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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

DOI Artikel:
Garber, Josef: Das Haller Heiltumbuch mit den Unika-Holzschnitten Hans Burgkmairs des Älteren
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0644
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CLXVI

Josef Garber.

fol. 166 . 122 . In diser truhen 1 ligen und werden be-

halten die pübstlichen bullen umb die pebstlichen
grossen Römischen gnaden und aplas, so die heili-
gen väter pebst auf vleissig anrueffen und bete kai-
ser Maximilians auch kunig Ferdinanden zu Hispanien
und des Stifters zu der heiligen Capellen Vnser Lie-
ben Frawen hie zu Hall und den cristenmenschen,
so die besuechen, miltigiiehen und reichlichen ver-
lihen und gegeben haben. Es liegen und werden
auch darinn behalten die bullen und briefe umb die
pebstlichen auch kaiserlichen und kuniglichen und
darzu umb die fürstlichen freihalten und privilegia,
so die heiligen veter pebst auch die Römischen kai-
ser und kunige und darzue die landsfürsten dises
furstenthuembs und landes der grafschaft Tyrol zu
der heiligen Capellen hie zu Hall und den cristen-
menschen. so die besuechen, miltigiiehen gegeben
haben. Es ligen und werden auch in diser truhen
behalten die bullen und brief von den cardinein,
pebstlichen legaten, erzbischofen und bischofen in
merklicher anzal, die auch auf vleissig anruefen und
bete des Stifters auf vil fest und te"g im jar gnaden
und aplass zu der heiligen Capellen hie zu Hall und
den cristenmenschen, so die besuechen, miltiglich
verlihen und gegeben haben.

Darnach list der ausrueffer mit lauter stimm
also:2

Stet stille! Man wirdet euch aus pebstlichem
gewalt zu merung cur andacht nach dem gepet
geben den segen mit dem heiligen kreuz. |
fol. 166' Darauf geen die zwen jüngsten des rats mit

irn vergulten prinnenden kerzen oder windliechtern
widerumb auf den heilthumbstuel und steen gegen
dem markt und der ausrueffer zwischen inen. Dar-
auf list der ausrueffer das gebet, wie hernach volgt:

Das gepet.3

(A)ls4 wir in dem namen des almechtigen gots
zu disen österlichen Zeiten und freuden hie ver-
samelt sein, so wellen wir den almechtigen got mit
diemuetigem herzen anrueffen und pitten, das er
gnediglichen ansehe alle notdurft .seiner heiligen ge-
mainen cristenhait und das er alles cristenlich volk
mit seinen gütlichen gnaden gnediglich fursehen
welle. Und besunder pitten wir den almechtigen got
für unsern allerheiligisten in got vater und herrn,
herrn Julio, pabst den Andern, und für all sein Car-
dinal, erzbischof und bischof und in sunderhait für
den hochwirdigen fursten und herrn, herrn Cristoffen,
bischove zu Brichsen, unsern gnedigen herrn, und
für das erwirdig capitel und den stift zu Brichsen
und gemainiglich für all geistlich örden und priester-
schaft, das in der almechtig got gebe weishait, kraft
und sterk zu merung der heiligen cristenlichen kir-
chen und zu nutz, trost und seligkait allen cristen-
menschen, das sy an gotlichen diensten und gnaden

1 «125. In diser truhen» am unteren Rande von fol. i6i' wie-
derholt.

2 Darnach list — also unterstrichen. — Am Rande rubrik.

1 Darauf gecn — gepet unterstrichen. — Am Rande dreimal

rubrik.

' Für die fehlende Initiale ist durch drei Zeilen freier
Raum gelassen.

heilsamkiich zunemen und in allen tilgenden gepes-
sert werden, mit ainem Pater noster und Aue Maria;
darnach für den allerdurchleuchtigisten, grossmechti- fol. 167
gisten fursten und herrn, herrn Maximilian, Römi-
schen kaiser, zu allen Zeiten merer des reichs, kunig
zu Hungern, erzherzogen zu Osterreich, herzogen zu
Burgundi, unsern allergnedigisten herrn und regieren-
den landsfürsten, für frau Bianca Maria, Römische
kaiserin, seiner kaiserlichen majestat gemahel, unser
allergnedigiste frau, die jetz kaiserin auch zu schnI(?),
und für all cristenlich kunige, churfursten, fursten,
grafen und herrschaft, das in der almechtig got mil-
tigiiehen gebe sein götliche gnad, die weishait des
heiligen geists auch craft, sterk und macht, zu re-
gieren das heilig Römisch reich und all cristenlich
land und leut in friden,2 rue und ainigkait zu me-
rung, aufnemen, schütz, schirm und trost dem hei-
ligen Römischen reich und allem cristenlichem volk
und zu widerstand allen anfechtern des heiligen
Römischen reichs und cristenlichs gelaubens, das die
dem heiligen Römischen reich und der heiligen cri-
stenlichen kirchen unterworfen werden, damit der
almechtig got dadurch gelobt und geert und das
heilig Römisch reich und cristenlichcr gelauben3 ge-
sterkt, gemeret und erhöhet werde, mit ainem Pater
noster und Aue Maria.

Darnach pitten wir den almechtigen got für
herrn Florian von Waldenstain und für frau Bar-
bara, sein eeliche hausfrau, Stifter und stifterin der
heiligen Capellen Vnser Lieben Frawen hie zu Hall,4
die aus besundern gnaden gottes und irer miltigkait
das hochwirdig heilthumb, das man euch heut hie
weiset, und darzu auch die pebstlichen grossen Rö-
mischen gnaden und aplass erworben und erlangt
und mit demselben hochwirdigen heilthumb und den
pebstlichen grossen Romischen gnaden und aplass
alles cristenlich volk und in sunderhait dise lobliche
stat Hall im Yntal und alle umbgelegne land erleucht
und erfreut haben. Das inen der almechtig | got dar- fol. 167'
umb den ewigen Ion, freud und seligkait geben
welle got zu lob auch inen und allen iren vorvor-
dern zu hilf, trost und ewiger seligkait, sprecht mit
andacht ain Pater noster und Aue Maria; damit ver-
dienet ir und werdet tailhaft tausent vierhundert und
achzig tag aplas aufgesetzter puess. Darnach pitten
wir den almechtigen got für all cristenlich land
und leut und in sunderhait für all die menschen,
lebentig und tod, die got dem almechtigen, der
hochgelobten junkfrauen Marie und allen gottes hei-
ligen zu lob und eere ir getreu hilf, rat, steur und
almuesen zu der heiligen Capellen und zu gezier
dises kostperlichen und hochwirdigen heilthumbs und
clainat gegeben haben und auch kunftiglich geben
werden, got der almechtig welle den lebendigen ain
gluckseligs eerlichs leben und wesen hie auf erde
und den todten die ewig rue und seligkait verleihen,
mit ainem Pater noster und Aue Maria.

1 die ietz kaiserin auch zu sehn von späterer Hand.

- friden von späterer Hand; vorher durchstrichen l'reudcn.

a gelauben von späterer Hand verbessert aus gelaubens.

4 Ein eingelegtes kleines Blatt trägt da;u folgende Bemerkun-
gen späterer Hand: «pitten für stiller: add.mtur indulgencie Salz-
burg et Chiembsee: adantur etiam indulgencie cardinalisBrixinensis,
cum venerint, scilicet indulgencie episcopi Chrisiotbri Brixinensis,
cum dederit, et erunt indulgencie 1700 tag aplas.»
 
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