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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0143
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Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel.

i3i

Mittelgrundes und dem tief dunkelblauen Gebirge im Hintergrund ist infolge der Verdeckung des
Zwischenplans der Raumillusion höchst förderlich. Die Figuren zeigen ebenso wie bei dem Holz-
schnitt von 1522 den starken Einfluß des Hieronymus Bosch. Auf Anregungen, die von den Spät-
werken dieses Künstlers ausgehen, ist wohl auch der große Zug der Landschaftsdarstellung und
die eigenartige Stimmung, die über dem Ganzen liegt, zurückzuführen.

Ebenso wie bei Jan de Cock kreuzen sich bei dem Harlemer Jan Mostaert Einflüsse der
holländischen und der südniederländischen Landschaftsmalerei. Der feinsinnige, in der Kunst der
Erzählung wie in der Beherrschung der malerischen Technik gleich hervorragende Künstler wird

Fig. 17. Jan Mostaert, Landschaft mit dem hl. Hubertus.
München, Alte Pinakothek.

seinem Figurenstil nach in der Regel und nicht ganz mit Unrecht zu den retrospektiv veranlagten
und wenig schulbildenden Meistern gezählt. Die entwicklungsgeschichtliche Stellung seiner Land-
schaften aber darf nicht unterschätzt werden. Die im Detail sehr reizvollen landschaftlichen Hinter-
gründe seiner frühen, vor 1520 entstandenen Werke tragen noch ganz holländisches Gepräge und
erinnern an die Gemälde Geertgens und seiner Schule. Eine gewisse Weite und Einheitlichkeit
des Landschaftsbildes macht sich schon in dem um 1510 entstandenen Bonner Flügelaltar des
Jüngsten Gerichtes geltend.1 Die phantastischen Erdformationen haben in Gemälden Engebrechtszens
ihre Parallelerscheinung. Die dem Format nach für Jan Mostaert ungewöhnlich große Tafel mit der
Verstoßung Hagars im Besitze des Dr. Oertel in München (Fig. 16) steht den Werken des zweiten
Jahrzehntes noch verhältnismäßig nahe.2 Die Einzelmotive der Landschaft, ihre klare Gliederung

1 Abgebildet in Clemens und Firmenich - Richartz' Meisterwerken westdeutscher Malerei auf der kunsthistorischen Aus-
stellung zu Düsseldorf 1904, Taf. 59. ,

3 Die Bezeichnung des Bildes: L M. 1525 ist wohl kaum ursprünglich, doch dürfte das Datum ungefähr das Richtige

treffen.
 
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