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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Kurth, Betty: Die Blütezeit der Bildwirkerkunst zu Tournai und der Burgundische Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0096
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Betty Kurth.

Schon Destree neigt dazu, diesen Teppich (3 m 78 cm hoch, 5 m 64 cm lang) den Werkstätten
von Tournai zuzuweisen. Der Vergleich mit den Alexander- und Caesar-Teppichen scheint diese
Vermutung zu bestätigen.1

Teppich mit Passionsszenen. Brüssel, Musees Royaux du Cinquantenaire, früher
Sammlung Somzee2 (Fig. 14).

Dieses Werk (4 m 24 cm hoch, gm 11 cm lang) bezeugt in der kompositioneilen Erfindung
und szenischen Zusammensetzung seine Abstammung von dem bereits besprochenen Passionsteppich

Fig. 19. Teppichfragment mit Jagdszene.
Regensburg, Rathaus.

in der Kathedrale von Saragossa.3 Weist schon dieser Zusammenhang auf eine Gemeinsamkeit des
Herkunftsortes, so deutet noch weit mehr die nahe stilistische Verwandtschaft mit den sicher
lokalisierbaren Schwanritter- und Alexander-Teppichen auf die Entstehung auch dieser Arbeit in
Tournai, eine Tatsache, die schon von Morelowski richtig erkannt und begründet wurde.4
Wandteppich mit Darstellung des Credo. Rom, Vatikan.5

Das umfangreiche Werk gelangte als Geschenk der Königin Maria Cristina von Spanien in
den Besitz des Papstes Leo XIII. Schon Wood, der es als Erster publizierte, hebt die nahe Stil-

1 Vergleiche auch Jos. Casier, L'exposition des anciennes industrics tournaisieunes: Revue de l'art chretien LXII
(1912), p. 46. 2 Joseph Destree et Paul van der Ven, a. a. O., PI. 3—5.

3 Um eine direkte Kopie handelt es sich keinesfalls; vgl. die Ausführungen Morelowskis, a. a. O., Sp. 137.

4 Die Hypothese, daß der Brüsseler Teppich mit der von Pasquier Grenier an Philipp von Burgund 1461 gelieferten
Passionsserie (vgl. Soil, a. a. O., p. 23g) in Verbindung zu bringen sei, muß im Hinblick auf die Häufigkeit des dargestellten
Themas und da überdies die Beschreibung mit unserem Stück nicht übereinstimmt, zurückgewiesen werden.

' D. T. B. Wood, «Credo» Tapestries: The Burlington Magazine, Vol. XXIV (1914), p. 247.
 
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