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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0153
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Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel.

I4I

Der Künstler hat diesen Punkt der Entwicklung sicher ohne Beeinflussung durch den Braunschweiger
Monogrammisten in Weiterbildung der Landschaften auf Orleys Frühwerken, wie auf der Opfe-
rung Isaaks in Schwerin, erreicht. Wichtig ist die Landschaft wegen des getreu wiedergegebenen
Lokalkolorits. Daß wir kein Phantasiegebilde sondern ein wirkliches Naturporträt vor uns haben,
beweist folgende Beschreibung des Bildes im Inventar der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wil-
helm: «Ein Landschafft von Ohlfarb auff Holcz, warin unser liebe Fraw siezt mit dem Jesuskindl
an der Brusst, darbey khniedt St. Joseph autT seinem rechten Khnie, auff der rechten Seithen das
Dorff Etterbeckh bey Brüeszel sambt der Kirchen vom heyl. Creütz.» Der Maler1 muß also das

Fig. 27. Cornelis Massys, Die Rückkehr des verlorenen Sohnes.
Amsterdam, Rijksmuseum.

belgische Dorf so getreu wiedergegeben haben, daß man es mehr als ein Jahrhundert später, im
Jahre 165g, noch deutlich wiedererkennen konnte.

Auf den Errungenschaften des Braunschweiger Monogrammisten fußt vor allem Herri met de
Bles. Seine beiden Kreuztragungen in der Galleria Doria zu Rom2 und in der Wiener Akademie-
galerie (Taf. XVI) stehen so stark unter dem Einfluß jenes Meisters, daß sie wohl auf ein verscholle-
nes Original des Braunschweiger Monogrammisten zurückgehen müssen. Die Landschaften Herris met

1 In besagtem Inventar (publ. im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Ah. Kaiserhauses [, Reg. 495, Fol. 200)
wird das Gemälde als «Original von dem Bernhardt van Orlay» beschrieben. Doch hat es Friedländer mit Recht in seine
Orlev-Aufsätze (Jahrbuch der königl. preuß. Kunstsamml. XXIX, XXX) nicht aufgenommen. Ähnlich komponiert ist eine von
einem andern Romanisten aus dem Kreise des Lambert Lombard stammende Heilige Familie mit dem Johannesknaben in Basel
(Nr. 178). Die Landschaft stammt hier von einem Künstler aus der Nähe des Herri met de Bles. Das Motiv dieser Heili-
gen Familie ist wiederholt auf einem bedeutend schwächeren Bilde der Bamberger städtischen Galerie (Nr. 85, «Heemskerk»).

- Die Kreuztragung der Sammlung Doria (Photographie von Anderson Nr. 3019) wurde von Glück — wie ich glaube,
mit Unrecht — dem Braunschweiger Monogrammisten selbst zugeschrieben (s. den Artikel im IV. Bande von Thiemes
Künstlerlexikon).
 
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