das andere (Nr. 88) auf der
Büste des heiligen Ritters Georg ist Waldaufs Wappen.

14 Armreliquiare (Nr. 15, 64, 66, 69, 71, 74, 76,
78, 80, 82, 84, 86, 100, 109). Im Arm ist eine Öffnung,
wo sich hinter Glas die Reliquien befinden. Die Hand öffnet
sich bei den ersten zwölf Reliquiaren zum Schwüre, bei den
zwei letzten mit allen Fingern. Die Postamente gleichen
jenen der Büsten, nur Holzschnitt 64 und 6g zeigt reiches
gotisches Blattwerk als Unterlage. Das Reliquiar Nr. 66 tra-
gen zwei Engelsfiguren als Stützen des Armes.

8 Tafelreliquiare (Nr. 17, 18, 58—62, 119). Die
Holzschnitte sind sehr einfache Wiedergaben viereckiger Ta- Fig. i3. Büste des hl. Ingenuin im Domschatz
fein. Eine Tafel (Nr. 18) wird durch einen dachartigen
Abschluß gekrönt, fünf Tafeln (Nr. 58—62), von denen die

letzte dreiteilig ist, tragen Zinnen als Abschluß. Nr. 119 gibt einen kleinen Flügelaltar mit einem
feingeschnittenen Misericordiabilde wieder, unter dem drei Reliquien sichtbar werden.

16 Reliquienkästchen, im Manuskript «frühen» genannt (Nr. 33, 72, 92—94, 96, g7, gg,
io3, 106, 108, n3, 114, 116, 121, 122). Die Kästchen haben alle gleiche Form, der viereckige Be-
hälter wird durch einen dachartigen Deckel abgeschlossen. An der Vorderseite ist das Schloßschild-
chen sichtbar. Es wäre naheliegend gewesen, für sämtliche «Truhen», die sich alle ganz ähnlich
sahen, denselben Holzstock zu benützen. Doch wurde für jede ein eigener Stock geschnitten; nicht
bei zwei Bildern sind Schattierung und Schraffierung gleich.

27 heilige Häupter auf Kissen (Nr. 40—45, 46—57, 8g—91, 95, 98, 102, 104, 105, 107).
Die mit Bändern umspannten und im unteren Teile mit Tüchern überzogenen Schädel ruhen alle
auf Kissen mit Quasten. Auch hier sind für alle 27 Darstellungen eigene Holzstöcke geschnitten
worden, deren Zeichnung in der Lage des Hauptes, der Schattengebung und Schraffierung jedes-
mal eine Abwechslung zeigt. Heute sind in der Kapelle noch 45 solche Häupter auf Kissen, aber
 
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