Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

DOI Heft:
I. Teil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Kurth, Betty: Die Blütezeit der Bildwirkerkunst zu Tournai und der Burgundische Hof
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0079
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Blütezeit der Bildwirkerkunst zu Tournai und der Burgundische Hof.

69

keren textilen Stilisierung aller Formen ein wesentlich anderes Gepräge und müssen bedingungslos
einer anderen Werkstatt zugewiesen werden.1

Per exclusionem können wir aber vorliegendenfalls zu keinem positiven Ergebnis gelangen. Um
das Entstehungszentrum der zusammengestellten Werke zu ermitteln, müssen wir vielmehr eine etwas
spätere Gruppe von Tep-
pichen, die klarere Lokali-
sationsmöglichkeiten bie-
ten, zum Vergleiche heran-
ziehen.

Als vermittelndes
Bindeglied diene vor allem
der vor wenigen Jahren
in einer bemerkenswerten
kleinen Arbeit2 der For-
schung zugänglich ge-
machte Schwanritter-
teppich in der Katha-
rinenkirche zu Kra-
kau (3 m 70 cm hoch,
5 m 60 cm breit), von
dem ein Fragment in
den Besitz des Osterrei-
chischen Museums für
Kunst und Industrie in
Wien gelangt ist (Fig. 7
und 8).3

Der Vergleich unse-
rer Gruppe mit diesem
erst nach der Mitte des
Jahrhunderts entstande-
nen Werk ergibt eine Reihe
beweiskräftiger Überein-
stimmungen. Denn alle
Eigentümlichkeiten der
Zeichnung, Modellierung,
Beleuchtung, Perspektive,
Raum- und Landschafts-
auffassung, die wir als

Fragment des Teppichs mit der Geschichte des Schwanritters.
Wien, Österreichisches Museum für Kunst und Industrie.

1 Auch der Teppich mit Fig. ;
einem Jüngling und einer Dame,
die einen Falken füttern, bei

MM. Bacri freies, der den «Conversations amoureuses» aus der Sammlung Davillier entfernt verwandt ist, gehört nicht
unserer Gruppe an; vgl. die Abbildung bei Jos. Destree, Deux idylles tapisseries de l'epoque de Charles VI. (i38o—1422):
Annales de la Societe d'arche'ologie de Bruxelles, vol. XXVI.

2 Marian Morelowski, Der Krakauer Schwanritterwandteppich und sein Verhältnis zu den französischen Teppichen des
XV. Jahrhunderts: Kunsthistorisches Jahrbuch der k. k. Zentralkommission, Bd. VI (1912), S. 118.

3 Der Teppich ist von General Gorski nach den Napoleonischen Kriegen mit zwei den Zyklus ergänzenden Stücken
nach Polen gebracht worden und wurde von seinem Sohne an das Augustinerkloster in Krakau geschenkt; vgl. Julius
v. Schlosser: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. XX, S. 266.

XXXIV. 11
 
Annotationen