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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0134
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Ludwig von Baldass.

Figuren künstlerisch zur Sekundärerscheinung herabsinken, können mit Fug Weltlandschaften ge-
nannt werden.

Von den beiden Meistern, die Patinirs Kunst nacheinander inspirierten, von Gerard David und Hie-
ronymus Bosch, steht Meister Joachim an Temperament und Art der Begabung jenem viel näher als
diesem. Wie jener war er weniger Erfinder als Gestalter, pflügte er nicht Neuland sondern zog aus den
vorhandenen Elementen die ihm möglichen letzten Folgerungen. Auf die kommende Generation
war seine Kunst von größerem Einflu(3 als die irgendeines seiner niederländischen Zeitgenossen.

Fig. 9. Adrian Isenbrant, Teilausschnitt der Landschaft mit der Flucht nach Ägypten.
San Remo, Sammlung Thiem.

2. Die Nachahmer des Patinirschen Stiles.

Unter den Zeitgenossen Patinirs, die sich an seine Kunst anschlössen und seine Errungen-
schaften in der Darstellung der Landschaft übernahmen, ohne sie weiterzubilden, ist vor allem der
Brügger Meister der sieben Schmerzen Mariä zu nennen, den wir gewöhnlich mit jenem Adrian
Isenbrant identifizieren, der von 1510—1551 in Brügge als Meister tätig war. Während viele
Landschaften im Hintergrund seiner zahlreichen Madonnenbildchen ganz im Stile Gerard Davids
gehalten sind, zeugen andere von einem intensiven Studium Patinirs. So hat Isenbrant bei seiner
Ruhe auf der Flucht in der Wiener kaiserlichen Gemäldegalerie (Fig. 711 sich an Patinirs Ge-

1 Die von Bodenhausen (Gerard David und seine Schule, München 1905, S. 221) geäußerten Zweifel an der Eigen-
händigkeit des Bildes sind nicht stichhältig.
 
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