DOI Heft:
I. Teil: Abhandlungen
DOI Artikel:Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0144
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Ludwig von Baldass.
und Vertiefung machen die Kenntnis einzelner Gemälde Patinirs schon sehr wahrscheinlich. Klar
und deutlich zeigen sich Einflüsse Patinirscher Kunst in der westindischen Landschaft in der
Sammlung van Stolk zu Scheveningen 1 und in der Landschaft mit dem heiligen Hubertus in der
Münchener Pinakothek i Fig. 17).2 Deutlich gewahren wir das Bestreben, das intime Landschaftsbild
der frühholländischen Kunst der vedutenartigen neuen Weltlandschaft nicht völlig zu opfern. Nur
am Bildrand läßt der Künstler die den Mittelgrund abschließende Berglehne sich senken und öffnet
dem Auge eine weite, in den Horizont verschwimmende Ferne. Schon im Mittelgrund wird das
Detail viel weniger präzis durchgebildet wie bei Patinir und eine atmosphärische Gesamtwirkung
Fig. 18. Jan Mostacrt, Flußlandschaft.
London, National Gallery.
angestrebt. Am stärksten bewegt sich das Christophorusbild in der Sammlung Mayer van den
Bergh zu Antwerpen in den Bahnen Patinirscher Kunst.3 Die Beeinflussung von dem großen Ge-
mälde des Escurials ist offensichtlich. In den landschaftlichen Einzelheiten hat diesmal die epische
Schilderung den Sieg davongetragen. Mit der Cockschen Fassung des Gegenstandes teilt das Ge-
mälde Mostaerts die in der Diagonale geführte Tiefendarstellung und den vom Bildrand über-
schnittenen Baum als Eckpfeiler der Komposition. Diese Weiterentwicklung vollzog sich bei beiden
Künstlern sicher selbständig voneinander. Ein Spätwerk Mostaerts ist die Flußlandschaft in der Lon-
doner National-Gallery (Fig. 18).4 Zum ersten Male in der niederländischen Kunst begegnen wir
1 Publ. von Weisz: Zeitschrift für bildende Kunst 1009/10, S. 115.
2 Das von Glück (Monatshefte IV [1911], S. 327) bestimmte Gemälde dürfte identisch sein mit der Landschaft mit
dem heiligen Hubertus, die Karel van Mander (Flocrke I, S. 23o) im Prinzen - Hof zu Harlem sah.
3 Abgebildet bei Weisz, a. a. O.
4 Daß dieses in London als Patinir katalogisierte Bild von Mostacrt stammen könnte, verfocht als erster Fr. Winkler
(Monatshefte VI [1 g 13], S. 216). Es fehlt ebenso wie der Münchener Hubertus in Friedländcrs Liste.
Ludwig von Baldass.
und Vertiefung machen die Kenntnis einzelner Gemälde Patinirs schon sehr wahrscheinlich. Klar
und deutlich zeigen sich Einflüsse Patinirscher Kunst in der westindischen Landschaft in der
Sammlung van Stolk zu Scheveningen 1 und in der Landschaft mit dem heiligen Hubertus in der
Münchener Pinakothek i Fig. 17).2 Deutlich gewahren wir das Bestreben, das intime Landschaftsbild
der frühholländischen Kunst der vedutenartigen neuen Weltlandschaft nicht völlig zu opfern. Nur
am Bildrand läßt der Künstler die den Mittelgrund abschließende Berglehne sich senken und öffnet
dem Auge eine weite, in den Horizont verschwimmende Ferne. Schon im Mittelgrund wird das
Detail viel weniger präzis durchgebildet wie bei Patinir und eine atmosphärische Gesamtwirkung
Fig. 18. Jan Mostacrt, Flußlandschaft.
London, National Gallery.
angestrebt. Am stärksten bewegt sich das Christophorusbild in der Sammlung Mayer van den
Bergh zu Antwerpen in den Bahnen Patinirscher Kunst.3 Die Beeinflussung von dem großen Ge-
mälde des Escurials ist offensichtlich. In den landschaftlichen Einzelheiten hat diesmal die epische
Schilderung den Sieg davongetragen. Mit der Cockschen Fassung des Gegenstandes teilt das Ge-
mälde Mostaerts die in der Diagonale geführte Tiefendarstellung und den vom Bildrand über-
schnittenen Baum als Eckpfeiler der Komposition. Diese Weiterentwicklung vollzog sich bei beiden
Künstlern sicher selbständig voneinander. Ein Spätwerk Mostaerts ist die Flußlandschaft in der Lon-
doner National-Gallery (Fig. 18).4 Zum ersten Male in der niederländischen Kunst begegnen wir
1 Publ. von Weisz: Zeitschrift für bildende Kunst 1009/10, S. 115.
2 Das von Glück (Monatshefte IV [1911], S. 327) bestimmte Gemälde dürfte identisch sein mit der Landschaft mit
dem heiligen Hubertus, die Karel van Mander (Flocrke I, S. 23o) im Prinzen - Hof zu Harlem sah.
3 Abgebildet bei Weisz, a. a. O.
4 Daß dieses in London als Patinir katalogisierte Bild von Mostacrt stammen könnte, verfocht als erster Fr. Winkler
(Monatshefte VI [1 g 13], S. 216). Es fehlt ebenso wie der Münchener Hubertus in Friedländcrs Liste.