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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Randglossen zu Venedigs Bronzeplastik der Hochrenaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0011
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Randglossen zu Venedigs Bronzeplastik der Hochrenaissance.

3

Fig. 3. Sansovino, Tribünenrelief, rechts.
Venedig, S. Marco.

die Reliefs stellen Christi Grablegung und Himmelfahrt dar, als Umrahmung in Nischen die
Evangelisten (Fig. 7) mit ihren Symbolen, liegende Propheten mit Schriftrollen (Fig. 8), männ-
liche Büsten und Putti, Blumen und
Fruchtkränze, Bücher und kleine
Schrifttafeintragend. Beide Reliefs
sind als: OPUS IACOBI SAN-
SOVINI FL. bezeichnet.1 1550
—1552 folgten die vier Bronze-
statuetten der Evangelisten auf
der Balustrade des Hochaltars
von S. Marco2; 1554 die Bronze-
statue des Mediziners aus Ra-
venna Tommaso Rangone über
dem Portal von S. Giuliano (Fig. 9);
1554—1556 Mars und Neptun
(Fig. 10 und n), die bekannten
Riesen aus istrischem Marmor
der Scala dei Giganti im Dogen-
palast, deren Bezeichnung als:
OPUS • IACOBI • SANSOVINI .
FLORENTINI aber, wie Ram-
baldi richtig nachgewiesen hat,

erst am Anfang des XVIII. Jahrhunderts, als die Postamente beider Figuren mit Ornamenten ge-
schmückt wurden, hinzugekommen ist.3 — Dieser Periode der bildnerischen Tätigkeit Sansovinos
gehört unsere vortreffliche Sta-
tuette an. Man vergleiche sie
mit den Nischenfiguren der Sa-
kristeitür von S. Marco, etwa mit
dem Evangelisten rechts am unte-
ren Felde oder mit dem liegen-
den Propheten (Fig. 8) in der
Höhlung der Mittelleiste: der Ge-
sichtsschnitt, die Behandlung der
langen und in welligen Locken
bewegten Bärte, die in großen
Flächen und in scharfen Brüchen
gefältelte Gewandung stimmen
auffällig überein. Will man aber
ein direktes Korrelat für die cha-
rakteristischen, unter den Knien
zusammengebundenen Stoffhosen
unserer Figur finden, so wende
man das Augenmerk auf das Re-

Fig. 4. Sansovino, Tribünenrelief, links.
Venedig, S. Marco.

1 Außerdem auf dem Relief mit der Auferstehung die Inschrift: DEO ■ D • MARCO • FEDERICUS ■ CONT • D • MARO •
PRO SANCTO E1VS ERARIO PRAEFECTUS ERIGI CURAVIT. — Ein vollständiger Abguß der Tür im k. k. Österreichi-
schen Museum in Wien.

2 Das Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin besitzt eine Tonstatuette, die wahrscheinlich als Modell zu einer dieser Ge-
stalten gedient haben wird (Kat. Schottmüller Nr. 3o,3); jedenfalls entspricht auch diese Figur dem hier dargestellten Typus.

3 P. L. Rambaldi, La Scala dei Giganti, im «Ateneo Veneto» 1910, Teil II, fasc. 1 und II.

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