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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0136
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I24

Ludwig von Baldass.

mälde desselben Gegenstandes in der Sammlung Kaufmann deutlich angelehnt. Ebenfalls von Pa-
tinir inspiriert ist die Landschaft des Triptychons mit der Himmelfahrt Maria beim Comte de
Grancey in der Cote d'Or.1 Während die Apostel dieses Hauptwerkes Isenbrants deutlich David-
sches Gepräge zeigen, erinnern neben der Landschaft auch die kleinen Figuren der Dreifaltigkeit,
Marias und der Engel an Patinirs Gestaltung dieses Themas in der Sammlung Johnson in Phila-

Fig. ii. Meister der weiblichen Halbfiguren, Landschaft.
Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum.

delphia. Auch die Landschaften auf der Tafel der sieben Schmerzen Mariae in Notre Dame zu
Brügge2 sind in der Art Patinirs gehalten.

Ich glaube nun den Beweis führen zu können, daß Isenbrant einmal auch ein Gemälde Patinirs
wörtlich kopiert hat. Im Sommer igi3 tauchte bei Böhler in München eine aus Rußland stam-
mende, mit einem falschen Dürermonogramm versehene Landschaft auf, die dann in die Sammlung
des Herrn Adolf Thiem in San Remo gelangte (Fig. 8).3 Im Vordergrund des Bildes ist eine Flucht
nach Ägypten zu sehen, die deutlich die Hand Adrian Isenbrants aufweist und deren Komposition
Dürers Holzschnitt aus dem Marienleben entlehnt ist. Die Landschaft ist ganz im Stile von
Patinirs mittlerer Periode gehalten und wäre etwa zwischen das Wiener Martyrium der heiligen
Katharina und die Berliner Ruhe auf der Flucht einzuordnen. Die Hand dieses Meisters aber kann

1 Abgebildet bei Bodenhausen, a. a. O., S. 212 f.

2 Abgebildet ebenda, Lichtdrucktafel nach S. 214.

3 Das Bild wurde von Friedländer in seine Liste der Werke Patinirs aufgenommen.
 
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