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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0145
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Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel.

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einer Landschaft, die jeder biblisch-historischen Staffage entbehrt und ganz. um ihrer selbst willen
betrachtet werden will. Noch ist die Bodenwelle des Vordergrundes, auf der, wie wir es dann im
XVII. Jahrhundert häufig begegnen, der Maler mit dem Skizzenbuch Platz' gefunden hat, reine
Kulisse. Das eigentliche Landschaftsbild, das ohne scharfe Trennung von Mittel- und Hintergrund
dargestellt ist, wird möglichst einheitlich gestaltet. Die epische Schilderung der Einzelheiten wird
einer lyrischen Gesamtstimmung unterworfen. Die Wirkung erzielte der Künstler nicht im Anschluß
an die Spätwerke Patinirs sondern an die Meisterwerke seiner mittleren Periode in der Art der
Wiener Taufe Christi. Der Charakter des Landschaftsausschnittes bleibt gewahrt: über dem Ganzen

Fig. 19. Jan Swart, Der heil. Johannes auf Pathmos, Holzschnitt.
Wien, Hofbibliothek.

liegt der Reiz der Intimität. Malerisch vollendet ist vor allem die Wiedergabe der Spiegelung im
Wasser.

Ebenfalls in Holland liegen die Wurzeln des Stils des Jan Swart van Groningen. Deut-
lich beweisen dies die Figuren und die Bäume des Vordergrundes auf seinem in den Zwanziger-
iahren gemalten Hauptwerk, der Predigt des Täufers in der Münchener Pinakothek.1 In der weiten
Fernsicht der konsequent vertieften Landschaft aber werden wir nicht fehlgehen, Einflüsse der
Antwerpener Landschaftsmalerei zu entdecken. Die diagonale Anordnung des Hügelgeländes und
die undetaillierte Wiedergabe der Berglehnen des Mittelgrundes teilt das Gemälde mit den gleich-
zeitigen Werken Mostaerts. Auf einem Holzschnitt der Wiener Hofbibliothek,2 der Johannes auf

1 Abgebildet bei Beets: Oud Holland 1914, Taf. 5. — Im Jahre 1522 wurden als Freimeister in die Antwerpener
Lucasgilde ein Lucas de Hollandere und ein Jan de Hollandere aufgenommen. Krsterer ist jedenfalls identisch mit Lucas
van Leyden, der, wie wir aus Dürers Tagebuch wissen, sich bereits 1521 in Antwerpen aufhielt. Es ist sehr wahrscheinlich,
daß letzterer identisch ist mit Jan Swart, der in den folgenden Jahren mit Lucas van Leyden zusammen Holzschnitte für
eine 1528 erschienene Bibel der Vorstermannschen Offizin zu Antwerpen lieferte. - h. 27-5, br. 38 cm. v
 
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